Die Hilfsbereitschaft der Kreisverdener reißt nicht ab, die Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine ist grenzenlos, doch die Spendengüter sind begrenzt. Deswegen wird überall im Landkreis weiter gesammelt und freiwillige Helfer, die unbegleiteten Kindern und Jugendlichen ein Zuhause auf Zeit geben wollen, werden gesucht. Der Hilfskonvoi aus der Gemeinde Kirchlinteln ist indes im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet angekommen.
"Wer Kinder oder Jugendliche vorübergehend in den Alltag seiner eigenen Familie integrieren möchte, sollte vor allem in den ersten Wochen etwas Zeit erübrigen können, um ihnen bei der Eingewöhnung und Orientierung zu helfen“, betont Iris Heitkamp, stellvertretende Leiterin des Fachdienstes Jugend und Familie beim Landkreis Verden. Kenntnisse der ukrainischen Sprache seien dabei nicht zwingend erforderlich, die Kommunikation funktioniere sicherlich auch über digitale Helfer. Von Vorteil wäre allerdings ein eigenes Zimmer für das Gastkind.
Dolmetscher gesucht
„Wir gehen davon aus, dass wir die unbegleiteten Minderjährigen auf unbestimmte Zeit, aber nicht dauerhaft im Landkreis unterbringen werden“, erläutert Heitkamp. Die Kinder sollten im Landkreis betreut werden oder in die Schule gehen, den Jugendlichen stehe für die Zeit ihres Aufenthaltes ein Vormund zur Seite. Darüber hinaus würden traumatisierte Kinder und Jugendliche psychosoziale Unterstützung erhalten.
Wer ein oder mehrere Kinder oder Jugendliche aufnehmen möchte, kann sich per E-Mail an die Adresse FEM51@landkreis-verden.de mit der Kreisverwaltung in Verbindung setzen. Ein entsprechendes Formular steht zum Herunterladen unter www.landkreis-verden.de/ukraine bereit. "Die ersten Hilfsangebote haben den Landkreis bereits erreicht", freut sich Heitkamp.
Neben Gastfamilien sucht der Landkreis Verden auch ehrenamtliche Übersetzerinnen und Übersetzer, die den ankommenden geflüchteten Menschen bei der Ankunft, Registrierung und Unterbringung helfen. Wer also Ukrainisch oder Russisch spricht, kann sich unter der E-Mail-Adresse dolmetschen@landkreis-verden.de melden.
Um Kleinkinder sicher unterbringen zu können, werden auch gut erhaltene Reisekinderbetten samt Matratzen, Bettdecken, Kissen und Bettwäsche gesucht. Die Reisekinderbetten können montags bis donnerstags in der Zeit von 8.30 bis 15.30 Uhr im Gebrauchtmöbellager, Im Burgfeld 3 in Verden, abgegeben werden.
Annahmestelle auf dem Ehmken Hoff
Auch in der Gemeinde Dörverden wird kräftig für die Ukraine gesammelt. Im Kulturgut Ehmken Hoff wurde nun eine entsprechende Sammelstelle eingerichtet. Bis zum 24. März können dort montags bis sonnabends, jeweils in der Zeit von 10 bis 11 Uhr sowie von 17 bis 18 Uhr Sachspenden abgegeben werden. Der Ehmken-Hoff-Verein kooperiert eng mit der Deutsch-Polnischen-Gesellschaft (DPG) aus Verden, die den Transport der Hilfsgüter übernimmt.
Folgende Artikel werden benötigt: Gereinigte Decken, Bettwäsche, Schlafsäcke, Winterbekleidung, Kinderkleidung, Handtücher sowie neue Unterwäsche und Socken. Des Weiteren suchen die ehrenamtlichen Helfer Gehhilfen, Rollstühle, Körperpflegeartikel, Babynahrung und Windeln, aber auch Erkältungsmedikamente und haltbare Lebensmittel. Hilfreich sind außerdem Taschenlampen, Powerbanks und Handyladekabel. Die Sachspenden sollten in gut verpackten und verschlossenen Kartons oder Kleidersäcken abgegeben werden, einfache Plastiktüten oder gelbe Säcke werden nicht angenommen.
Die zentrale Sammelstelle der DPG öffnet am Sonnabend, 19. März, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr in Verden ihre Pforten. Sie befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Futtermittelfabrik Anton Höing am Brunnenweg 1.
Der Hilfskonvoi, der am Mittwochmorgen aus der Gemeinde Kirchlinteln in Richtung Westukraine aufgebrochen ist, hat sein Ziel erreicht und befindet sich bereits wieder auf dem Heimweg nach Kirchlinteln. Während ein Reisebus vollbesetzt sei, würden mit dem anderen 23 Frauen und Kinder sowie ein Mann transportiert, schilderte Mitfahrer Uwe Roggatz. Die Hilfsgüter seien den Maltesern übergeben worden.
Er berichtete von "chaotischen Zuständen" an der ukrainischen Grenze, von "Leuten mit Kalaschnikows und Gewehren". Die Kirchlintler seien mit vorgehaltener Waffe gezwungen worden, das Terrain wieder zu verlassen. Bewegende Bilder, die den Fahrern während der Wartezeit an der Grenze an die Nieren gegangen sind, beschrieb hingegen Wilhelm Haase-Bruns: „Die ganze Zeit kamen uns Mütter und Großmütter mit kleinen und größeren Kindern entgegen. Das, was wir bisher nur im Fernsehen gesehen haben, haben wir nun live erlebt.“