Es gibt Theaterstücke, die trotz ihres Alters an Aktualität nichts eingebüßt haben. Als eines von ihnen gilt "Tartuffe", eine Komödie aus der Feder von Molière, der zu den großen französischen Dramatikern des 17. Jahrhunderts gehört. Der Autor, der mit bürgerlichem Namen Jean-Baptiste Poquelin hieß, versucht in seinem Stück Heuchelei, Betrug und Skrupellosigkeit zu entlarven. Dabei stellt sich die Frage: Wollen die Menschen vielleicht alle lieber belogen werden, als der Wahrheit ins Auge zu schauen?
Die Burghofbühne Dinslaken zeigt das Stück am Mittwoch, 30. Juni, in der Verdener Stadthalle. Doch nicht nur deren Besucher dürfen sich auf die Vorführung freuen. "Da statt 573 Gästen aktuell nur 138 einen Platz in der Stadthalle Verden buchen können, wird zum Sommerauftakt erstmals eine Hybrid-Veranstaltung angeboten", heißt es in der Ankündigung. Interessierte haben so die Möglichkeit, das Geschehen vor dem heimischen Bildschirm zu verfolgen. "Ein Team aus Kameraleuten, Medientechnikern und Toningenieuren wird die Inszenierung während der Aufführung aufnehmen und live ausstrahlen", erläutert Susanne Reinhardt, die für die Kulturförderung im Verdener Rathaus zuständig ist.
Tarfuffe ist ein Betrüger, ein Scharlatan, ein Angeber und ein Lügner. Obwohl das jeder zu wissen scheint, gelingt es der Figur, der das Stück seinen Titel verdankt, sich im Haus von Orgon und seiner Familie einzunisten und sich nach und nach unentbehrlich zu machen, heißt es in der Ankündigung. An sich selbst stellt der Eindringling keinerlei moralische Ansprüche. Er ist verschwenderisch, genusssüchtig, lebt ganz und gar hedonistisch. Gleichzeitig hat er das Charisma eines Heilsbringers. Er predigt Moral, stiftet Lebenssinn und propagiert einen gesunden Lebensstil. Damit trifft er bei Orgon direkt ins Schwarze. Bald überschreibt dieser dem Betrüger Haus und Besitz. Doch nicht alle lassen sich von Tartuffes vermeintlicher Frömmigkeit täuschen und so bemühen sich seine Widersacher, ihn zu entlarven. Doch ihre Vorhaben laufen immer wieder in Leere, verkehren sich teilweise sogar ins Gegenteil.
"Molière zeigt uns mit Tartuffe eine Figur, die so offensichtlich lügt, dass sich die Balken biegen", heißt es in der Ankündigung. Umso erschütternder ist es, dass der Mann trotz aller Skrupellosigkeit so erfolgreich ist und es niemanden gelingen will, ihn aufzuhalten. "Molières Komödie, die zu Lebzeiten des Autors gleich zweimal von der Zensur verboten wurde, zeigt uns erschreckend aktuell, zu wie viel Scheinheiligkeit, Ignoranz und Selbstbetrug der Mensch fähig ist", fasst Reinhardt zusammen. Die Hauptfigur des Lustspiels hat im Laufe der Jahrhunderte solch großen Eindruck hinterlassen, dass sie ihre Spuren in der deutschen Sprache hinterließ: Als Tartüffe werden noch heute Heuchlerinnen und Heuchler bezeichnet.
Tickets für einen Sitzplatz in der Verdener Stadthalle kosten abhängig von der Kategorie 23, 20 oder 16 Euro. Ermäßigte Preise von 20, 16 und 13 Euro gelten für Menschen mit Behinderungen, Arbeitslose, Schüler, Auszubildende und Studierende. Einen Einblick in die aktuellen Hygienevorschriften können sich die Theaterbegeisterten im Internet unter www.verden.de verschaffen. Die Preise für die Online-Übertragung können Interessierte selbst festlegen, sie haben die Wahl, fünf, zehn oder 15 Euro zu zahlen. Karten für das analoge sowie das digitale Event sind bei den VERDENER NACHRICHTEN, Große Straße 132, im Bremer Pressehaus sowie in allen regionalen Geschäftsstellen des WESER-KURIER erhältlich. Alternativ sind Buchungen auch online möglich. Die Touristik-Information bietet zudem eine telefonische Ticketreservierung für Plätze in der Stadthalle an. Sie ist unter der Rufnummer 04231/12345 zu erreichen. Die Vorführung beginnt um 20 Uhr.