Aus dem Lautsprecher des Tauchfunkgeräts knackt und knistert es. Anton Braun muss sich mächtig konzentrieren, um aus dem orangefarbenen Kasten die Worte seines Chefs korrekt zu verstehen. "Die Kommunikation ist ein bisschen schwierig", räumt der 24-Jährige ein. "Aber wir kriegen das hin." Sagt's und lehnt sich zurück.
Sein Chef, Ernst Quednau, befindet sich nur wenige Meter entfernt auf Tauchgang in der Weser. Noch bis zum 24. Mai haben er und sein Team vom Kranenburger Tauchbetrieb Kirchgäßner Zeit, den Sockel des Fähranlegers auf der Juliusplate zu sanieren. Dann sollen die zwei Schiffe der Fährgesellschaft Bremen-Stedingen (FBS) ihren Dienst zwischen den Anlegestellen Berne und Farge wieder aufnehmen.
Seit dem 2. April steht der Fährverkehr an der nördlichsten der drei FBS-Fährstellen still. Der Verkehr rollt vermehrt über die Fährstelle Blumenthal-Motzen, wo die Fährgesellschaft vorübergehend zwei Schiffe einsetzt.
Beobachtung am Bildschirm
Der lang gezogene Ponton, an dessen Bord sich Arbeits- und Materialcontainer, ein Kran und zahlreiche Stahlplatten befinden, schaukelt leicht vom Wellengang, den ein vorbeifahrendes Schiff ausgelöst hat. Ansonsten ist der Strom ruhig. "Weil man sich nicht festhalten kann, arbeiten wir, wenn keine Strömung ist", erzählt Anton Braun, der gelernter Kfz-Mechatroniker ist und seit zwei Jahren zu Quednaus Team gehört.
Von Zeit zu Zeit gleitet ein Lichtstrahl durch das trübe Weserwasser und Quednaus Rücken taucht an der Wasseroberfläche auf. Während Braun im beheizten Container jede Bewegung seines Chefs am Bildschirm verfolgt, steht Signalmann André Friedrich an der Reling des Pontons im Nieselregen. Sein Blick haftet auf dem Taucher.
In der Hand hält Friedrich eine dreifarbige Sicherheitsleine aus Luftschlauch, Strom- und Telefonkabel. Darüber ist der Taucher mit dem Land verbunden. Die Pressluftflasche auf dem Rücken trägt Quednau nur zur Sicherheit bei sich. Die Luft zum Atmen erhält er über den Schlauch.
Herausforderung Tauchanzug
Drei Mann hat es gebraucht, bis Ernst Quednau in seinem Tauchanzug steckte. Talkum an den Händen hilft dabei, durch die eng abschließenden Ärmel zu gelangen. Der Hals bekommt eine gesonderte Krause. Das Gewicht des mit Taschenlampe und Schweißerbrille versehenen Helms, kann sie nicht abmildern. Er wiegt satte 13 Kilogramm. "Wenn Sie den aufgesetzt haben, müssen Sie schnell ins Wasser. Der wird schnell zu schwer", berichtet Anton Braun, der ins Wasser steigen wird, sobald sein Chef erschöpft ist. Auch die Weste mit Pressluftflasche und Tauchermesser sorgt mit ihren 30 bis 40 Kilogramm dafür, dass die Taucher schnell den Auftrieb des Wassers suchen.

Zum Einsteigen in den hermetisch abgedichteten Tauchanzug benötigen die Taucher viele helfende Hände.
Die Taucher merken insbesondere an Händen und Füßen die niedrige Temperatur der Weser. Den restlichen Körper schützen Fleeceanzug oder Skiunterwäsche.
Signalmann Friedrich passt auf, dass sich Quednaus Leine nicht verheddert. "Im Endeffekt ist das auch eine Rettungsleine, mit der ich den Taucher im Notfall rausziehen kann", sagt Friedrich.
Plötzlich muss es schnell gehen. Anton Braun, der eben noch recht entspannt in seinem warmen Container vor dem Funkgerät gesessen hat, ruft Friedrich zu, einen großen Kuhfuß zu holen. In Windeseile reicht Friedrich dem Chef das gewünschte Hebeleisen an.
Anfahrschutz für den Anleger
Mit dem Werkzeug bugsiert Quednau eine Stahlplatte, die eben noch über dem Fähranleger geschwebt hatte, am Fuß des Fähranlegers auf der Juliusplate in Position. Sie und einige weitere dienen fortan als Anfahrschutz, denn die Schiffsführer können nicht immer verhindern, dass die "Farge" und die "Juliusplate" beim Anlegen an den Rampenkopf stoßen. An der Längsseite sichert eine Spundwand den Betonkoloss.
Vis-à-vis der Einsatzstelle liegt der Fähranleger in Blumenthal. Diesen hatten die Berufstaucher in den ersten drei April-Wochen für die Zukunft fit gemacht. "Stand heute liegen wir voll im Zeitplan", freut sich FBS-Geschäftsführer Ralf Kölpin.
Während die Kirchgäßner-Taucher unter Wasser arbeiten, saniert ein Trupp des Blumenthaler Bauunternehmens Kröger die Oberfläche des Rampenkörpers. Ebbe und Flut haben dort über die Jahre Risse und Löcher im Beton hinterlassen.
Einsatz von Spezialbeton
Mit Presslufthämmern öffnen sie schadhafte Stellen, holen alles Material heraus, das nicht mehr festsitzt. "Die Kanten werden gesandstrahlt und dann alles mit Spezialbeton wieder verfüllt", hat Kölpin während der Sanierung auf der rechten Weserseite beobachtet. Der Spezialbeton härtet sogar unter Wasser aus.

Ein Trupp des Blumenthaler Bauunternehmens Kröger saniert die Oberfläche des Rampenkörpers.
Mittlerweile hat Bernd Quednau die erste Stahlplatte an Ort und Stelle bugsiert. Aus einem Beutel, den Signalmann André Friedrich ihm angereicht hat, nimmt er Dübel und Hammer und befestigt die Platte am Betonsockel. Später wird alles miteinander verschweißt.
Schweißarbeiten an stählernen Spundwänden oder Kernbohrungen an Brücken, Schleusen und Wehren gehören zu den Routinearbeiten der Taucher. Extremere Tauchgründe sind Kläranlagen, stockdunkle Wassertürme oder kalte Tiefsee.
Im nächsten Jahr wird FBS-Geschäftsführer Kölpin erneut Taucher engagieren. Dann sollen die Unterwasserbereiche der Anlegestellen Blumenthal, Vegesack, Motzen und Lemwerder saniert werden.