Die Straße Hinter der Mauer führt nicht nur malerisch an der alten Stadtmauer entlang, auch ihre geringe Breite und die großzügige Verwendung von Kopfsteinpflaster atmen die Verdener Geschichte. So oder so ähnlich kann die Straße auch in früheren Jahrhunderten in Verden ausgesehen haben. Auf der anderen Seite hat das Pflaster teilweise im Laufe der Zeit gelitten und ist gerade für Radfahrer und Fußgänger nicht mehr komfortabel und sicher. Das hat die Verwaltung bewogen, einen entsprechenden Umbau der denkmalgeschützten Straße Hinter der Mauer auf die Agenda zu setzen. Im weiteren Verlauf soll auch die Brückstraße fahrradfreundlich umgestaltet werden. Der Fachausschuss für Straßen und Stadtgrün hat dem Ausbau bereits einstimmig zugestimmt. Jetzt muss sich der Stadtrat Verden in seiner Sitzung an diesem Dienstag, 22. Juni, mit dem Thema befassen. Beginn der Onlinesitzung ist um 17.30 Uhr. Sie wird in den Ratssaal übertragen.

Die Straße steht teilweise unter Denkmalschutz, sie führt an Resten der Stadtmauer vorbei, an die eine Hinweistafel erinnert.
Bereits in der Sitzung des Fachausschusses gab es eine Diskussion über die Breite der Radfahrstreifen. So hatte Johanna König (Grüne) angeregt, mit der Denkmalschutzbehörde zu klären, ob die Streifen verbreitert werden könnten. Fachbereichsleiter Rainer Kamermann gab jedoch zu bedenken, dass bei einem regelkonformen Ausbau mit entsprechenden Breiten der Radwege die Straße komplett neugemacht werden müsste. Das Ziel der geplanten Arbeiten sei jedoch, Pflasterstreifen zu schaffen, die "besser befahrbarer und haltbarer sind".
Spuren aus Kleinpflaster
Denn in der Fußgängerzone ist zwischen 11 und 18 Uhr das Fahrradfahren verboten. Die Straße Hinter der Mauer soll daher nach den Planungen der Stadt als "sichere Ausweichstrecke für Radfahrende" dienen. Die Straße besteht aus Kopfsteinpflaster mit beidseitigen Spuren aus Kleinpflaster. Das Kopfsteinpflaster ist nach Angaben des Fachbereichs in gutem Zustand und teilweise denkmalgeschützt, das Kleinpflaster der Spuren insbesondere in Überfahrten stark beschädigt. "Beide Pflasterarten sind schlecht mit dem Fahrrad zu befahren", so Kamermann. Unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes soll das Pflaster der Spuren durch ein barrierefreies, radfahrfreundliches Pflaster ausgetauscht werden. "Es muss aber kein Naturpflaster sein", sagte der Fachbereichsleiter. Die Denkmalschutzbehörde fordere aber auf Höhe der Stadtmauer ein kleinteiliges Pflaster für den Austausch. Das Kopfsteinpflaster soll erhalten bleiben. Die Seitenstreifen im weiteren südlichen und nördlichen Verlauf unterliegen nicht dem Denkmalschutz, zur Erhaltung eines einheitlichen Gesamtbildes soll dort das gleiche Pflaster verlegt werden.
Laut Stephanie Weber vom Fachbereich Straßen und Stadtgrün soll für die Fahrradstreifen ein Betonstein (oder vergleichbar) gewählt werden, der Naturstein nachempfunden ist. Er sei leichter zu verlegen und kostengünstiger als eine Natursteinvariante. Auch hinsichtlich der Fahrradfreundlichkeit weise dieser Pflasterstein mit seiner glatten, jedoch nicht rutschigen Oberfläche Vorteile auf. Der Farbton des neuen Pflasters entspricht dem der Reeperbahn, wobei der Grauanteil leicht reduziert werden soll. Im weiteren Verlauf führt der Weg Radfahrer durch die Brückstraße. Hier sieht die Verwaltung vor, den Kurvenbereich, der aus dem abgängigen Kleinpflaster besteht, ebenfalls mit dem Betonpflaster auszutauschen. Die Fahrbahn der Brückstraße – zwischen Kurve und Knotenpunkt Untere Straße und Reeperbahn –besteht vollflächig aus Kopfsteinpflaster.
Die Vorzugsvariante der Verwaltung sieht vor, die Brückstraße vom Knotenpunkt Untere Straße – Reeperbahn bis zum Anschluss an Hinter der Mauer mit den neuen Betonsteinen zu verlegen. Der einzelne Pflasterstein würde größere Abmessungen als die des Fahrradstreifens aufweisen. Bei dieser Variante würde eine Fläche von etwa 110 Quadratmetern ausgetauscht werden. Im Gegenzug entstünde ein einheitliches Bild mit wiederkehrenden Farben vom Knotenpunkt mit Blick in die Straße Hinter der Mauer. Die voraussichtlichen Kosten belaufen sich auf rund 80.000 Euro. Die Mittel stehen zur Verfügung. Die Arbeiten sollen noch 2021 erfolgen.
Einstimmig empfohlen hat der Fachausschuss auch den Bau des geplanten Verbindungswegs zwischen Hinter der Mauer und der Reeperbahn (Verlängerung Johannisstraße). Der Weg soll in Anlehnung an den Carl-Hatzky-Weg hergestellt werden. Das Wegegrundstück hat eine Breite von vier Metern. Die Pflasterfläche soll auf einer Breite von 2,5 Metern mit dem gleichen Betonsteinpflaster wie die Reeperbahn hergestellt werden. Es ist vorgesehen, dass die angrenzenden Grünstreifen eine Heckenbepflanzung erhalten. Für den Weg ist ein Durchbruch der alten Stadtmauer auf einer Breite von 2,5 Metern erforderlich. Dafür muss die Genehmigung des Denkmalschutzes eingeholt werden.