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Verkehrssicherheit Senioren am Steuer: Wie der Kreis Verden die Fahrtauglichkeit prüft

Die Debatte ist nicht neu: Alle paar Jahre werden Forderungen laut, dass Senioren ihre Fahrkenntnisse mit einem neuen Führerschein auffrischen sollten. Der Landkreis Verden setzt dagegen auf eine andere Idee.
07.02.2025, 14:33 Uhr
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Von Sandra Bischoff Lina Wentzlaff

Autofahren bedeutet für viele Menschen ein Stück Freiheit. Gerade Senioren können mit einem Auto ihren Alltag selbstbestimmter gestalten. Doch mit den Jahren können sich auch kleine Fehler in die Fahrgewohnheiten schleichen, die große Auswirkung auf die Sicherheit im Straßenverkehr haben.

Wie sieht die Situation im Landkreis Verden aus?

Im Kreis Verden gelten Senioren (ab 65 Jahren) neben Fahranfängern (18 bis 24 Jahre) immer noch als Risikogruppe. Das zeigen die aktuellen Unfallzahlen der Polizeiinspektion Osterholz/Verden. Immer wieder wird deswegen die Forderung laut, diese Altersgruppe in regelmäßigen Abständen auf ihre Fahrtauglichkeit hin zu überprüfen.

Wie viele Senioren geben ihren Führerschein ab?

Im vergangenen Jahr hat der Landkreis elf Männer und Frauen gezählt, die ihre Fahrerlaubnis freiwillig zurückgegeben haben. 2023 waren es 14 Personen. "Die Abgabe erfolgte, ohne dass diese Menschen vorher Kontakt mit der Führerscheinstelle des Landkreises Verden hatten", teilt ein Sprecher der Fahrerlaubnisbehörde mit. Bei einem freiwilligen Verzicht werde somit nicht nach dem Grund der Abgabe gefragt. "Es handelt sich jedoch in der Regel um gesundheitliche Gründe."

Wie gibt man den Führerschein ab?

Für die Abgabe reicht eine schriftliche Erklärung, die zusammen mit dem Führerschein übersandt wird. Auch eine persönliche Abgabe vor Ort ist möglich. Wenn der Grund für die Abgabe – beispielsweise durch die Genesung von einer Krankheit – nicht mehr besteht, können Antragsteller sogar ihren Führerschein zurückgewinnen, heißt es aus dem Kreishaus. Dazu würden sie zu einer ärztlichen Eignungsüberprüfung aufgefordert. "Das kommt aber in der Regel nicht vor", so der Sprecher der Fahrerlaubnisbehörde.

Wann werden Senioren überprüft?

Neben der freiwilligen Führerscheinabgabe kann die Fahrerlaubnisbehörde, also der Landkreis, unter bestimmten Voraussetzungen eine Überprüfung der Fahreignung veranlassen und die Fahrerlaubnis entziehen. Dafür müsse jedoch eine Ungeeignetheit zum Führen von Kraftfahrzeugen vorliegen, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt. "Ein typisches Beispiel für eine Ungeeignetheit ist das Fahren unter Alkoholeinfluss. Aber auch körperliche oder geistige Mängel können die Fahreignung beeinträchtigen", sagt Fenja Land, Sprecherin der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. Bei Straßenverkehrskontrollen kommt es immer wieder vor, dass Polizeibeamte eine mögliche Beeinträchtigung der Fahreignung bei Senioren feststellen. Dies werden anschließend an die Fahrerlaubnisbehörden weitergegeben.

Bei wie vielen Fällen musste sich der Landkreis einschalten?

In 2023 waren es 16 Fälle, die beim Landkreis Verden landeten, in 2024 21 Fälle. "Meistens handelt es sich dabei um Erkrankungen wie Demenz, Parkinson oder Bewegungsbehinderungen", berichtet der Sprecher der Fahrerlaubnisbehörde. In diesen Fällen werde die Eignung der Personen dann mit einem Hausarzt-Fragebogen oder ärztlichen Gutachten überprüft. In den meisten Situationen komme es aber gar nicht mehr zu einer Begutachtung, da diese Personen im Rahmen der Überprüfung freiwillig verzichteten. "Sollten Seniorinnen oder Senioren eine Eignungsüberprüfung trotz gravierender Auffälligkeiten ablehnen und die Fahrerlaubnis auch nicht freiwillig abgeben, kommt es zum Entzug der Fahrerlaubnis, da die Fahrerlaubnisbehörde in diesem Fall von einer Nichteignung ausgehen muss", erklärt der Sprecher.

Was tun, wenn man sich unsicher ist?

Die Polizei verweist auf das Projekt "Fit im Auto", das sie zusammen mit der Verkehrswacht und den örtlichen Fahrschulen anbietet. Bei dem Seminar gibt es einen theoretischen und einen praktischen Teil. Darin stelle die Polizei nicht nur Neuerungen im Straßenverkehr vor und frische die theoretischen Kenntnisse der Teilnehmer auf, beispielsweise wie das richtige Verhalten bei einem Kreisverkehr ist. Es gehe auch um die Frage, welche altersbedingten Veränderungen die Teilnehmer bei sich selbst erwarten. "Das Seminar zielt nicht darauf ab, den Führerschein der Seniorinnen und Senioren einzuziehen, sondern auf mögliche Veränderungen und Einschränkungen aufmerksam zu machen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sensibilisiert für die möglichen Veränderungen und welche Auswirkungen dies auf den Straßenverkehr hat", so Polizeisprecherin Land. Die Erfahrung habe gezeigt, dass manche Senioren im Anschluss freiwillig gesagt hätten, sie würden nicht mehr Auto fahren.

Welche Möglichkeiten gibt es ansonsten noch?

Für Personen ab dem 65. Lebensjahr gibt es zudem die Möglichkeit, an einem Fahr-Fitness-Check vom ADAC teilzunehmen. Ein Fahrlehrer besucht dann die Teilnehmer und macht mit ihnen in ihrem eigenen Pkw eine Testfahrt.

Was kostet ein Fahrtraining?

Beide Angebote für ältere Verkehrsteilnehmer werden vom Senioren- und Pflegestützpunkt des Landkreises Verden bezuschusst. Die Teilnehmer haben dann einen Eigenanteil in Höhe von 40 Euro zu tragen. Und die Nachfrage ist groß: Pro Jahr gibt es in der Regel sechs Trainingseinheiten der Verkehrswacht mit je zwölf Plätzen. Im Jahr 2023 haben 90 Personen und im Jahr 2024 64 Personen dieses Angebot im Kreis Verden angenommen. Für das Fahrtraining des ADAC erreichten die Kreisverwaltung in den vergangenen zwei Jahren zudem 16 Anträge.

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