Besonders in den Wintermonaten erscheinen im Deutschen Pferdemuseum (DPM) auch immer wieder Besucherinnen und Besucher, die keineswegs von einem Faible für Pferde getrieben sind. Vielmehr lockt sie, oft von weit her, die Ausstellung an, die regelmäßig den besten Bildern des renommierten Wettbewerbs „Europäischer Naturfotograf des Jahres“ gewidmet ist. Bereits zum zehnten Mal ist das DPM jetzt bundesweit erster Schauplatz der prämierten Aufnahmen. Im großen Sonderausstellungsraum, dicht bestückt mit über 80 erstklassigen Fotoexponaten, können die Gäste eine optische Reise um den Globus unternehmen – und in die Tiefsee.
Ganz weit nach unten, bis zu 6000 Meter an den Grund der Meere, zieht es seit Langem regelmäßig den studierten Biologen Solvin Zankl. 1971 in Marburg geboren, inzwischen in der Ostseestadt Kiel zu Hause, ist er seit 25 Jahren hauptberuflich als Naturfotograf tätig und hat sich dabei auf die Tiefsee spezialisiert. Über deren „Wunder“, entdeckt bei nicht nur einer „Expedition in unerforschte Welten“, berichtete Zankl anschaulich zum Start der aktuellen, bis Anfang März laufenden Ausstellung. Sein Vortrag bildete gleichzeitig den Auftakt zum Begleitprogramm. Dazu gehört übrigens neuerdings auch der „Publikumspreis“. Das Museum möchte ermitteln, welches der bereits buchstäblich ausgezeichneten Bilder in der Gunst der Besucher ganz oben steht.
Elf Kategorien
Sie haben ihre Auswahl unter wesentlich weniger Aufnahmen zu treffen, als die Jury, die im Oktober in Lünen aufgerufen war, die diesjährigen Beiträge zu sichten und zu werten. Der zur Jahrtausendwende erstmals ausgeschriebene Wettbewerb der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) hat sich rasch zu einem Contest von internationalem Rang entwickelt. Bei der Auflage 2023 bewarben sich 920 Profi- und Hobbyfotografen aus 42 Ländern mit rund 18.000 Bildern um Siege und Platzierungen in den insgesamt elf Kategorien.

Im großen Sonderausstellungsraum können die Gäste eine optische Reise um den Globus unternehmen – und in die Tiefsee.
Aus der Fülle gelieferter Fotos hat das fünfköpfige Fachgremium nach dreitägiger Intensivarbeit das Bild mit dem Titel „Behütet“ als Nummer eins des Jahres ernannt. Es vermittelt einen ebenso ungewöhnlichen wie detaillierten Einblick in das „Brutpflegeverhalten einer Wanze“ und ist dem Spanier Javier Aznar González de Rueda bei geduldiger Beobachtung der wendigen Winzlinge im größten Nationalpark Ecuadors gelungen. Aus der Jury hieß es dazu unter anderem: „Die Fotografie hat die Macht, eine Kraft für das Gute zu sein im Kampf für die Erde und alle ihre Bewohner, einschließlich der Insekten, die vielleicht die wichtigsten von allen sind“. Und weiter: „Wir setzen uns für den Schutz von Delfinen, Elefanten und anderen großen, charismatischen Tieren ein, doch alles Leben hat es verdient, wertgeschätzt, geschützt und geliebt zu werden“.
Flora und Fauna versammelt
Das Bild des Gesamtsiegers hat im Museum am Holzmarkt wie üblich seinen gebührenden Platz, geradeaus zu erreichen nach Durchschreiten des hochkarätig dekorierten Raums. Ringsherum und auch an dazwischen gerückten Stellwänden sind viele weitere erlesene Aufnahmen aus diversen Bereichen von Flora und Fauna versammelt. Dem Besucher begegnen bildlich zum Beispiel einem Faultier aus Costa Rica, das seinem Namen alle Ehre macht, Pumas auf Jagd in der bergigen Pampa Chiles, Unglückshähern in finnischer Schneelandschaft und „kannibalischen“ Steinkäuzen. Und gedanklich abtauchen, sehr tief sogar, ist auch möglich. Dafür hat nicht zuletzt der Experte Solvin Zankl gesorgt, für den die Unterwasserwelt beinahe schon zum beruflichen Alltag zählt.

Rund 80 erstklassigen Fotoexponaten stellt das Pferdemuseum dieses Jahr aus.
Der erste Referent im flankierenden Programm ist in der Ausstellung mit gleich zwei Fotos vertreten. Seine Domäne demonstriert der „Tiefsee-Punk“, die Larve einer Garnele der Gattung Sergestes – Körpergröße: ein Millimeter. Die Lütte, so erläutert es der Info-Text, trägt einen Kopfschmuck aus fein verästelten Antennen. Härchen, die ihr Helfen, im Wasser zu schweben. Und mag das Mini-Tier sich auch in 3000 Meter Tiefe befinden: „Die Frisur sitzt“. Der schon vielfach preisgekrönte Fotograf Zankl versteht sich aber auch auf das Ablichten von Lebewesen über Wasser, was sein Bild beweist, das es in der Kategorie „Andere Tiere“ auf Platz zwei schaffte.
Vor Zankls Linse ist eine fleißige Mauerbiene geflogen, die gerade damit beschäftigt ist, ein kuscheliges und sicheres Nest für den Nachwuchs zu bauen und es mit emsig herbeigeschafftem Pflanzenmaterial zu tarnen. Der Sieg in dieser Sparte ging an den Kollegen Marjan Atnak aus Slowenien, der mit seiner Kamera eine von Artgenossen umschwirrte Prachtlibelle eingefangen hat. Das Männchen schützt sein Revier und sucht nach geeigneten Orten für die Eiablage des Weibchens. Das „Traumtänzer“ betitelte Foto ziert auch das Deckblatt des Flyers, den das Pferdemuseum zur Ausstellung herausgegeben hat, und der auch Abbildungen weiterer herausragender Wettbewerbsbeiträge enthält.
Im Museumsshop sind der im Tecklenburg-Verlag erschienene Bildband zur Ausstellung sowie Postkarten mit diversen Motiven zu erwerben. Am Mittwoch, 17. Januar, steht wieder ein Vortrag eines bekannten Naturfotografen auf dem Programm. Karsten Mosebach (Hilter am Teutoburger Wald) wird über die „verantwortungsvolle Aufgabe“ als Mitglied der Wettbewerbsjury erzählen und sein Fotoprojekt „Tasmanien – alles anders am Ende der Welt“ vorstellen. Weitere Informationen unter www.dpm-verden.de.