Es hat nicht viel gefehlt – mal wieder. Nur wenige Minuten trennten den FC Verden 04 am vergangenen Sonntag vom dritten Dreier in der Fußball-Oberliga. Im Kellerduell gegen den SV Atlas Delmenhorst gaben die Reiterstädter wie schon eine Woche zuvor bei Eintracht Braunschweig II eine Führung spät aus der Hand. Nachdem in Braunschweig eine 1:0-Führung nicht gereicht hatte, schaffte es die Mannschaft von Frank Neubarth gegen Atlas nicht, einen Zwei-Tore-Vorsprung ins Ziel zu bringen. Das 2:2 fühlte sich nach dem Schlusspfiff wie eine Niederlage an.
Einer der Hauptprotagonisten des Spiels war Jonas Austermann. Verdens Kapitän investierte viel und sorgte mit seinem Tempo immer wieder für Gefahr. Austermann belohnte sich auch mit einem Treffer, den er in der 28. Minute per direkt verwandeltem Freistoß erzielte. Sechs Zeigerumdrehungen später schoss Austermann an den Pfosten, Lukas Muszong verwertete den Abpraller zum 2:0 für die Gastgeber. Alles lief nach Plan für die Reiterstädter, die als Tabellenvorletzter das Schlusslicht empfingen.
Doch Atlas traf in der zweiten Halbzeit noch zweimal, beide Tore fielen aus der Distanz. "Es ist nach wie vor extrem bitter", gibt Austermann im Gespräch mit unserer Zeitung einen Einblick in seine Gefühlswelt. Am Montag stand für das Team die Videoanalyse an – und diese zeigte einiges auf. "Wir hatten die deutlich besseren Chancen. Atlas hat zweimal aus der Distanz getroffen. Wir haben aus dem Spiel nicht so viel zugelassen. Wir hatten aber auch mehrere Großchancen. Wenn man die nicht nutzt, wird das in der Liga bestraft", erzählt Austermann.
Mit dem Thema Chancenverwertung spricht der Kapitän des Aufsteigers einen wunden Punkt an. Denn wie schon in anderen Spielen rächte sich die schwache Chancenverwertung und brachte die Neubarth-Elf erneut um wichtige Punkte. So war es unter anderem in Braunschweig und jetzt gegen Atlas. "Wenn wir das dritte Tor machen, passiert nichts mehr", sagt Austermann.
Der Führungsspieler des FCV hatte selbst zweimal die Entscheidung auf dem Fuß. Erst scheiterte Austermann am gegnerischen Keeper, nachdem er den Ball zurückerobert hatte. Kurios wurde es kurz vor Spielende, als Austermann nach einem Konter frei durch war, den Torwart schon umkurvt hatte, aber dann von Krämpfen geplagt umfiel. "Ich habe schon beim Sprint gemerkt, dass der hintere Oberschenkel dicht macht und ich ins Schwanken komme. Dann hatte ich Krämpfe auf beiden Seiten", schildert Verdens Kapitän die Szene, als die Zuschauer am Hubertushain schon den Torschrei zum 3:2 auf den Lippen hatten.
So blieb es bei dem einen Zähler, der den Reiterstädtern nur bedingt weiterhilft. In der Tabelle verharren Austermann und Co. weiterhin auf dem vorletzten Platz. Dennoch bleibt der Kapitän optimistisch. "Wir haben das Positive aus dem Spiel gezogen. Wir können mit jedem Gegner mithalten", sagt Austermann. Um sich aus der Abstiegszone herauszuarbeiten, würden aber nur Siege helfen.
Gegen die direkte Konkurrenz nicht zu verlieren, sei schon mal gut. "Aber drei Punkte gegen Braunschweig und Atlas wären gut für die Tabelle gewesen", spricht Austermann von zwei vergebenen Möglichkeiten auf den dritten Saisonerfolg. Mit drei Punkten hätten die Reiterstädter einen kleinen Satz in der Tabelle machen können, da alles eng beisammen ist. So ist der Tabellenzwölfte BSV Rehden beispielsweise nur drei Punkte entfernt.
Der Klub aus dem Landkreis Diepholz ist am Freitag auch der nächste Gegner der Reiterstädter. Nach dem Atlas-Spiel ist es eine weitere wichtige Partie für den FCV. Danach warten zwei Heimspiele auf die Neubarth-Elf: Am Reformationstag empfangen die Verdener den Tabellen-16. SSV Vorsfelde, am 3. November ist der Rangsechste MTV Eintracht Celle am Hubertushain zu Gast. Jonas Austermann weiß, dass die kommenden Spiele von wichtiger Bedeutung sind. "Rehden ist physisch sehr stark. Da wird es zur Sache gehen", sagt er über den kommenden Gegner. Gegen Vorsfelde und gegen Celle ist die Devise ohnehin klar. Austermann: "Zu Hause wollen wir gegen jeden Gegner gewinnen."
Vor den wichtigen Spielen gegen Rehden, Vorsfelde und Celle verspürt Verdens Kapitän keinen Druck. "Wir gucken nicht auf die Tabelle. Wir wollen jedes Spiel so angehen, dass wir es gewinnen. Das war gegen Atlas auch so. Da lag der Druck beim Gegner. Wir können eigentlich befreit aufspielen", glaubt Austermann daher auch an eine Erfolgsserie.
Nach dem Celle-Spiel steht bereits am 10. November mit der Auswärtspartie gegen den SC Spelle-Venhaus die finale Begegnung der Hinrunde an. Danach sollen bis zum 8. Dezember noch vier Rückrundenspiele ausgetragen werden. Apropos Rückrunde: Auf die setzt Austermann noch aus einem anderen Grund. "Wenn man sich die Verletztenliste anguckt, sind mehrere Stammspieler weg, die hoffentlich in der Rückrunde wieder da sind", denkt der Kapitän an Dennis Hoins, Daniel Kunkel, Luis Saul und Thomas Celik.
Zunächst müssen Austermann und seine Mitspieler aber weiterhin ohne die Verletzten auskommen. Die Rehden-Partie soll dennoch der Start in erfolgreiche Wochen werden. "Wir müssen bis zur 90. Minute alles geben", fordert Austermann. Nutzen die Verdener zudem ihre Möglichkeiten, stehen die Chancen auf viele Punkte in den kommenden Spielen nicht schlecht. Dann würde sich der Blick auf die Tabelle auch wieder lohnen.
