Die Beerdigungsgemeinschaft Verdener Domweih kommt in diesem Jahr aus dem Feiern gar nicht mehr heraus: Der Verein besteht seit 50 Jahren, Vorstand Hans-Joachim Rauba ist seit 30 Jahren dabei und das von den Mitgliedern geschmückte Schaufenster in der Verdener City besteht 2025 nun auch schon seit 15 Jahren. An diesem Donnerstagabend, 5. Juni, schlägt jedenfalls wieder die große Stunde der Beerdigungsgemeinschaft – dann tragen ihre 33 Mitglieder die fünfte Verdener Jahreszeit angeführt durch den "Pastor" erneut gegen Mitternacht feierlich zu Grabe. Im berühmten gläsernen Sarg.
Aike-Simone Ensink hatte 2019 noch eine ganz klassische Bewerbung an den Vorstand geschrieben und um Aufnahme in der altehrwürdigen Gemeinschaft gebeten. Ihr Wunsch wurde erhört, heute ist sie Sprecherin des Vereins. Bei Angela Möhle reichte bereits eine Whatsapp. Nach der Pandemie fungierte sie zum ersten Mal als Bestatterin. "Ich stamme gebürtig aus Verden und lebe inzwischen in Süderwalsede. Über die Festtage nehme ich mir immer ein 'Domweihzimmer' bei meinem Vater in Verden", erzählt die Frau mit dem edlen Zylinder und den schneeweißen Handschuhen – der typischen Kluft der Beerdigungsgemeinschaft.
Viele Bendingbosteler dabei
Die Liebe zum Fest, der Spaß am Brauchtum und ein nicht unerheblicher Anteil an Verrücktheit sind es, das alle 33 ehrenamtlichen Bestatterinnen und Bestatter eint. Oder wie es Ensink treffend auf den Punkt bringt: "Domweih in den Genen, Zylinder auf dem Kopf und die Tradition im Herzen."
Unter ihnen befinden sich traditionell auch viele Mitglieder aus Bendingbostel, so wie Petra Schnedler, die 1997 über einen Bekannten zur Beerdigungsgemeinschaft kam. Schnedler war es wiederum, die Philip Tietje anwarb. "Früher habe ich noch gemeinsam mit der Feuerwehr Bendingbostel den Sarg aus der Aller gefischt – 2017 habe ich dann die Seiten gewechselt und bin in der Gemeinschaft eingetreten", erzählt er.
1975 wurde diese übrigens ausschließlich nur für Mitglieder der Musikzüge des Schützenvereins Verden und der Verdener Feuerwehr gegründet. Ein Jahr später wurde das Volksfest schließlich zum ersten Mal zu Grabe getragen – in den ersten Jahren wurde dafür noch die Nordbrücke genutzt. Wegen des Verkehrsaufkommens wichen die ehrenamtlichen Bestatter schließlich auf die gegenüberliegende Südbrücke aus.
Wappen zum Geburtstag
Mitte der Achtziger öffnete sich die Gemeinschaft dann für interessierte Domweihfreunde. Um dem eingeschworenen Kreis beitreten zu können, ist Volljährigkeit Pflicht. Kaum hatte er seinen 18. Geburtstag gefeiert, wurde der Verdener Jung Joshua Bornscheuer auch schon Mitglied in der Beerdigungsgemeinschaft. Mit seinen gerade mal 28 Jahren ist er heute immer noch ihr jüngstes Mitglied. "Ich wohne mittlerweile in Hildesheim, nehme mir aber jedes Jahr extra für die Domweih frei", gesteht Bornscheuer. Erst einmal habe er Verdens fünfte Jahreszeit verpasst.
Während die Verdener Geschäftsfrau Bianca Bormann der Gemeinschaft schon lange die Stange hält, ist Bärbel Eggers aus Verden erst seit einem Jahr dabei. 2024 hat sie mit Bravour Premiere als Bestatterin gefeiert. "Etwas Lampenfieber hatte ich schon", erinnert sie sich. Mit viel Herzblut engagiert sie sich mittlerweile im Festausschuss, denn die traute Gemeinschaft wird nicht nur während der sechs tollen Tage gepflegt, sondern über das ganze Jahr hinüber – beispielsweise im Winter mit der traditionellen Kohltour.
"Für das diesjährige Jubiläum haben wir einige Überraschungen vorbereitet", verrät Möhle. Zu viel soll natürlich noch nicht preisgegeben werden, nur soviel: "Wir haben ein Wappen mit den wichtigsten Elementen der Gemeinschaft eingeführt und präsentieren uns jetzt auch in den sozialen Medien."
Wer sich über die Beerdigungsgemeinschaft Verdener Domweih informieren will, sollte auch einen oder mehrere Blicke in das prächtig dekorierte Geburtstagsschaufenster in der Großen Straße 97 in Verden (ehemals Zugvogel) werfen.