Gerade ist Jan-Hendrik Weitz aus Walsrode zurückgekehrt, wo er der Verwaltung das Konzept des Verdener Lastenrad-Sharing vorgestellt hat. Kurz durchschnaufen, dann wartet schon der nächste Termin. Der Mobilitätsmanager der Stadt Verden ist ein gefragter Mann. Seit rund neun Monaten kümmert sich der gebürtige Bremer um die hiesigen Mobilitätsfragen. Und davon gibt es einige, wie der 31-Jährige erklärt: "Das Thema wird die Stadt noch die nächsten Jahrzehnte beschäftigen."
Kernpunkt seiner Arbeit ist das Mobilitätskonzept, das die Stadt 2023 verabschiedet hat. "Mein Job ist, die Umsetzung im Blick zu behalten, die Aufgaben an die zuständigen Ressorts zu verteilen und teilweise auch selbst zu erledigen", definiert er selbst seine Stellenbeschreibung. Auch die Fortschreibung des Konzepts werde in seinen Bereich fallen, sagt er. Dazu gibt es einen regelmäßigen Austausch mit anderen Fachbereichen sowie mit Schulen und Betrieben, wo er die Verkehrswende zum Thema macht. Verwaltungsbereiche, mit denen Weitz direkt zu tun hat, sind unter anderem die Bauleitplanung und Parkraumbewirtschaftung. Ziel sei, den Rad- und Fußverkehr sowie den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zu stärken. Oder noch einfacher formuliert: "Es geht darum, möglichst umweltfreundlich von A nach B zu gelangen."
Rad- und Fußverkehr stärken
Apropos ÖPNV. Das Angebot in Verden sei für eine Stadt dieser Größe durchaus gut. "Weiter außerhalb wird es aber dünner, und das kann noch verbessert werden", ist Weitz überzeugt. In der Kernstadt setzt er vor allem darauf, den Rad- und Fußverkehr zu stärken. "Vor allem der Fußverkehr wird unterschätzt", sagt der Mobilitätsmanager. Um diese Fortbewegungsart mehr in den Fokus zu rücken, findet am Montag, 23. September, ein Workshop zum Thema Fußverkehr in der Stadtbibliothek am Holzmarkt statt. "Wir wollen da gemeinsam mit Bürgern schauen, was da nicht so gut läuft", erklärt Weitz den Sinn des Treffens. Ein aktuelles Beispiel sei die Grundschule am Sachsenhain. "Nur wenn wir den Fußverkehr dort stärken, können wir das große Problem mit den Elterntaxis lösen", betont er.
Im Oktober sind zwei Begehungen geplant, die teilweise öffentlich sein sollen: auf dem gesamten Wall und in der Ostertorstraße. "Wir wollen die Strecken ablaufen, ausprobieren und die Wahrnehmung schärfen, wo die unterschiedlichen Bedürfnisse liegen, etwa von älteren Menschen mit Rollator oder Gehbehinderten", erklärt Weitz. Eine Abschlussveranstaltung und ein Bericht sollen dann im November folgen.
Büro gibt Handlungsempfehlungen
Das Projekt wird begleitet von einem Bremer Planungsbüro, das Handlungsempfehlungen zum Thema Fußverkehr geben soll. Der Mobilitätsmanager ist überzeugt, dass dessen Anteil ausbaufähig ist. "Die meisten Wege werden teilweise zu Fuß zurückgelegt. Vor allem in Verbindung mit anderen Verkehrsmitteln, etwa dem ÖPNV, sind die Menschen bereit, auch längere Strecken zu gehen."
Um Fußgänger zu unterstützen, müsse die Stadt auch kleinere Änderungen in den Blick nehmen, dabei gehe es beispielsweise um Ampelschaltungen, die Gestaltung von Fußgängerüberwegen und Barrierefreiheit. "Da gibt es sicher an einigen Stellen Verbesserungspotenzial."
Weitz studierte nach dem Abitur in Dortmund Raumplanung und in Bremen Geografie. Vor seiner Anstellung in Verden sammelte er beim Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen Berufserfahrung mit einer Machbarkeitsstudie zu Radschnellwegen. Bereits im Masterstudium hatte er einen Fokus auf das Thema Verkehrsplanung gelegt. "Mein Vater hat bei der Deutschen Bahn gearbeitet, da habe ich auch viel vom Verkehr mitbekommen", erzählt er.
Für Bürger Angebote schaffen
Ziel seiner Arbeit sei nicht, die Autos aus der Innenstadt zu verdrängen, sondern die Autofahrer zu überzeugen, dass es Alternativen gebe. Dazu müsse die Infrastruktur verbessert werden. "Radwege sind in Verden immer ein Thema. Wir wollen aber auch das E-Bike-Sharing voranbringen und mehr Abstellanlagen aufstellen", sagt Weitz. Autofahrer könnten nach wie vor in der Innenstadt parken. "Es wird sich auch zu ihren Gunsten einiges verbessern", verspricht er. Aber er wolle für die Bürger Angebote schaffen, um verstärkt andere Verkehrsmittel nutzen zu können.
Weitz selbst besitzt privat gar kein Auto und legt in Bremen alle Strecken per Fahrrad oder ÖPNV zurück. Auch in Verden ist er meist mit dem Dienstrad unterwegs, und beim Stadtradeln ist er mit einem guten Ergebnis auch schon in Erscheinung getreten. "Da war ich gerade in Frankreich im Urlaub und habe mir dort ein Rad geliehen. Das hat Spaß gemacht." Er sei zwar ein begeisterter Radfahrer, aber nicht unbedingt sportlich unterwegs.
Für das Mobilitätsmanagement gibt es in der Verdener Verwaltung kein eigens Budget. "Es gibt einen Etat in der Klimaschutzabteilung, der jedes Jahr für Projekte beantragt werden muss." Spontane größere Vorhaben seien also nicht möglich.