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Radweg auf Bahndamm nach Delmenhorst Der Radweg-Konflikt

UWL und Grüne halten einen Radweg zwischen Lemwerder und Delmenhorst auf dem Damm der ehemaligen Bahnstrecke weiterhin für ideal. Der Weserradweg und der Weg an der L 875 stellen für sie keine Alternativen dar.
30.05.2021, 18:00 Uhr
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Der Radweg-Konflikt
Von Barbara Wenke

Lemwerder. UWL und Grüne sind enttäuscht vom Verlauf der Debatte im Bau- und Straßenausschuss. Wie berichtet, hatte UWL-Fraktionschef Sven Schröder einen Gemeinschaftsantrag zum Bau eines Radwegs auf der 2010 stillgelegten Bahnstrecke nach Delmenhorst vorgestellt und dafür Kritik von Politik und Anwohnern geerntet.

"Wir haben nicht beschlossen, dass der Radweg nicht gebaut wird", resümiert Mitantragstellerin Brigitta Rosenow. "Der Beschluss besagt aber, dass wir keine Gespräche mit den Landwirten führen werden", bedauert die Grünen-Vertreterin. Für die Antragsteller ist eine Chance vertan. Ihr Wunsch war es, Gespräche zwischen Verwaltung, Politik und Anliegern zu initiieren. So haben Grüne, UWL und FDP sich in dieser Woche erst einmal mit Grünen-Politikern aus Delmenhorst getroffen, um das Thema zu besprechen.

Fünf Maßnahmen hatte der Antrag vorgesehen: Delmenhorst stellt den Lemwerderanern seine Ideen für die Nachnutzung der Bahntrasse vor. Lemwerders Verwaltung hält Ausschau nach Fördermitteln und versucht, Bremen und den Kommunalverbund mit ins Boot zu holen. "Das sind Dinge, die Ehrenamtliche nicht leisten können", sagt Rosenow. Ein Runder Tisch aus Verwaltung, Politik und Anliegern sollte eingerichtet und im Haushalt 2022 ein Budget für Planungskosten eingestellt werden. Mit fünf zu vier Stimmen lehnte der Ausschuss den Antrag ab. Stattdessen wird nun ein Arbeitskreis ein Radwegekonzept für die Gemeinde entwickeln. Der Auftakttermin steht noch aus.

Sie stehen zwar dazu, dass sie einen Radweg auf dem ehemaligen Bahndamm befürworten, sagen Rosenow und Schröder unisono. "Aber es ging nie darum, dass wir den Radweg unbedingt bauen wollen. Wir wollen prüfen, ob ein Radweg an der Stelle möglich wäre und Sinn macht", konkretisiert Schröder. "Wenn Delmenhorst auf seiner Bahnstrecke einen Radweg baut und dieser an der Gemeindegrenze aufhört, ist das Unsinn", urteilt der Ratsherr. "Wir müssen öffentlich darüber diskutieren."

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Für die Lemwerderaner Sozialdemokraten wäre hingegen eine Fortführung des von Delmenhorst geplanten Radweges Unsinn. Ewald Helmerichs verwies bereits im Fachausschuss auf vorhandene Wege, die Lemwerder mit Delmenhorst verbinden. Günter Naujoks, der die SPD im Arbeitskreis vertreten wird, nennt den jüngst sanierten Radweg entlang der Landesstraße 875 sowie den Weserradweg. Vorstellen könnte er sich allerdings kurz vor der Ortschaft Deichhausen einen wenige Meter langen Verbindungsweg von der L 875 zum geplanten Delmenhorster Radweg.

Statt mitten durchs freie Feld zu fahren, bevorzugen Radtouristen nach Naujoks Einschätzung eine Route vom Ochtumsperrwerk über Wege am Deich entlang nach Hasbergen und weiter zum Nordwollegelände. Die Tour biete bereits heute Sitzbänke, Rastplätze und Unterstellmöglichkeiten. "Ein Weg über die Bahntrasse würde durch offene Felder und Wiesen führen, die wenige Anreize bieten", gibt Naujoks zu bedenken und ergänzt: "Außerdem wäre kein Schutz vor Wind und Regen gegeben."

Schröder kontert: "Wir können eine Nutzung als Radstrecke nicht mit dem Argument abschmettern, dass es andere Wege gibt. Außerdem ist das Radfahren an der Landesstraße nicht schön, weil ständig Autos an einem vorbeirauschen." Weil er eine sich ändernde Mobilität der Menschen erwartet, denkt der UWL-Mann bei den Nutzern der möglichen Bahndamm-Strecke eher an Berufspendler und Oberstufenschüler als an Touristen. "Wer weiß, vielleicht wird der Staat im nächsten Jahrzehnt Elektrofahrräder für Schüler fördern, um die Busse zu entlasten", gibt Schröder zu bedenken. Ferner hält er es für unerlässlich, die Pendlerströme zwischen Lemwerder und der Stadt Delmenhorst zu untersuchen. Eine Verbindung ohne Belästigung durch den motorisierten Verkehr könne den ein oder anderen aufs Fahrrad umsteigen lassen, glaubt er.

Der Weserradweg bietet sich nach Meinung von Brigitta Rosenow allerdings nicht als Strecke für Berufspendler an. "Morgens mag es noch gehen", sagt die Ratsfrau, "aber am Nachmittag sind da so viele Fußgänger und Hunde unterwegs, dass man nicht zügig nach Hause fahren könnte."

Im Ausschuss hatten Anwohner, Landwirte und Bürger aus Süderbrook, Altenesch und Ochtum ihrem Ärger Luft gemacht. Sie erwarten eine Störung der Weidetiere, eine Vermüllung der Gräben und Weiden und eine verminderte Lebensqualität, wenn ein Radweg unmittelbar hinter ihren Gärten verlaufe. Die Landwirte sehen zudem ihre Existenz gefährdet. Sie befürchten, den Damm nicht mehr mit ihrem Vieh und ihren Erntemaschinen queren zu können, worauf sie wirtschaftlich aber angewiesen seien.

"In Holland gibt es viele Radwege, die durch Viehweiden führen. Dafür würde man eine Lösung finden", ist Brigitta Rosenow überzeugt. Nur müsse erst einmal damit begonnen werden, miteinander ins Gespräch zu kommen.

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