Grund zur Freude gab es im vergangenen Jahr für den Achimer Bürgerbus. 2024 konnte der Verein nämlich seinen Fahrgastrekord knacken und damit das erfolgreichste Jahr in der über 13-jährigen Geschichte des Vereins feiern. Insgesamt 35.796 Achimer nutzten das Angebot in dem Jahr. So positiv diese Entwicklung auch ist, sie bringt für den Verein auch Nachteile mit sich: Häufiger als früher kommt es mittlerweile zu vollen Bussen – und zu dem ein oder anderen unzufriedenen Kunden.
Was ist aus Sicht des Bürgerbusvereins das Problem?
Die Fahrgäste sind es von den großen Bussen gewohnt, dass neben den Sitzplätzen immer auch noch weitere Plätze für stehende Fahrgäste zur Verfügung stehen. In den Bürgerbussen ist das nach Angaben von Armin Westendorf, Pressewart des Bürgerbus-Vereins, aber nicht möglich. "Der Bürgerbus ist gemäß Kfz-Zulassungsbehörde als Pkw zugelassen. Die Höchstzahl der zu befördernden Personen ist, neben dem Fahrer, auf acht beschränkt – ausschließlich auf Sitzplätzen", erklärt er. Insbesondere zu Stoßzeiten komme es immer mal wieder vor, dass bereits einige Fahrgäste im Bus sitzen und dann an einer Haltestelle mehr Personen mitgenommen werden möchten, als freie Sitzplätze im Bus sind. "Dann müssen unsere Fahrerinnen und Fahrer leider potenzielle Passagiere stehen lassen", bedauert Westendorf.
Kann der Bus zu Stoßzeiten nicht ausnahmsweise mehr Personen mitnehmen?
Nein, das ist nicht erlaubt. Die Fahrer würden nach Angaben von Westendorf ein Bußgeld oder im schlimmsten Fall sogar den Verlust ihres Personenbeförderungsscheins riskieren, wenn sie mehr Personen mitnehmen als erlaubt. "Es ist richtig, dass wir als Bürgerbus eine Beförderungspflicht haben", sagt Herfried Meyer, Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins. "Wenn unser Bus aber voll ist, haben wir die Pflicht erfüllt." Dennoch könne er natürlich nachvollziehen, dass es ärgerlich für Wartende sei, die keinen Platz mehr im Bus bekommen. "Wir können in dem Fall allerdings nichts anderes machen", erklärt Meyer.
Wie reagieren die Fahrgäste auf die vollen Busse?
Gelegentlich fehlt einigen Wartenden das Verständnis, warum sie nicht ebenfalls einsteigen und im Bus stehen können. "Es kann zum Beispiel auch sein, dass ein Rollstuhlfahrer in seinem Rollstuhl im Bus sitzt. Wenn dann mit ihm zusammen bereits acht Personen im Bus sind, bleibt zwar ein Sitzplatz frei, aber unsere Fahrerinnen und Fahrern dürfen dennoch keinen weiteren Fahrgast einsteigen lassen", sagt Westendorf. Bei der Höchstzahl von acht Personen zählten zudem auch Babys und Kleinkinder. "Gerade diese Situation führt manchmal zu unschönen Diskussionen", weiß Westendorf. Das sei einerseits für die Fahrer ärgerlich, die die Busse ehrenamtlich lenkten, aber auch für die übrigen Fahrgäste. Denn eine längere Auseinandersetzung hat natürlich auch Einfluss auf den übrigen Fahrbetrieb. "Wenn unsere Fahrer aufgrund einer solchen Diskussion fünf oder zehn Minuten später an der nächsten Haltestelle ankommen, ist das für alle Beteiligten ärgerlich", gibt Meyer zu bedenken. Wer zum Beispiel mit dem Bürgerbus zum Bahnhof fährt, hat dort dann vielleicht schon seinen Zug verpasst. Daher bittet der Bürgerbus-Verein alle betroffenen Passagiere um Verständnis und auch um faires und aggressionsfreies Verhalten gegenüber den ehrenamtlichen Fahrern.
Wäre ein dritter Bürgerbus die Lösung?
Aus Sicht von Herfried Meyer ist das eine Option, die in den kommenden Jahren erst einmal nicht zur Debatte steht. Und das habe verschiedene Gründe. Zunächst einmal müsste geschaut werden, wo man einen solchen Bus überhaupt einsetzen wollte. "Wir haben ein Liniennetz, das wir im Grunde von Beginn an haben und das sich sehr bewährt hat", sagt Meyer. Glücklicherweise komme es noch immer nicht sehr häufig vor, dass die Busse überfüllt sind. "Der Mittwoch ist wegen des Wochenmarkts in Achim natürlich immer sehr beliebt", sagt Meyer. "Das ist so ein typischer Tag, wo es beispielsweise auf den Linien, die über Embsen und Borstel fahren, mal eng werden kann." An den anderen Tagen gebe es hier allerdings in der Regel keine Probleme.
Ein weiterer Punkt, den man bedenken müsse, sei die Zahl der Fahrer. "Wir haben aktuell 50 Fahrer, die mit unseren zwei Bussen 44 Schichten abdecken"; zählt Meyer auf. "Mit einem dritten Bus bräuchten wir mindestens noch mal die Hälfte an zusätzlichen Fahrern." Und die zu finden, hält er für sehr schwierig.