Es ist 20.20 Uhr als Bürgermeister Rainer Ditzfeld die Bürgerinfoveranstaltung am Montagabend beendet. "Hoffen wir mal, dass wir in fünf Wochen um diese Zeit einen Haken an die ganze Sache machen können", sagt er zum Abschluss. Mit der "Sache" meint Ditzfeld die geplante Evakuierung von rund 1700 Bürgern aus Embsen und Teilen der Vogelsiedlung am Pfingstmontag wegen des Verdachts auf zwei Blindgängerfunde. Ob sich Ditzfelds Hoffnung tatsächlich erfüllen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand beantworten. Denn wie lange die Evakuierung dauern wird, steht noch nicht fest. Zwar wurden bei Bodensondierungen für eine Baumaßnahme der Gasunie in Embsen zwei Verdachtsfälle entdeckt. Ob es sich dabei tatsächlich um Weltkriegsbomben handelt und falls ja, ob diese kontrolliert gesprengt oder entschärft werden, könne erst entschieden werden, nachdem die Funde freigelegt wurden. Bei der Infoveranstaltung wollten Verwaltung, Polizei und Co. aber zeigen, dass man sich, so gut es geht, auf alle Eventualitäten vorbereitet.
Betretungsverbot der Evakuierungszone: Am Pfingstmontag müssen bis 6 Uhr morgens alle Anwohner das Evakuierungsgebiet verlassen haben. Ab dann werden die 22 Zufahrten zu dem Gebiet mit Baken und entsprechenden Schildern abgesperrt. Darüber hinaus stehen auch Kameraden der Feuerwehr an den Zufahrten, um zu verhindern, dass das Gebiet unerlaubt betreten wird. Ab 6 Uhr laufen dann Kräfte der Feuerwehr und der Polizei durch das Gebiet, um an den Türen zu klingeln und sicherzustellen, dass niemand mehr vor Ort ist. "Wir teilen uns die Straßen auf, deshalb geht das relativ schnell", sagt Antje Golenia, Leiterin des Polizeikommissariats Achim. Erst wenn sicher ist, dass das Gebiet leer ist, könne der Kampfmittelbeseitigungsdienst mit den Arbeiten beginnen.

Neben dem Bürgermeister (Mitte) beantworteten bei der Infoveranstaltung auch Vertreter von Feuerwehr, Polizei, DRK und Gasunie die Fragen der Bürger.
"Während der Evakuierung wird das Gebiet dann mit behördlichen Drohnen überflogen", erklärt Golenia einer Bürgerin, die sich besorgt zeigt, dass Einbrecher die Chance von vielen verwaisten Häusern ausnutzten. "Auf diese Weise können wir am Evakuierungstag einen Einbruchschutz gewährleisten." Es handele sich hierbei um Drohnen, die die Polizei beispielsweise auch bei Vermisstenfällen nutze. Am Sonntag – also dem Tag vor der Evakuierung – kämen die Drohnen noch nicht zum Einsatz. "Dann werden unsere Streifenkollegen den Bereich allerdings vermehrt im Blick haben", kündigt Golenia an.
Hilfe im Notfall: Da sich das Achimer Feuerwehrhaus auch in der Evakuierungszone befindet, werden die Kameraden mit ihren Fahrzeugen und der nötigen Ausrüstung an diesem Tag auf dem nahe gelegenen Schützenplatz und im Schützenheim untergebracht. "So ist sichergestellt, dass sie bei einem Notfall in der Stadt weiterhin einsatzbereit sind", erklärt Ditzfeld. Die direkte Nähe zum eigentlichen Feuerwehrhaus sichere zudem, dass die Kameraden genauso schnell am Einsatzort sind, wie wenn sie vom Feuerwehrhaus starten würden.
Die Notunterkunft: In der Achimer IGS wird die Notunterkunft eingerichtet. Um die Herrichtung und den Ablauf vor Ort kümmert sich das DRK. "Wir geben natürlich unser Bestes, aber es muss allen klar sein, dass es kein Hotel und auch kein Center Parcs sein wird, sondern eine Zweckunterkunft", macht Karsten Brandt, Leiter Rettungsdienst beim DRK, deutlich. Die Notunterkunft wird am Pfingstmontag ab 5.30 Uhr und bis zum offiziellen Abschluss der Evakuierung geöffnet haben. Für Verpflegung und Getränke vor Ort wird gesorgt. Haustiere können in der Notunterkunft allerdings nicht mitgebracht werden. "Die Menschen werden in den Unterrichtsräumen untergebracht", kündigt Brandt an. Man habe sich bewusst gegen eine Unterbringung in der Sporthalle entschieden, weil so mehr Ruhe und Privatsphäre gewährleistet sei. "Sollte sich die Evakuierung allerdings bis in die Nacht hineinziehen, haben wir auch die Möglichkeit, die Turnhalle als Nachtquartier mit Feldbetten zu nutzen", sagt Brandt. Alle Bürger sollten mit bedenken, dass die Evakuierung länger dauern könnte und entsprechende Medikamente, die sie möglicherweise benötigen, mitbringen. "Wir haben zwar medizinischen Personal vor Ort, aber natürlich nicht die komplette Ausrüstung", gibt Brandt zu bedenken.
Information der Bürger: Der Beginn und das Ende der Evakuierung werden nach Angaben von Pressesprecher Kai Purschke über die gängigen Warn-Apps wie NINA, BIWAPP und Katwarn mitgeteilt. Entsprechende Infos gibt es auch in der Notunterkunft. Außerdem informiert die Stadt über ihren Whatsapp-Kanal im Laufe des Tages immer wieder über den aktuellen Stand der Arbeiten. Am Pfingstwochenende ist darüber hinaus auch das Bürgertelefon unter der 0 42 02 / 9 52 91 50 für dringende Fragen zu erreichen.