Die zweite Minute der Nachspielzeit war gerade angebrochen, als beim FC Verden 04 keiner mehr zu halten war. Nachdem Lukas Muszong am gegnerischen Torhüter gescheitert war, kam der Ball zu Dennis Hoins. Verdens Offensivspieler lief ein paar Schritte und schoss den Ball mit rechts in das Tor. Es war der dritte Treffer für den FCV in der Auswärtspartie gegen den MTV Eintracht Celle. Die gesamte Verdener Bank stürmte auf das Feld und bildete eine große Jubeltraube. Wenige Augenblicke später pfiff der Schiedsrichter ab und sorgte erneut für große Freude bei den Gästen aus der Reiterstadt. Sie gewannen das Abstiegsendspiel mit 3:1 (1:1) und stehen damit einen Spieltag vor Saisonende ganz dicht vor dem Klassenerhalt in der Fußball-Oberliga. In der Theorie kann Verden noch absteigen, da die Konkurrenz am Sonntag nicht ganz mitspielte.
Nach dem Schlusspfiff feierten die Verdener den Sieg ausgelassen. Auch Jan Sievers freute sich über die drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. "Das war wichtig", sagte der FCV-Coach mit einem Lächeln im Gesicht. Während die Freude bei den Verdenern groß war, herrschte auf der anderen Seite große Enttäuschung. Bei Celle wusste so ziemlich jeder Spieler, dass es das mit dem Klassenerhalt gewesen sein könnte. Völlig niedergeschlagen saßen die Gastgeber nach der Partie auf dem Feld.
Müller sorgt für Traumstart
Die Ausgangslage für beide Teams war klar: Sowohl Celle als Tabellen-15. als auch der FCV als 14. des Klassements benötigten für den Klassenerhalt dringend die drei Punkte. Gerade mal ein Zähler trennte die Klubs vor dem Anpfiff. Die entscheidende Frage war: Welche Mannschaft kann mit dem großen Druck besser umgehen? Die Antwort darauf lieferten die Gäste, denen ein Traumstart gelang. Es waren gerade mal 65 Sekunden von der Uhr, als die Verdener mit dem ersten Angriff in Führung gingen. Thomas Celik legte den Ball auf die linke Seite zu Nils Koehle, der umgehend in den Strafraum flankte. Dort lief Jan-Ole Müller perfekt ein und drückte das Spielgerät aus kurzer Distanz über die Linie (2.). Celle war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal am Ball.
Die Sievers-Elf spielte mit der Führung im Rücken weiter nach vorne und hatte gute Gelegenheiten für ein zweites Tor. In der 13. Minute hatte Bastian Reiners über rechts freie Bahn. Verdens Angreifer lief mit dem Ball in den Strafraum und wollte zu einem Mitspieler passen, doch ein Spieler der Gastgeber klärte in höchster Not. Nur eine Zeigerumdrehung später stand erneut Reiners im Mittelpunkt, als er aus der Distanz knapp über das Tor zielte.
Nach dieser Chance kam Celle Minute für Minute besser ins Spiel. In der 21. Minute besaß der MTV seine erste Gelegenheit, doch Felix Krüger schoss aus guter Position über das Tor. Mit der zweiten Chance glich Celle aus. Eine Flanke aus dem linken Halbfeld von Lukas Schorler landete bei Alexander Laube, der mit einem Kopfball Verdens Keeper Jascha Tiemann überwand (33.). Celle wurde daraufhin immer mutiger, Verden war immer mehr in der Defensive gefordert. "Wir sind nicht mehr so gut in die Zweikämpfe gekommen", stellte Jan Sievers fest. Es fiel jedoch kein weiterer Treffer im ersten Durchgang.
Rote Karte für Celle als Knackpunkt
Im zweiten Durchgang waren die Verdener wieder besser im Spiel und hatten zwei Chancen. Jan-Ole Müllers Schuss unmittelbar nach Wiederanpfiff war zu unplatziert, ein Kopfball von Bastian Reiners wurde in der 54. Minute auf der Linie geklärt. Celles Ayhan Cankor verpasste der Partie dann eine entscheidende Wendung. Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung grätschte er mit offener Sohle und hohem Bein Verdens Jalte Röpe um und sah dafür völlig zu Recht die Rote Karte (70.).
Die Sievers-Elf war somit in Überzahl und wusste dies auch zu nutzen. Ein Angriff nach dem nächsten rollte in Richtung Celler Tor. In der 82. Minute hatten die Verdener schon den Torschrei auf den Lippen. Nach einem schönen Angriff traf Jonas Austermann den Innenpfosten, von dort sprang der Ball wieder ins Feld. Das Spielgerät kam zu Jalte Röpe, der am gegnerischen Keeper scheiterte.
Doch wenige Minuten später war es so weit: Verden konterte über Jonas Austermann. Der Kapitän passte auf Dennis Hoins, der seinen Gegenspieler abhängte und Celles Keeper überwand – 2:1 Verden (86.). Die gesamte Verdener Bank hielt es hier schon nicht mehr auf den Sitzen. "Nach der Roten Karte war bei Celle die Luft raus. Das Tor lag in der Luft", sagte Sievers.
Hoins erlöst Verden in der Nachspielzeit
In der Nachspielzeit traf Dennis Hoins dann ein zweites Mal und setzte damit den Schlusspunkt eines emotionalen Spiels. "Als Dennis das Tor gemacht hat, war das eine Erlösung", machte Jan Sievers deutlich, wie viel Anspannung in dem Moment von ihm abfiel.
Den Klassenerhalt durften die Verdener aber noch nicht feiern. Denn der SSV Vorsfelde hat am Sonntag den TuS Bersenbrück mit 2:1 besiegt. Damit Verden am letzten Spieltag noch in die Abstiegszone rutscht, müsste aber sehr viel zusammenkommen. Zum einen muss Vorsfelde gewinnen und das um sieben Treffer schlechtere Torverhältnis aufholen. Darüber hinaus müsste Eintracht Braunschweig II ebenfalls dreifach punkten. Eintracht Celle, Arminia Hannover und der VfL Oldenburg können Verden hingegen nicht mehr einholen. Ohnehin kann der FCV alles selbst regeln, wenn er zu Hause gegen den SC Spelle-Venhaus einen Punkt gewinnt. "Es sieht gut aus", sagte Jan Sievers nach dem Sieg in Celle schmunzelnd mit Blick auf die Tabelle. Dieser Satz hatte am Sonntagnachmittag weiter Bestand.