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50 Jahre Gebietsreform Gedenkstein und Feier zum Jubiläum

50 Jahre Gebietsreform: Dauelsen und Eissel begehen Zusammenschluss am 21. Mai. In beiden Ortschaften gibt es unter anderem zahlreiche Aktionen der Vereine.
13.05.2022, 16:31 Uhr
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Gedenkstein und Feier zum Jubiläum
Von Andreas Becker

Die künstlerischen Wegweiser zu den verschiedenen Stationen sind bereits fertig, denn ein Schwein, Pinguin, Maus, Elefant und Gaukler – allesamt aus Ytong-Stein gefertigt – werden den Besuchern am Festtag zum 50-jährigen Bestehen der Gebietsreform in Dauelsen und Eissel die richtige Richtung zu den Attraktionen zeigen. Alle Vereine beteiligen sich am Sonnabend, 21. Mai, an dem Programm in beiden Ortschaften. Neben Feuerwehr, Schützenverein und TSV ist auch der Hundeverein neben dem Tierheim in Walle engagiert, denn der Platz liegt genau auf der Grenze, wie die Dauelser Ortsbürgermeisterin Sabine Patzer-Janßen sagt.

Wie die Gebietsreform, also der Zusammenschluss von Dauelsen und Eissel sowie die Eingemeindung in die Stadt Verden, zustande kam, das hat ein historisches Vorbereitungsteam recherchiert. Günter Palm, Hobby-Historiker aus Eissel, weiß zu berichten, dass die ersten Überlegungen über einen Zusammenschluss der beiden Gemeinden bereits 1967 aufkamen. "Damals wurde die Straße von Eissel nach Langwedel gebaut, und vom Landkreis Verden kam die Empfehlung, über einen Zusammenschluss von Eissel und Dauelsen nachzudenken. Dann werde der Landkreis einen Zuschuss für eine Verbindungsstraße gewähren", so Palm. Denn die damaligen Kopfsteinpflasterstraßen sollten ausgebaut und zu Kreisstraßen werden.

Auf Eis gelegt

Ein Jahr später, also 1968, wurde bereits der Vertrag über den Zusammenschluss geschlossen. Doch dabei blieb es zunächst, denn die Vereinigung wurde plötzlich auf Eis gelegt. "Der Grund war, dass nun Langwedel mit Eissel zusammengehen wollte", schildert Palm die neuen Umstände. Außerdem habe die Landesregierung zunächst Bedenken gehabt, diese hätten aber zerstreut werden können. "Der Oberkreisdirektor wollte Dauelsen-Eissel und ist mit den Bürgermeistern nach Stade zum Regierungspräsidenten gefahren. Der hat sich dann in Hannover für diesen Zusammenschluss starkgemacht." 1970 wurde der Vertrag schließlich von der Landesregierung genehmigt, und die neue Großgemeinde begann, mit der Stadt Verden zu verhandeln. "Verden war damals eine Verwaltungsstadt und brauchte große Gemeinden mit Land, um Betriebe ansiedeln zu können", erzählt Sabine Patzer-Janßen. Sie ist in Dauelsen aufgewachsen und erinnert sich: "Wir hatten 1965 die Hausnummer 159, damals wurden die Nummern noch nach der Reihenfolge vergeben." 

Größere Bedenken gegen die Eingemeindung der Großgemeinde nach Verden hatte der Landkreis, der dadurch eine schwächere Entwicklung der Gemeinden Walle und Holtum (Geest) befürchtet. Auf der anderen Seite erwartete der Landkreis aber auch eine positive Entwicklung von Verden und Dauelsen mit damals 25 Prozent Einpendlern. Auch die Stadt Verden machte geltend, dass es sich nachteilig auswirken würde, wenn Dauelsen nicht eingemeindet würde.

Sickergruben statt Kanalnetz

"Die Infrastruktur war vor der Gebietsreform schlecht", erinnert sich Karin Hanschmann, stellvertretende Ortsbürgermeisterin in Dauelsen, die ebenfalls in der Ortschaft aufgewachsen ist (Hausnummer elf). Statt eines Anschlusses ans Kanalnetz hätten die Häuser Sickergruben gehabt. Erst nach dem Zusammenschluss mit Eissel wurde eine Straßenbeleuchtung gebaut. "Die Firma, die damals den Auftrag bekommen hat, war 51 Mark billiger als die anderen", hat Günter Palm recherchiert. Insgesamt, so Hanschmann, sei Dauelsen zurzeit der Gebietsreform noch sehr ländlich gewesen. Es habe überwiegend Landwirtschaft gegeben, die Rinder hätten in der Marsch geweidet.

Ende 1970 tagte schließlich der Gemeinderat Dauelsen-Eissel zur Gebietsreform und besprach intensiv verschiedene Punkte, etwa die Erlaubnis zu Hausschlachtungen, Schulbusnutzung und Trinkwasserversorgung. Nach einem positiven Signal zum Zusammenschluss mit Verden brauchte es noch zahlreiche Sitzungen und Beratungen, bis schließlich am 14. März 1972 der sogenannte Gebietsänderungsvertrag mit Wirkung zum 1. Juli unterzeichnet wurde. 

"Die ersten Auswirkungen der Eingemeindung waren der Schul- und Kitabau", sagt Patzer-Janßen. Bereits im Mai 1971 hatte der Stadtrat Verden beschlossen, die Grundschule Dauelsen um zwölf Klassenräume zu erweitern. Damals herrschte nach den Protokollen ein großer Mangel an Schulräumen, sodass Schichtunterricht drohte. Parallel wurde zwar über einen Schulneubau in Borstel diskutiert, dieser Plan wurde jedoch aus Kostengründen nicht realisiert. Dass sich die Gebietsreform nicht nur bei der Infrastruktur positiv ausgewirkt hat, sondern im Zuge dessen auch viele Neubürger angelockt hat, zeigen die Einwohnerzahlen. Laut Karin Hanschmann lebten Ende der 1960er-Jahre etwa 1100 Menschen in Dauelsen, heute sind es rund 3500.

Angesichts des Jubiläums soll am Festtag, 21. Mai, auch bildlich an die Zeit der Gebietsreform ausgiebig erinnert werden. So werden alte und neue Fotos im Alten Schulhaus Dauelsen in Dauerschleife gezeigt. "Die Bilder stammen überwiegend aus Privatbesitz", sagt Hanschmann. 

Ablauf der Feierlichkeiten

Der offizielle Ablauf der Feierlichkeiten sieht vor, dass die Eisseler ab 9 Uhr mit der historischen Glocke den Festtag einläuten. Um 10 Uhr beginnt am Dorfgemeinschaftshaus in Eissel ein Gottesdienst mit Pastor Marco Stenzel. Um 14 Uhr wird ein Gedenkstein in der Dauelser Marsch enthüllt, der an den Zusammenschluss der Gemeinden erinnert. Ab 20 Uhr ist dann Party angesagt, im Schützenhaus Am Bettenbruch wird Musik aufgelegt.

Zwischen 10 und 16 Uhr können sich die Besucherinnen und Besucher auf vielfältige Aktivitäten der Vereine und Initiativen in beiden Ortschaften freuen. "Es ist ganz wichtig für die Vereine, sich darzustellen, weil viele durch zwei Jahre Corona mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen haben", sagt Sabine Patzer-Janßen. 

So wird es in Eissel unter anderem eine Imkerausstellung, Ortsrundfahrten mit dem Hasenwagen und Vorführungen der Feuerwehr geben. In der Dauelser Marsch stellen Treckerfreunde ihre alten Fahrzeuge und sonstigen Gerätschaften vor. Am Tierheim Walle organisiert der Hundeverein eine Messe für Mensch und Vierbeiner. In Dauelsen schließlich präsentiert die Feuerwehr ihre historische Fahrzeugflotte. Im Alten Schulhaus sind Werke Verdener Kunstschaffender zu bewundern, außerdem gibt es eine Lesung und Aktionen für Kinder. Der Handballverein stellt eine Torwurf-Geschwindigkeitsanlage auf, beim Schützenverein wird Bogenschießen geboten, und beim TSV können sportliche Gäste Beachvolleyball spielen und auf eine Torwand schießen. Zahlreiche Stände mit Essen und Getränken runden das Angebot ab. Und schließlich ist an allen Stationen der limitierte Kaffeebecher zum Jubiläum erhältlich – mit einer Zeichnung von Herbert Uelzen.

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