Das Verdener Unternehmen Floating Homes bietet genau das an, was sein Name verspricht: Schwimmende Domizile, sprich Hausboote. Der Fokus liegt dabei auf dem Haus - die Boote aus Verden sind nicht motorisiert.
Bei der Kelly-Family war es lange Zeit nicht wegzudenken, Jan Fedder alias Dirk Matthies vertritt die Liebe zu ihm sogar im Großstadtrevier und auch Gunter Gabriel genießt schon lange die Freiheit auf seinem. Die Rede ist von Hausbooten. Viele haben sich früher den Traum vom schwimmenden Zuhause erfüllt.Was früher als niedlicher Liebesbeweis an die Natur belächelt wurde, entwickelt sich im Laufe der Jahre nun wieder zum Trend. Das hat auch das zur Matthäi-Gruppe gehörende Verdener Unternehmen Floating Homes erkannt und ist auf den Zug – pardon, das Hausboot – aufgesprungen.
Seit 2011 hat das Unternehmen Floating Homes Fuß in der Hausboot-Branche gefasst. Anfangs mit einem Architekten aus Hamburg, dann allein. Die Grundlage der schwimmenden Domizile bietet das patentierte Modul-Ponton-System. Anders als ihre motorisierten „Brüder“ sind die Wohnungen nicht mobil. „Wir setzen unseren Fokus ganz klar auf das Haus und uns damit auch von der Konkurrenz ab“, verdeutlicht Benedikt Fischer, Marketingbeauftragter bei Matthäi. Daraus leitet sich auch der Name Floating Homes, also „schwimmende Häuser“ ab.
Ponton wird in Hamburger Werft hergestellt
Die Produktion beginnt klassisch mit der Planung. Steht die Skizze, wird der Ponton gegossen. Das passiert in einer Werft in Hamburg. „Gunter Gabriel hat sein Hausboot zwei Werften neben uns liegen“, merkt Benedikt Fischer nebenbei schmunzelnd an. Aber warum ausgerechnet Stahlbeton, wenn es auch leichtere Alternativen gibt? „Der Vorteil bei Stahlbeton ist, dass eine Wartung nur alle 50 bis 100 Jahre erfolgen muss. Stahl- oder Aluminiumpontons müssen hingegen alle fünf bis zehn Jahre gewartet werden“, erklärt Fischer den Unterschied. Außerdem können die hohlen Pontons als Keller und Heizungsraum genutzt werden. Telefon-, Abwasser und Stromleitungen kommen aus dem öffentlichen Netz und verlaufen unter dem Steg ins Haus.
Der Rohbau der schwimmenden Wohnungen werden anschließend von der Werft mit Schleppern zu ihrem Bestimmungsort gezogen. „Das ist mitunter schon Zentimeterarbeit“, berichtet Benedikt Fischer. Als Beispiel führt er den Transport eines Hausboots zum Viktoriakai an. Damit an den Brücken nicht Endstation war, wurde der Wasserstand extra zehn Zentimeter gesenkt. Es folgt der Holzrahmenbau, welcher vormontiert vor Ort auf den Ponton gebaut wird. „Zum Schluss kommen die Dachdecker, Fassadenbauer sowie Haustechniker zum Zuge“, erzählt Fischer.
Kunststoffbeschichtete Blechfassade
Für Witterungsbeständigkeit besteht die Außenhülle aus einer kunststoffbeschichteten Blechfassade. Nach einem halben Jahr ist die schwimmende Unterkunft dann fertig. Zielgruppen sind zum einen Menschen mit einer gewissen Wasseraffinität. „Zum anderen aber auch Menschen, die Lust auf etwas Exklusives haben und nicht auf dem Festland leben möchten“, zählt Benedikt Fischer die zwei großen Gruppen auf. Das steigende Interesse an den Floating Homes erklärt er sich mit dem Ruf nach mehr Ruhe: „Obwohl sie in Hamburg nur einen Kilometer vom Zentrum entfernt sind, ist man beim Betreten der Häuser in seiner eigenen Welt und kriegt nicht mehr viel von dem City-Trouble mit.“ Um das Gefühl der Naturverbundenheit weiter zu verstärken, bedient sich Floating Homes einiger Kniffe. Die Bodenplatte im Inneren wird zum Beispiel leicht abgesenkt installiert. „So hat man das Gefühl, direkt auf dem Wasser zu sitzen“, erklärt Benedikt Fischer.
Das Gros der Kunden bildet der private Bereich der guten Mittelschicht. Die Preise bewegen sich von 280.000 Euro für den 60 Quadratmeter großen und 16 Meter langen A-Typ bis zu 589.000 Euro für den 116 Quadratmeter großen D-Typ am Viktoriakai in Hamburg. „Für Hamburger-Verhältnisse bekommt man nur schwer eine gleichgroße Eigentumswohnung für den gleichen Preis“, vergleicht Benedikt Fischer.
Aktuell 250 Liegeplätze in Deutschland
In Deutschland gibt es zur Zeit 250 Liegeplätze für Hausboote. Benedikt Fischer sieht Nachholbedarf, denn die Ursache für die verhaltenen Zahlen ist mitnichten die mangelnde Nachfrage, wie er versichert: „Die Städte wissen nicht, wie sie mit dem Liegeplatzverfahren umgehen sollen. Darum gibt es aktuelle nicht genug Liegeplätze für die enorme Nachfrage.“ Hamburg zählt für Fischer zu den Vorreitern. Die Hansestadt hat immerhin einen Leitfaden herausgebracht. Mit der Vergabe kommen sie trotzdem nicht hinterher. „Andere Städte kommen hingegen gar nicht voran und schieben das Problem von einem Gremium zum anderen und rennen sich fest“, beschreibt er das Dilemma. Zum Vergleich: Während Amsterdam mit 2500 Liegeplätzen das Zehnfache bietet, steht London sogar mit 10 000 Plätzen weit vorne an der Spitze.
Auch im Bereich der Finanzierung werden zukünftigen Hausboot-Besitzern noch Steine in den Weg gelegt. „Hausboote zählen nicht als Immobilie. Weil sie beweglich sind, gibt es keinen Grundbucheintrag. Dadurch fehlt den Banken ein Nachweis, dass die Mobilie dort länger liegt“, verdeutlicht Fischer. Dennoch geht Benedikt Fischer von Kinderkrankheiten aus und sieht einen starken Trend im Hausboot-Sektor: „Wir hatten schon Anfragen, ob wir eine ganze Siedlung aus Floating Homes bauen könnten.“ Große Resonanzen erhält er auch aus Schleswig-Holstein und Berlin. Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern sollen folgen, wenn es nach dem Marketingbeauftragten geht.