Satte 47 Tonnen Kohlendioxid hat die Stadt Verden vergangenes Jahr beim Stadtradeln eingespart. Dafür haben immerhin 1538 Verdener drei Wochen lang in ihrem Alltag das Auto stehen lassen, sich stattdessen aufs Fahrrad gesetzt und 307.373 Kilometer zurückgelegt. Nicht ohne Grund hofft Bürgermeister Lutz Brockmann also, dass auch in diesem Jahr die Verdener zum vierten Mal wieder kräftig in die Pedale treten. Zum Start haben sich bereits mehr als 1000 Radfahrbegeisterte angemeldet und in 89 Teams zusammengefunden.
Geht es doch um nichts Geringeres als das Klima. „Jeder Kilometer zählt“, hob Brockmann am Sonnabend auf dem Rathausvorplatz auf das Motto der bundesweiten Aktion ab, die seit zwölf Jahren zwischen Mai und September stattfindet. Er selbst fährt im Team der Stadtverwaltung mit und hat zum Ziel, unter den ersten zehn Teilnehmern zu bleiben. Er betont aber auch: „Für das Team sind alle wichtig, auch diejenigen, die nur wenige Kilometer fahren können.“
Klammer aus dem Drucker
Noch bevor an diesem Montag der Startschuss mit dem Reisesegen der St. Nikolai-Gemeinde fiel, hatte sich die Stadt bereits am Sonnabendvormittag auf die Aktionswochen eingestimmt, mit Wackelfahrrad, künstlerisch geknoteten Luftballons, Glücksrad und Kreidemalwettbewerb. Die Stadtbibliothek, die ein eigenes Team angemeldet hat, nutzte den Tag, um Werbung für den Digitaltag am 16. Mai zu machen. Dafür hatte sie eigens einen 3D-Drucker mitgebracht, der binnen fünf Minuten thematisch passend eine Fahrrad-Büroklammer in weiß, schwarz oder grün gedruckt hat.
Am Stand der Ortsgruppe des ADFC waren insbesondere die Fahrradtouren gefragt. Die Gruppe lädt während des Stadtradelns regelmäßig zum Feierabendradeln ein. 30 bis 40 Kilometern trägt jeder einzelne Mitradler dabei zum Gesamtergebnis bei. Aber auch der erst kürzlich neu gegründete ADFC-Kreisverband Verden stellte sich vor. „Hier ist richtig was los“, freute sich Vorstandsmitglied Claudia Wöstheinrich. „Die Leute hier finden es gut, einen Ansprechpartner zu haben.“ So wurde das eine oder andere Problem bereits vorgebracht, wie etwa der Abriss des Parkhauses an der Brückstraße, das den Radlern mitten im Weg steht, die aus Richtung Hönisch in die Innenstadt fahren. „Bislang hat eine Fahrradlobby gefehlt, das wollen wir ausfüllen, um den Wünschen Nachdruck zu verleihen“, erklärte Wöstheinrich. Sie und ihre Vorstandskollegen werden auch dabei sein, wenn Bürgermeister Lutz Brockmann am 12. Mai den Staffelstab an die Stadt Achim weiterreichen wird.
Zwei Räder reichen
Unterdessen geht es in Verden bis zum 21. Mai mit dem Stadtradeln natürlich weiter. In den drei Wochen wird unter anderem der diesjährige Verdener Radelstar Werner Reichmann gänzlich aufs Auto verzichten, was ihm allerdings sehr leichtfallen wird, da er seit Jahren keines mehr besitzt. Als er noch am Bodensee in Konstanz lebte, wo die Parkplätze knapp, die Radwege ausgebaut und die Bushaltestelle direkt vor der Haustür war, entschied er, dass zwei Räder zur Fortbewegung reichten. Es kam für ihn einer Befreiung gleich, erzählte er. „Ich bin ein Radfahrer durch und durch“, sagte er. Über seine Erfahrungen während der drei Wochen wird er regelmäßig auf der Seite Verden-radelt bloggen.
Zweimal hat Reichmann bereits beim Stadtradeln mitgemacht und findet: „Das ist eine gute Sache, um das Fahrrad mehr ins Bewusstsein zu holen.“ Gut 5000 bis 7000 Kilometer fährt er im Jahr, die Alltagswege zum Supermarkt nicht eingerechnet. Er sei sich seiner Strecken, die er auf dem Rad zurücklege, in dieser Zeit noch bewusster, sagte er. Auf das Auto zu verzichten, sei einfacher als man glaube, vieles sei einfach Gewohnheit.
Lastenrad mit Akku
Generell ist er mit dem klassischen Rad unterwegs. Aber: „Die Erfindung des E-Bikes ist super, es erhält die Mobilität“, sagte er. Auf dieses setzt er sich dann, wenn er von dem Leihlastenrad Gebrauch macht, das seit einer Woche den Verdenern zur Verfügung steht. So wie er sehen das wohl auch die 80 aktiven Nutzer, die sich bereits angemeldet haben und bereits im Voraus die Räder gebucht haben, wie Lisa Pischke und Stefan Finkemeyer erzählen. 50 Kilometer weit reicht der Akku eines jeden der insgesamt neun Räder, von denen sieben mit einer Box und zwei mit einer Ladefläche versehen sind. Pischke und Finkemeyer waren am Sonnabend hauptsächlich damit beschäftigt, Interessierten das Rad zu zeigen, zu erklären und das eine oder andere Mal bei der Registrierung behilflich zu sein. Apropos Registrierung: Mitmachen beim Stadtradeln ist während der drei Wochen jederzeit möglich, um das Klima zu schützen, die Lebensqualität zu steigern und das Radfahren zu fördern.