Die Corona-Pandemie hat den Leerstand in der Verdener Innenstadt verstärkt, und auch die Konkurrenz aus dem Internet setzt dem stationären Einzelhandel beständig zu. Trotz erster Lockerungen ringen weiterhin viele Geschäftstreibende entlang der Großen Straße und ihrer Zuwege weiterhin mit geringeren Einnahmen. Damit die Innenstadt ein attraktiver Ort zum Einkaufen, Bummeln und Flanieren bleibt, arbeitet die Stadtverwaltung aktuell an einem neuen Förderprogramm. Das soll zum einen Existenzgründern finanziell unter die Arme greifen, aber auch bestehenden Geschäften zu mehr Attraktivität verhelfen und so dauerhaft mehr Menschen in Verdens Innenstadt lockern.
In anderen Kommunen gebe es bereits ähnliche Projekte, erklärt Wirtschaftsförderer Fabian Fortmann. In Verden sollen im laufenden Haushaltsjahr bis zu 100.000 Euro aus dem Zukunftsfonds Innenstadt in das neue Förderprogramm fließen. Den Fonds hatte die Stadt erst im März mit dem Ziel, die negativen Folgen der Pandemie auf den stationären Handel abzufedern, ins Leben gerufen. Das Geld, das nun fließen soll, stamme aus Mehreinnahmen aus Grundstücksverkäufen, ergänzt Bürgermeister Lutz Brockmann.
Das Förderkonzept, das die Verwaltung in dieser Woche in einer Onlineveranstaltung vorstellte, besteht aus zwei Strängen. "Wir wollen Anreize für Existenzgründer schaffen", nennt Fortmann den ersten Strang. So soll auch die Angebotsvielfalt in der Innenstadt wachsen, was wiederum die Attraktivität steigert. Nach aktuellem Stand plant die Stadt, Menschen, die in der Innenstadt ein Geschäft eröffnen wollen, bei der Miete zu unterstützen. 50 Prozent der Nettokaltmiete sollen für bis zu 18 Monate aus dem Zukunftsfonds finanziert werden. Voraussetzung ist jedoch, dass es sich um eine durchschnittliche Miethöhe handelt. Denn der Zuschuss solle keine "zu hohen Mieten subventionieren", wie Brockmann erklärt. Auch die können übrigens Grund für Leerstand sein, ergänzt er.
Doch auch bestehende Einzelhandelsgeschäfte sollen von den Zuschüssen aus dem Zukunftsfonds profitieren. So winken Eigentümern beispielsweise Zuschüsse für Sanierungskosten. Geld gebe es für das, "was für den Besucher sichtbar ist", fasst Fortmann zusammen. Die Vorgaben seien extra ein wenig weiter gefasst. So könnten die städtischen Mittel beispielsweise in die Erneuerung von Fassaden, aber auch in Türen, Aufgänge oder die Ausbesserung von Werbeanlagen fließen. Ein wichtiges Thema sei zudem die Barrierefreiheit.
Begrenztes Gebiet
Beide Förderstränge werden zunächst nur für ein begrenztes Gebiet zur Verfügung gestellt. "Den größten Handlungsbedarf haben wir an der großen Straße", erläutert Fortmann. Zusätzlich sollen Zuwege wie die Brückstraße, die Herrlichkeit und die Nagelschmiedestraße mit einbezogen werden.
"Die Richtlinien sind nicht in Stein gemeißelt", betont Fortmann. Abhängig von der Nachfrage, könne das Gebiet künftig ausgeweitet werden. Mit der Eingrenzung soll zunächst sichergestellt werden, dass auch alle Antragssteller eine Finanzspritze bekommen und keine Projekte abgelehnt werden müssen.
Während im laufenden Jahr 100.000 Euro zur Verfügung gestellt werden sollen, sollen es in den Jahren 2022 und 2023 jeweils maximal 200.000 Euro werden, lautet der Plan der Verwaltung. Am kommenden Mittwoch, 26. Mai, wird sich der Ausschuss für Stadtentwicklung mit dem Thema befassen. Am 22. Juni wird der Stadtrat abschließend über die Umsetzung beschließen.
Ist das Vorhaben abgesegnet, soll es schnell gehen, wünscht sich Brockmann. Denn noch in diesem Jahr sollen erste Projekte umgesetzt werden. Da diese häufig etwas Vorlauf bedürfen, bittet er mögliche Interessierte, sich bereits jetzt Gedanken darüber zu machen, wofür sie eine Förderung einsetzen würden.
"Den Nutzen haben alle", sagt Brockmann über das Projekt. Denn neben den Fördergeldempfängern profitieren auch andere in der Verdener Innenstadt ansässige von einer belebteren Innenstadt. Und die soll es geben, sobald die Pandemie-Auflagen weiter gelockert werden. Ohnehin habe die Verdener Innenstadt gegenüber anderen Städten einen Vorteil: Denn die breite Große Straße bietet viel Platz zum Abstandhalten.