Er hat einen neuen Namen und bietet den Gewinnerinnen einen höheren finanziellen Anreiz, doch ansonsten ist bei dem Award, mit dem der Zonta Club auch in Verden junge Frauen, die sich ehrenamtlich in Führungspositionen engagieren, auszeichnet, alles beim Alten. Auch wenn es, wie die Zontians stets betonen, bei der Preisverleihung keine Verliererinnen gibt, konnte sich nur eine der drei Bewerberinnen aus dem Landkreis Verden über den "Zonta Young Women in Leadership"-Award freuen: die Langwedelerin Carlina Heutling.
Die 17-Jährige besucht aktuell das Gymnasium am Wall in Verden. Dort engagiert sie sich im Schulsanitätsdienst. Außerhalb der Schule ist sie bei den Johannitern aktiv. Sie ist stellvertretende Jugendleitung und Mitglied der Regionaljugendleitung der Johanniter Jugend Bremen-Verden. Menschen zu helfen, sei ihr ein wichtiges Anliegen, daher überlege sie, nach dem Abitur Medizin zu studieren. Bevor es allerdings so weit ist, wolle sie noch eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin machen – auch, um ihren Berufswunsch vor dem Studium noch einmal auf die Probe zu stellen.
Ehrenamt gibt "viel zurück"
Heutling ist außerdem Mitglied in der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und assistiert bei Kursen zur Wassereingewöhnung für Kinder. Die Arbeit mit Kindern mache ihr generell viel Freude, sagt sie. Seit 2022 leitet sie die Theaterwerkstatt Daverden, die Jugendgruppe der Freilichtbühne, und ist als Jugendwartin im Vorstand der Freilichtbühne engagiert. Aus dem Technikteam, dem sie angehört, wisse sie, wie es sei, als Frau in einem von Männern dominierten Bereich tätig zu sein. Über ihre Ehrenämter sagt sie: "Die Arbeit gibt mir sehr viel zurück".
Auch ein politisches Amt hat sie inne. 2023 ist sie in die SPD eingetreten. Bereits im Mai vergangenen Jahren wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der Jusos Nordniedersachsen gewählt. Seit November ist sie Beisitzerin des Ortsvorstands der SPD Langwedel-Etelsen. Ein Empfehlungsschreiben, das sie ihrer Bewerbung für den Zonta-Preis beilegen konnte, stammt von Dörte Liebetruth, der heimischen Landtagsabgeordneten der SPD, bei der Heutling ein Praktikum absolviert hat. Aktuell ist die junge Sozialdemokratin viel im Wahlkampf unterwegs. Auch eine Karriere in der Politik könne sie sich theoretisch vorstellen, sagt die Preisträgerin. Doch für den Moment sei das Medizinstudium für sie die erste Wahl.
Kritik an misogynen Strukturen
Im Gespräch mit der ehemaligen Präsidentin von Zonta International, Ute Scholz, kritisierte Heutling "die misogynen Gesellschaftsstrukturen", die es aufzubrechen gelte. Bei Care-Arbeit und Gehältern gebe es noch große Ungerechtigkeiten. Aber auch im Zwischenmenschlichen fallen ihr immer wieder Probleme auf. "Es gibt Männer, die aus Prinzip keinen Rat von jungen Frauen annehmen", lautet ihre Erfahrung. Diese Strukturen ließen sich nur durch Aufklärungsarbeit und Gespräche abbauen, ist sie überzeugt.
Als Preisträgerin durfte sie sich nun nicht nur über eine Aufzeichnung, sondern auch über einen Geldpreis freuen. Die Zontians hatten die Prämie von 300 auf 500 Euro erhöht. Die Langwedelerin hat nun die Chance, auf Distriktebene anzutreten. Setzt sie sich durch, winkt ihr ein weiteres Preisgeld von 500 Dollar. Das dürfe allerdings ausschließlich in die Bildung investiert werden, betonte Carola Schäfer, die die Preisvergabe in Verden koordiniert.
Doch nicht nur Heutling profitiert von dem Preis, auch den beiden anderen Bewerberinnen öffnet sich nun das Zonta-Netzwerk. Sie können an Veranstaltungen des Clubs teilnehmen, aber auch von der internationalen Vernetzung der Frauen profitieren.
Gewinnerinnen werben Bewerberinnen an
Dieses Angebot wollen auch die beiden Zweitplatzierten nutzen. Während Heutling durch einen Flyer in der Schule auf den Preis aufmerksam geworden war, waren es bei ihren Mitbewerberinnen Freundinnen und Bekannte, die sie zu einer Bewerbung animierten. Anali Olivero, die Preisträgerin aus dem Jahr 2021, habe ihr empfohlen, sich zu bewerben, erzählte Elin Holldorf. Die beiden jungen Frauen sind in der HSG Verden-Aller aktiv. Holldorf trainiert dort eine Kindergruppe. Die Verdenerin macht am Domgymnasium ihr Abitur und möchte auch danach wieder in den Schulalltag zurückkehren, dann allerdings als Lehrerin. Schon jetzt bietet sie im Zuge des Projekts "Schüler helfen Schülern" Jüngeren Nachhilfe an. Sie ist auch in einem Chor aktiv, ist Juniorschiedsrichterin und im Vorstand ihres Handballvereins im Einsatz. Nach dem Abitur möchte sie als Au-pair ins Ausland. "Alles, was ich mache, macht mir sehr viel Spaß", sagt sie.
"Spaß ist wichtig", findet auch die Dritte im Bunde, Esther Clasen aus Oyten. "Aber Mitspracherecht finde ich auch wichtig." Das hatte sie unter anderem als Klassen- und Schulsprecherin. Aktuell ist sie im Jugendforum von Wabe, dem "Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage" aktiv. Außerdem engagiert sie sich in ihrer Kirchengemeinde und begleitet Freizeiten. Neben ihrem gesellschaftlichen Engagement hat sie eine Vorliebe für Mathematik, Physik sowie Informatik und möchte nach dem Abitur am Gymnasium am Markt ein Studienfach in diesem Bereich wählen. Ihr Berufswunsch ist noch vage, aber Klimaforschung sei ein Thema, das sie sehr interessiere.