Isabel Gottschewsky findet klare Worte. Die CDU-Fraktionsvorsitzende hat Sorge, dass die Einführung des Rechtsanspruches für eine Ganztagsbetreuung im Jahr 2026 "ein Projekt werden könnte, das in die Hose geht und die Schulen alleine lässt". Und auch wenn der Erste Stadtrat Daniel Moos und mit ihm alle Beteiligten in der Verwaltung die Situation nicht ganz so düster sehen, muss er zugeben, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch einige offene Fragen gibt. Das Problem liegt aber nicht bei der Stadt Achim, sondern weiter oben – beim Bund und beim Land.
"Das Grundproblem ist, dass in Hannover im Kultusministerium in dem Thema aktuell nicht die Bewegung steckt, die es bräuchte", sagte Moos in der Sitzung des Schulausschusses am Donnerstagabend. Grundsätzliche Dinge wie etwa Fragen zur Finanzierung seien nach wie vor noch nicht abschließend geklärt. "Wenn man heute schon ein Ganztagsangebot hat, zahlt das Land 75 Prozent – allerdings immer nur auf vier Tage gerechnet", erklärte Moos das Problem. Der Freitag finde in der Schule als Ganztag heute noch gar nicht statt. Stand heute würden die 75 Prozent, die die Stadt ohnehin nur vom Land bekomme, zukünftig dann nicht mehr nur auf vier, sondern auf fünf Tage verteilt werden. "Das heißt, die finanzielle Auskömmlichkeit wird noch schlechter", kritisierte Moos. All das seien Fragen, die die Stadt hemmen würden, aktiver zu werden. "Uns fehlen schlichtweg vom Land die Vorgaben, mit denen wir dann arbeiten können."
Dabei entwickelt die Verwaltung selbst bereits seit rund zwei Jahren in einer Arbeitsgruppe ein Konzept für den Ganztag in der Stadt. "Wir wollen das Feld, was wir beackern können, so gut es geht vorbereiten", sagte Moos. Bisher ist bereits geplant im kommenden Jahr 2025 einen sogenannten außerschulischen Ganztagsangebotskoordinator (AGA) einzustellen. "Dessen erste Aufgaben werden sein, ein Netzwerk mit zukünftigen Kooperationspartnern aufzubauen", berichtete Marko Gebsattel von der Stadt Achim. Außerdem gehe es auch darum, in Zusammenarbeit mit den Schulen die Bedarfe zu ermitteln. Für eine solche Personalstelle gebe es auch einen Fördertopf des Bundes, um den sich die Stadt bewerben wolle.
Doch trotz der Tatsache, dass die Arbeitsgruppe schon viel Zeit und Mühe in ihr Konzept gesteckt hat, gibt es eben auch Fragen, die nicht auf kommunaler Ebene geklärt werden können. "Es gibt auf Bundes- und Landesebene weiterhin etwa Fragen zur Ferienbetreuung, der Beteiligung des Bundes an den Betriebskosten oder der Qualifizierung des Betreuungspersonals", zählte Gebsattel auf.
Reißleine ziehen
Und genau diese offenen Fragen machen Gottschewsky und ihrer Fraktion Sorgen. "Es schwebt einfach noch vieles im luftleeren Raum", bemängelte sie. Daher fragte sie sich, ob die Stadt Möglichkeiten habe, noch mehr Zeit rauszuschlagen. "Was können wir tun, um zu sagen, wir können es nicht bis 2026 schaffen? Können wir noch irgendwelche Register ziehen?", fragte Gottschewsky an die Verwaltung gewandt. Oberstes Ziel sei es schließlich, nicht ab 2026 in die Katastrophe zu laufen.
Von einer Katastrophe will Moos allerdings noch nicht sprechen. "Das Thema klingt mit all den offenen Fragen tatsächlich immer sehr frustrierend", gab er zu. "Aber wir versuchen, für alle Achimer Schülerinnen und Schüler eine gute Lösung zu finden, die allen Seiten gerecht wird – eben auch den Finanzen." Und man sei diesbezüglich eigentlich auf einem guten Weg. "Ich bin mir sicher, dass wir im nächsten Jahr ein Konzept zur Beratung vorlegen können."