Kommando zurück! So könnte man die aktuelle Situation in Achim zusammenfassen. Die für Pfingstmontag, 9. Juni, geplante Evakuierung in Embsen wird nun nämlich doch nicht stattfinden. Darüber hat Bürgermeister Rainer Ditzfeld am späten Dienstagnachmittag in einem eilig einberufenen Pressegespräch informiert. Die beiden Bodenfunde im Dreieck nördlich der Autobahn 27 und westlich der Landesstraße 167, bei denen der Verdacht bestand, dass es sich um Weltkriegsbomben handeln könnte, sind offenbar doch unbedenklich. "Wir haben am Dienstag um 15.30 Uhr die Info bekommen, dass sich an beiden Standorten in Embsen keine Bomben befinden", erklärte Ditzfeld.
Das Ergebnis hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Stadt Achim mitgeteilt, kurz nachdem er beide Stellen genauer sondiert hatte. Eigentlich hätte diese Sondierung planmäßig erst am Evakuierungstag selbst stattfinden sollen. "Uns kam nun aber zugute, dass es in den vergangenen Tagen so trocken war und wir bereits mit der Grundwasserabsenkung begonnen hatten", berichtete Claudia von Kiedrowski aus dem Fachbereich Sicherheit und Ordnung, die den ganzen Prozess der Evakuierung aus dem Rathaus heraus federführend betreut. "Das war natürlich ein absoluter Glücksfall, den wir nicht vorher planen konnten." Der Kampfmittelbeseitigungsdienst habe aufgrund der Trockenheit des Bodens und der Tatsache, dass sie Spundwände vor Ort bereits gesetzt waren, entschieden, dass er das Risiko eingehen könne und eine Sondierung bereits vorher möglich sei.
Sondierung vorgezogen
"Am Freitag vergangenen Woche haben sie den ersten Punkt sondiert und es hat sich herausgestellt, dass es sich bei dem Fund im Boden nicht um eine Weltkriegsbombe, sondern um eine Erzlinse handelt", berichtete von Kiedrowski. Die zweite Stelle wurde dann am Dienstag sondiert. "Ich saß natürlich die ganze Zeit im Büro auf heißen Kohlen und habe auf die Info gewartet, was bei der Untersuchung rausgekommen ist." Am späten Nachmittag kam dann die Entwarnung: Auch hier handelt es sich nicht um eine Bombe. "In der Erde steckt stattdessen ein großes Rohr, das lediglich die Ausmaße einer Fliegerbombe hat", sagte von Kiedrowski.
Diese Info bedeutet im Umkehrschluss dann auch: Die von langer Hand geplante Evakuierung in Embsen ist nicht mehr nötig. "Die Funde können ohne Probleme im Boden bleiben", erklärte von Kiedrowski. "Wir müssen jetzt lediglich auf unseren Karten vermerken, dass es sich um unverdächtige Funde handelt, damit nicht in ein paar Jahrzehnten andere hier sitzen und sie wieder für bedenklich halten."
Die rund 1700 Achimer, die im Evakuierungsgebiet in Embsen und Teilen der Vogelsiedlung wohnen, müssen nun also nicht am Pfingstmontag ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Ein entsprechender Informationsflyer soll nach Angaben von Rainer Ditzfeld in den kommenden Tagen auch noch an alle betroffenen Haushalte verteilt werden. "Ich bedanke mich bei allen betroffenen Bürgern, dass sie mit der geplanten Evakuierung so entspannt umgegangen sind und bereits im Vorfeld einige Unannehmlichkeiten auf sich genommen haben." Für die Stadt habe die Gesundheit und Sicherheit der Menschen bei all ihren Planungen stets an erster Stelle gestanden.
Und diese Planungen haben durchaus viel Zeit in Anspruch genommen. Bereits seit Beginn des Jahres hatte sich der Krisenstab mit einer möglichen Evakuierung auseinandergesetzt. "Im Grunde haben wir noch bis heute Mittag mit Hochdruck an allen Maßnahmen für den Evakuierungstag gearbeitet", berichtete der Erste Stadtrat und Vorsitzende des Krisenstabs, Daniel Moos. "Im Prinzip waren wir mit allen notwendigen Konzepten soweit fertig und wollten uns nun mit allen Beteiligten noch ein letztes Mal vor Pfingsten treffen."
Dieses Treffen kann jetzt ausfallen. Doch Moos kann der ganzen Arbeit der vergangenen Monate dennoch auch etwas Gutes abgewinnen. "Für die Zukunft kann es sicherlich nicht schaden, ein solches Szenario schon einmal durchgespielt zu haben", sagte er. "Wir haben die Konzepte nun alle in der Schublade und können darauf zurückgreifen, wenn es doch noch einmal einen solchen Ernstfall in Achim geben sollte."