Mit der Arbeit fertig sind sie eigentlich nie, irgendetwas gibt es immer zu tun, und irgendein Tier verlangt immer nach besonders viel Aufmerksamkeit und Pflege. Doch oftmals ist es schwierig, allen Anforderungen, die der Tierheimalltag an einen stellt, gerecht zu werden. Denn schon seit längerer Zeit steht der Leiterin des Verdener Tierheims, Heidi Seekamp, nicht genügend Personal zur Verfügung.
Insgesamt 146 Tiere gilt es aktuell zu versorgen, darunter sind, wie immer, die meisten Katzen, 118 an der Zahl. Dazu kommen einige Hunde (aktuell elf), derzeit 15 Kaninchen und zwei Degus. Mit dieser Anzahl an Tieren sei das Tierheim zwar gut besetzt, aber es gebe auch immer wieder Zeiten, in denen noch mehr Tiere zu versorgen seien. „Glücklicherweise konnten wir in der jüngsten Zeit etliche Tiere erfolgreich vermitteln“, so Seekamp.
Vier Vollzeitkräfte
Momentan stehen ihr vier Vollzeitkräfte zur Verfügung, hinzu kommen ihre eigene Arbeitskraft, vier Ehrenamtliche und insgesamt elf „Kuschler“, die sich ausschließlich um das Wohl der Katzen kümmern, mit ihnen spielen und sie mit Streicheleinheiten versorgen. „Denn es gibt immer wieder Tiere in den verschiedenen Katzengruppen, die aus verschiedenen Gründen besonders viel Aufmerksamkeit benötigen. Sei es, weil sie gerade erst eingezogen sind, weil sie etwas kränkeln oder weil sie in der Gruppe einen nicht ganz einfachen Stand haben.“ Hinzu kommt, dass viele wild eingefangene Katzen äußerst scheu sind und erst an die Hand des Menschen gewöhnt werden müssen, bevor sie gute Chancen auf eine Vermittlung in ein permanentes Zuhause haben.
Eine Vollzeitkraft mindestens werde laut Seekamp beständig auf der Quarantänestation benötigt. Dorthin kommt erst einmal jedes Tier, das neu ins Tierheim eingeliefert wird, da die Mitarbeiterinnen vor der obligatorischen gründlichen Untersuchung durch einen Tierarzt nie gänzlich ausschließen können, dass es eine ansteckende Krankheit hat.
Mindestens zwei Kräfte seien dann eigentlich im Hundetrakt von Nöten, doch das könne das Team aufgrund der schwierigen Personalsituation gar nicht immer einrichten. Umso mehr freut sich die Leiterin darüber, dass es zwei neue Mitglieder im Team gibt, die sie als Ersatz für dauerhaft erkrankte, teils langjährige Mitarbeiter einstellen konnte: „Das ist zum einen eine gelernte Tierpflegerin, zum anderen ein Quereinsteiger, die zusammen ein großartiges Team abgeben.“ Wichtig sei dabei stets, dass zumindest eine gelernte Kraft mit dabei sei, die sich beispielsweise mit den am häufigsten auftretenden Krankheiten und deren Medikation auskenne, stets aufmerksam den Gesundheitszustand der Vierbeiner im Auge behalte und so parallel noch etwaige ungelernte Kräfte einarbeiten könne.
Jeden Tag reinigen
Nie fertig sind die Pfleger mit den jeden Tag aufs neue anfallenden Reinigungsarbeiten: Die verschiedenen Räume sind zu säubern, außerdem alle Katzentoiletten und Flure sowie die Futternäpfe. Seekamp: „Danach geht es ans Füttern und quasi nebenbei gibt es dann noch die Arbeiten, um die ich mich meistens kümmere, wie die Betreuung des Telefons, das Führen von Vermittlungsgesprächen, die Aufnahme neuer Tiere und die Organisation von Tierarztbesuchen.“ Letzteres müsse meistens schon Sonntagabend erledigt werden, was beispielsweise die Vorbereitung und Beschriftung der Transportboxen sowie das Einfangen der entsprechenden Tiere beinhalte. „Wenn ich mich dann Montagmorgen auf den Weg zum Tierarzt mache – in den meisten Fällen geht es dabei um Kastrationen – ist dafür gar keine Zeit mehr, das muss alles bereits vorher erledigt werden.“
Um den Betrieb am Laufen halten zu können, sind auch die Ehrenamtlichen von entscheidender Bedeutung. Momentan kann das Tierheim da auf die Hilfe von vier Freiwilligen zählen, von denen sich zwei primär um den Raum mit den Kleintieren kümmern, dort zunächst die Gehege säubern, danach aber auch andere, teils spontan anfallende Arbeiten erledigen. So wie es auch bei den elf „Katzen-Kuschlern“ der Fall sei, verteile das Team die Anwesenheit der Ehrenamtlichen aus Pandemiegründen auf die verschiedenen Wochentage.
Überall dasselbe Problem
Nicht nur in Verden sei der Personalmangel deutlich zu spüren, auch in fast allen anderen Tierheimen, mit denen sie regelmäßig zu tun habe, gebe es dasselbe Problem, erzählt Seekamp. Generell stehe sie stets im Kontakt mit der Agentur für Arbeit, „doch der Markt ist leer, alle suchen, kaum einer wird fündig“. Die offenen Stellen zu besetzen – idealerweise mit gelernten Kräften, dann auch gerne in Kombination mit Quereinsteigern – sei deswegen nicht einfach, weil die Arbeit im Tierheim immer mit teilweise unattraktiven Arbeitszeiten verbunden sei. „Jedes zweite Wochenende haben wir Dienst, auch an vielen Feiertagen. Das schreckt einige ab, auch wenn es dafür natürlich einen Ausgleichstag in der Woche gibt.“
Manche täten sich zudem schwer mit den teils strengen Gerüchen, die im Tierheim oftmals vorherrschten. „All diesen Widrigkeiten zum Trotz – es ist eine sehr dankbare Aufgabe, der wir hier nachgehen, die Arbeit mit zum Teil äußerst hilfsbedürftigen Lebewesen macht zwar viel Arbeit, verschafft einem aber auch viel Befriedung und bereitet ebenso viel Freude“, betont Seekamp.