Dass die Dauelserinnen und Dauelser über ein sonniges Gemüt verfügen, weiß nicht nur Ortsbürgermeisterin Sabine Patzer-Janßen. Nun ist der Verdener Norden auch ganz offiziell zum Sonnendorf erhoben worden, denn dort startet an der Ecke Zum Thingplatz/Zur Schweineweide der neue Planetenlehrpfad der Volkssternwarte Langwedel. Die touristische Aktion verläuft auf rund sechs Kilometern (Luftlinie) entlang des Weser-Radweges bis in den Flecken Langwedel. Das Gesamtprojekt mit den verschiedenen Info-Tafeln wurde von den Löwen aus der Region finanziert, also den Lions Clubs Verden, Achim und Ottersberg und dem Damenclub Kristina Regina mit jeweils 1000 Euro. Lions und Dauelsen, auch das passt wie die Faust aufs Auge zusammen, denn das Tierkreiszeichen Löwe wird nun einmal vom Planeten Sonne beherrscht.
"Der Planetenlehrpfad bildet unser Sonnensystem im Maßstab eins zu einer Milliarde ab", erläutert Andreas Kaczmarek, Leiter der Volkssternwarte Langwedel. Nach dem Bau der neuen Oberschule am Goldbach befindet sich die Sternwarte nicht mehr auf dem Schuldach, sondern am Rande des Sportplatzes in einer 3-Meter- und einer 4-Meter Kuppel.
15 Millionen Grad
Gerade rollt eine Hitzewelle mit Temperaturen von über 30 Grad über den Landkreis Verden. Im Vergleich zur Temperatur, die im Kern der Sonne herrscht, nämlich rund 15 Millionen Grad, ist das noch gar nichts. Selbst die Oberfläche der Sonne bringt es den Mitgliedern des Sternwarten-Vereins zufolge noch auf stolze 6000 Grad. "Die Sonnenflecken werden übrigens von lokalen Magnetfeldern hervorgerufen", erläutern Kaczmarek und Vereinsmitglied Klaus Osmers. Die Sonne sei gemeinsam mit ihren acht Planeten und zahlreichen kleineren Himmelskörpern vor 4,7 Milliarden Jahren aus einer Gas- und Staubwolke entstanden", erklären die beiden Astronomie begeisterten Männer. Ihre Energie gewinne sie aus der Fusion von Wasserstoff zu Helium.
"Die Radfahrer sind voll begeistert. Der neue Planetenlehrpfad ist immer gut frequentiert", weiß Dauelsens Ortsbürgermeisterin Sabine Patzer-Janßen, "es halten hier viele an und fahren dann mit einem Lächeln im Gesicht weiter in Richtung Langwedel". Dass die Strecke die Kommunikation fördert, beweist die Tatsache, dass an den insgesamt elf Stationen viele Pedalritter untereinander über das spannende Thema Astronomie ins Gespräch kommen. "Auch viele Kindergartenkinder kommen hier vorbei und erwandern den Planetenlehrpfad", freut sich die Ortsbürgermeisterin.
Das Praktische: Anhand der QR-Codes an den Info-Tafeln werden die Radwanderer gleich auf die Internetpräsenz der Volkssternwarte Langwedel weitergeleitet und erhalten somit allerlei Wissenswertes über die einzelnen Planeten wie Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Die Idee, einen Planetenlehrpfad zu errichten, hat Caroline Ann Leishman, Schriftführerin des 2015 ins Leben gerufenen Vereines Volkssternwarte Langewedel, gesponnen. In Angelika Revermann von der Stadt Verden fand sie gleich eine Befürworterin. Die Route verläuft von Dauelsen über den Ortsteil Eissel, folgt dann dem Langwedeler Schleusenkanal bis nach Daverden.
Sonnenlicht benötigt acht Minuten
Wie weit liegt die Sonne, der gelbe Zwergstern mit 1,4 Millionen Kilometern Durchmesser, eigentlich von Dauelsen entfernt. "149 Millionen Kilometer", rechnen die Mitglieder der Volkssternwarte vor. Da das Licht der Sonne in einer Sekunde 300.000 Kilometer zurücklege, sei es somit acht Minuten bis zu uns unterwegs. Laut dem Leiter der Sternwarte hat die Sonne eine Lebenserwartung von rund zwölf Milliarden Jahren. Wenn ihr Vorrat an Wasserstoff zur Neige gehe, werde sie sich allmählich zu einem roten Riesen aufblähen und die inneren Planeten Merkur und Venus vernichten. Die Erde verwandele sich dann in eine glühende Lavawelt. Sei dann auch noch der Vorrat an Helium und schwereren Elementen ausgegangen, werde die Sonne in sich zusammenstürzen und ihre äußere Gashülle durch die Druckwelle ins Weltall geblasen. "Hierbei wird ein sogenannter planetarischer Nebel entstehen, in dessen Zentrum sich dann der Rest des Sonnenkerns, ein weißer Zwerg von der Größe der Erde, befinden wird", skizziert Kaczmarek das apokalyptische Szenario.
Übrigens: Auf dem Mars, dem roten Planeten, befindet sich mit dem Olympus Mons der höchste Berg des Sonnensystems. "Seine rote Farbe verdankt der Mars dem Eisenoxid-Staub auf seiner Oberfläche und in seiner Atmosphäre, warum er schon zu römischen Zeiten den Namen des Kriegsgottes bekam", erzählen die Langwedeler Astronomen.
Die letzte Tafel, der Kuipergürtel, steht in Daverden und befindet sich also rund sechs Kilometer Luftlinie von der Sonne in Dauelsen entfernt. Hierbei handele es sich um eine scheibenförmige Zone, die rund 70.000 Himmelskörper enthalten solle. Auch der 1930 entdeckte Zwergplanet Pluto zähle zu dieser Region.
Sternschnuppenregen im August
Im August, wenn wieder die Perseiden am Himmel zu sehen sein werden, rollen die Mitglieder der Volkssternwarte dann wieder ihre Isomatten in Langwedel aus und gucken in aller Ruhe Sternschnuppen.
Interessierte erhalten auch im Internet unter der Adresse www.volksternwarte-langwedel.de Informationen über die einzelnen Planeten auf dem Lehrpfad.