Das Waller Stadtteilfest 2024 ist vorüber – und schön war’s mal wieder. 18.000 bis 20.000 Menschen feierten Schätzungen der Polizei zufolge mit und genossen ein Programm aus Kultur, Kulinarik und guter Unterhaltung, so vollgepackt, dass es für ein ganzes Wochenende reichte.
Sehr gut besucht war bereits der Vorabend mit dem Motto „Walle ab 5“. Erstmals hatten die Veranstalter bereits am Sonnabend die große Bühne an der Helgolander Straße mit Lesungen, Musik und Kurzfilmen bespielen lassen. „Das kam sehr gut an“, freute sich Roberta Menéndez, Geschäftsführerin des Kulturhauses Walle, Brodelpott. Ihre Bilanz des Wochenendes: „Es war eine ruhige, schöne Stimmung, und wir sahen viele glückliche Gesichter.“
Der sonntägliche Familientag war offiziell von Ortsamtsleiterin Cornelia Wiedemeyer eröffnet worden, die in ihrer Rede betonte, dass das gesellschaftliche Miteinander und die Gelegenheit des Austausches heute wichtiger denn je seien.

Claas Drewes verteilte Freibier von Hart Backbord
Der Verlauf des Tages zeigte, dass man das in Walle ganz genauso sieht: Menschen aller Generationen und unterschiedlicher Herkunft kosteten die Gelegenheit aus, entlang der autofreien Vegesacker Straße zusammenzukommen, an den rund 120 Flohmarkttischen nach Schätzen zu stöbern, Nachbarn und Freunde zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen, sich in Ruhe über die Angebote der ansässigen Vereine und Initiativen zu informieren und sich in den Pausen bei Livemusik und internationalen Spezialitäten zu stärken.
Die Organisatorinnen aus dem Kulturhaus Walle heimsten viel Lob für das gelungene Fest ein, dessen Vorbereitung das Team monatelang beschäftigt hatte – und zwar unter besonders schwierigen Bedingungen: Das ehemalige Schulgebäude an der Schleswiger Straße erhält eine gründliche Brandschutzsanierung. Wochenlang hatten die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter das gesamte Inventar sorgfältig in Hunderte von Umzugskisten verpackt. Der Transport in die benachbarten Räume der Musikschule stand am frühen Montagmorgen nach dem Stadtteilfest bevor, berichtete Geschäftsführerin Menéndez.

Frauke Schumacher und Marion Barghop an ihrem Flohmarktstand.
„Walle hat sich wieder von seiner schönsten Seite gezeigt“, schwärmte Axel Stiehler, der mit Ehefrau Sabine vor allem am Sonnabend auf den Straßen und unterwegs war. Häufig angesprochen wurden die beiden dabei auf eine Initiative, die als kleines Posting auf der eigenen Facebook-Seite startete, und ein paar Tage danach stadtweit Schlagzeilen machte: Stiehlers hatten sich auf einem Foto neben ihre Nachbarin Sükran, und in dem begleitenden Text hinter sie gestellt. Die Gastronomin hatte noch während der Corona-Pandemie den Mut bewiesen, das beliebte Café Elise an der Wartburgstraße zu übernehmen. Die bekennende Muslimin hatte beim Servieren des morgendlichen Espressos berichtet, dass rassistische und fremdenfeindliche Anfeindung zu ihrem Alltag gehören. Mehr als 300 Menschen zeigten bei der Solidaritätsaktion am 12. Juni, dass sie darüber ebenso entsetzt und traurig sind wie die Stiehlers.

Der Schachklub Bremen West warb in eigener Sache.
Am Sonntag des Stadtteilfestes hatte das Unternehmerpaar nicht viel Zeit zum Flanieren: Die beiden hatten mehr als genug damit zu tun, vor ihrer Buchhandlung Logbuch die historische Druckerpresse zu bedienen, an der sich ungezählte Besucherinnen und Besucher Plakate drucken durften. Überall in Walle und bestimmt auch darüber hinaus wird man es nun in großen bunten Lettern lesen: „Walle ist toll!“.
Im Jahr 1982 organisierte der noch ganz junge Brodelpott das erste Waller Stadtteilfest. Was als kleines Straßenfest an der Elisabethstraße begann, wuchs im Laufe der Zeit zu einer Großveranstaltung, die in zweijährigem Turnus stattfindet. Um die Wartezeit zu überbrücken, organisiert das Kulturhaus seit 2011 das kleinere Sommerfest auf dem Quartiersplatz am Pulverberg. Dort darf dann auch 2025 wieder gefeiert werden.