Für junge Menschen ist es zunehmend schwierig, in den ländlichen Regionen, in denen sie aufgewachsen sind, eine Wohnung oder gar ein Haus zu finden. Das Problem kennt auch Mischa Meininger. Daher möchte sich Verdens jüngster Ortsbürgermeister künftig unter anderem für Bebauung in zweiter Reihe einsetzen. Doch auf seiner Agenda für die kommenden fünf Jahre im Amt stehen noch viele weitere Themen.
Das Ehrenamt des Ortsbürgermeisters kam für ihn überraschend. Damit, dass er in den Ortsrat Döhlbergen-Hutbergen einziehen würde, hatte er hingegen schon gerechnet. 139 Stimmen konnte er auf sich vereinen – deutlich mehr als seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Der Weg in die Politik war für ihn ein schleichender Prozess. Im Sportverein, bei der Feuerwehr und beim Ernteclub war der heute 28-Jährige schon seit Jahren aktiv. "Man weiß immer, was im Dorf los ist und die Menschen beschäftigt", erzählt er. Bei der vorherigen Kommunalwahl – da war er 23 Jahre alt – habe er noch gar nicht darüber nachgedacht, sich auch politisch für die Gemeinde einzusetzen. Doch das habe sich mit der Zeit geändert.
Ortsrat neu aufgestellt
Nicht nur Meininger ist neu in Amt und Würden. Mit der Kommunalwahl wurde auch der Ortsrat Döhlbergen-Hutbergen neu durchgemischt. Nur drei "alte Hasen" gehören nun noch dazu und unterstützen die Neuzugänge dabei, in ihre neuen Aufgaben zu finden.
Für die Ratsarbeit hat sich Meininger bereits einen Ordner angelegt, den er in den kommenden Jahren stetig weiter füllen und mutmaßlich um weitere Hefter ergänzen wird. Hinter den ersten Beschlussvorlagen, mit denen sich der neue Ortsbürgermeister befassen muss, stecken bereits viele Stunden Arbeit der Vorgänger. Ein Beispiel sei die erneuerte Stromtrasse, die durch Groß Hutbergen und Döhlbergen führen wird, ein weiteres die Erweiterung des Feuerwehrhauses Döhlbergen-Rieda, zählt Meininger auf. Doch in den kommenden Jahren wird der junge Ortsbürgermeister auch über Themen abstimmen können, die während seiner Amtszeit auf den Tisch gekommen sind.
Anregungen, was in Döhlbergen, aber auch in Hutbergen besser werden könne, habe er schon einige bekommen. Das reiche von Beschwerden über verschmutzte Straßen bis hin zu dem Wunsch nach einem eigenen kleinen Corona-Testzentrum für die Ortschaft. Nicht jede Idee sei allerdings umsetzbar.
Radweg an der Hauptstraße
Ein Thema, das Meininger besonders am Herzen liegt, ist die Hauptstraße in Döhlbergen. Es sei die einzige Apfelbaum-Allee in Verden, erzählt er. Während ein Teil der Fahrbahn weitestgehend eben ist, besteht die andere Hälfte aus einer buckeligen Asphaltschicht. Die schmale Fahrbahn wird knapp, wenn sich Pkw und Trecker begegnen. Doch noch abenteuerlicher sei die Route für Radfahrerinnen und Radfahrer, kritisiert Meininger. Ein Radweg soll also her. In den kommenden Monaten werden die Pläne den Ortsrat beschäftigen.
Ein weiteres Herzensanliegen ist ihm, jungen Menschen zu ermöglichen, in der Ortschaft zu bleiben. Mietwohnungen oder gar Bauland zu finden, sei eine große Herausforderung, weiß Meininger aus eigener Erfahrung. Während er nun eine Wohnung zur Miete in einem umgebauten Bauernhaus gefunden hat, müssen andere die Ortschaft verlassen. So sei es beispielsweise einem Feuerwehrkollegen ergangen, der nach Barme abwandern musste. Die Bebauung in zweiter Reihe zu erleichtern, sei eine gute Möglichkeit, Menschen in der Ortschaft zu halten, findet Meininger.
Besondere Dorfgemeinschaft
Zu seinen Aufgaben als Ortsbürgermeister gehören auch einige Formalitäten. Die Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Döhlbergen-Rieda habe er bereits in amtlicher Funktion besucht. In den kommenden Monaten wird er zudem bei besonderen Geburtstagen und Jubiläen mit einem Strauß Blumen oder Präsentkörben vorbeischauen. Eine entsprechende Liste mit den wichtigsten Terminen bekommt er von der Stadt. Zu den bedeutenden Events im kommenden Jahr zählt auch der 50. Jahrestag der Gebietsreform. Wie dieses Datum standesgemäß begangen werden kann, wird Meininger und den Ortsrat in den kommenden Monaten auch beschäftigen.
Klar ist jedoch, dass die Gebietsreform, aber auch manch anderer Anlass von Menschen jeder Altersklasse gefeiert wird. Gemeinsame Feierlichkeiten von älteren und jüngeren Bewohnern der Ortschaften zeigen etwas, das Meininger an seiner Heimat besonders schätzt: die Dorfgemeinschaft. "Wenn einer Geburtstag hat, kann jeder kommen, egal, wie alt oder jung", sagt Meininger. Der Zusammenhalt der Menschen sei außergewöhnlich.
Für die Erntejugend und den Sportverein bleiben Meininger nun kaum noch Zeit, auch weil der Döhlberger im Schichtdienst tätig ist. Aktuell bildet er sich außerdem zum Industriemeister Mechatronik weiter. Im kommenden Jahr möchte er sein Zeugnis in den Händen halten, lautet sein Ziel außerhalb der Politik.