Ursprünglich sollten vier Männer auf der Anklagebank sitzen. Doch schon vor Beginn des Prozesses um banden- und gewerbsmäßigen Betrug in fast 40 Fällen war das Verfahren gegen den erkrankten Senior (73) des Quartetts abgetrennt worden. Inzwischen ist daraus ein Duo geworden, denn auch ein 50-Jähriger aus Ottersberg konnte zuletzt aus Krankheitsgründen nicht mehr zu den Terminen am Landgericht Verden erscheinen. Die große Wirtschaftsstrafkammer wird auch gegen ihn zu einem späteren Zeitpunkt verhandeln. Derweil wurde zudem mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft ein Großteil der Fälle eingestellt.
Verblieben sind dem Vernehmen nach elf – all die Relevanten, die das Gericht bisher schon in der Beweisaufnahme mit Zeugen beleuchtet hat. Den Männern wird, wie berichtet vorgeworfen, die Betrugstaten als Vorständler einer sogenannten Selbsthilfestiftung verübt zu haben. Zur Verwaltung des Stiftungsvermögens hatten sie ein Unternehmen mit Sitz in Rotenburg gegründet. Als Geschäftsführer der GmbH, deren Büro sich in Sottrum befand, soll der in Delmenhorst wohnende Älteste gewirkt haben.
Laut Anklageschrift der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Stade haben die Vier als Bande agiert und zwischen 2015 und März 2019 von diversen Anlegern insgesamt 2,146 Millionen Euro eingestrichen. Aber nur 1,027 Millionen seien an die mit der Aussicht auf erhebliche Renditen angelockten Anleger zurückgeflossen. Manche Investoren büßten nach den Ermittlungen – und inzwischen eigenen Angaben – jedoch zum Teil sechsstellige Summen ein. Ein Geschäftsmann aus dem Kreis Bentheim berichtete gar vom Verlust von 500 000 Euro. Alles, was man ihm zu angeblich kluger Kapitalanlage und Gewinnbeteiligung erzählt habe, sei „von vorne bis hinten gelogen“ gewesen, so der Zeuge.
Nach der Erkrankung des Angeklagten aus Ottersberg läuft der Prozess nun nur noch gegen die beiden mutmaßlichen Mittäter weiter. Zwecks Verfahrensförderung hat die Kammer beschlossen, die Verhandlung ohne ihn fortzusetzen. Was nicht bedeutet, dass der Mann aus dem Schneider ist. Er wird sich irgendwann auch noch vor Gericht verantworten müssen. Sein jüngerer Bruder (46) aus Oyten sowie ein 68-jähriger ehemaliger Bankkaufmann aus Rotenburg haben sich am 29. Januar wieder einzufinden. Den Verteidigern ist bis zum dann neunten Verhandlungstag auch Frist für neuerliche Beweisanträge gesetzt worden.
Über 2 Millionen Euro erbeutet Betrugsprozess in Verden: Unerwartete Wendung durch Krankheitsfälle
Vier Männer, zwei Angeklagte: Der Prozess um bandenmäßigen Betrug in Verden nimmt eine unerwartete Wendung. Krankheitsbedingte Ausfälle führen zu Verfahrensänderungen.
24.01.2025, 17:42 Uhr

Laut Anklageschrift der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Stade haben die Vier Personen als Bande agiert und zwischen 2015 und März 2019 von diversen Anlegern insgesamt 2,146 Millionen Euro eingestrichen.
Sina Schuldt