Die Schüler und Schülerinnen der 8a und die 10a des Gymnasiums Lemwerder haben seit dem Herbst die Fußball-WM in Katar ins Visier genommen. Mit ihr setzten sie sich hinsichtlich der Menschenrechte auseinander, und zwar in Wort und Bild.
Am Donnerstag, 1. Dezember, heißt es dann ab 18 Uhr im Begegnungszentrum (Begu) in der Edenbütteler Straße 5 "Anstoß Menschenrechte“. Im Rahmen einer Vernissage können Eltern und Großeltern der Schüler und Interessierte im Saal und in den Fluren des Begu Bilder, Collagen und Texte in Augenschein nehmen zur Thematik der Menschenrechte in Katar. Zu Gast auf der Bühne wird laut Begu-Leiter Timo von den Berg der Demokratie-Pädagoge und Jazz-Pianist Andrea Müller sein. Er werde zum Thema Menschenrechte referieren und einen satirischen Beitrag leisten, so der BEGU-Leiter. Auch seien Klavierstücke vorgesehen. „Dazu gibt es belegte Brötchen und Getränke.“ Das ganze Projekt sei von der niedersächsischen Lottostiftung gefördert worden, sagt von den Berg.
Gerade wegen der WM in Katar sei das Thema Menschenrechte für sie in den Blick genommen worden, sagt der 15-jährige Aaron Schwane aus der 10a. „Wir hatten uns mit einem Dokumentarfilm von Amnesty International und einer Präsentation vorbereitet“, sagt seine 16-jährige Klassenkameradin Merle Bruns. Es sei gefragt worden, welche Menschenrechte verletzt worden seien und wie sie in Bilder umgesetzt werden könnten, so die Zehntklässlerin.
„Da ist zum Beispiel ein Bild darunter, das zeigt auf der einen Seite ein Fußballfeld, auf der anderen Seite Gräber“, sagt die 15-jährige Charlotte Kuck. Sie selbst habe eine Frau gezeichnet, die als Mund einen sich zuziehenden Reißverschluss hat als Hinweis auf die eingeschränkte Meinungsfreiheit.
Auf einer Collage gibt es einen Infotext, der darauf hinweist, dass die Rechte von Frauen und sexuellen Minderheiten nicht geachtet würden. Auch seien bei dem Bau der acht Stadien 6500 Menschen ums Leben gekommen. Rund 220 Milliarden US-Dollar seien insgesamt in die WM an Ausgaben geflossen, heißt es weiter in dem Infotext.
Arbeitsteilung bei der Gestaltung
Die Bilder kommen von den Zehntklässlern, die Texte von der achten Klasse. „Wir haben das im Deutschunterricht durchgenommen“, sagt die 13-jährige Michelle Hove. Sie selbst habe sich außerdem im Internet informiert. „Schockierend“ finde sie, dass Menschenrechte gebrochen würden. „Wir haben im Unterricht etwas über die Menschenrechte gemacht, welche es gibt und welche verletzt werden wie das Recht auf Freiheit, Asyl, Eigentum und Privatsphäre“, fügt ihre Mitschülerin Kirtleen Mronke an. Weiter sei Sklaverei ein Thema gewesen.
Darüber hinaus hat Michelle zufolge die 8a ein Umfrage gemacht, wer überhaupt die WM-Spiele schaue. „Über 80 Prozent gucken trotzdem“, sei das Ergebnis gewesen, so die 13-Jährige.
Man sei schon vor Monaten von der Begu aus auf das Gymnasium zugegangen und habe angefragt, ob es Klassen gebe, die sich mit der besonderen Problematik dieser WM auseinandersetzen könnten, sagt Begu-Leiter von den Berg. „Wir wollten dabei aber auch nicht übermoralisch sein. Wir zeigen ja hier auch WM-Spiele. Das wollen wir nicht verwehren.“ Gefreut habe er sich jedenfalls, dass die Deutschlehrerin der 8a, Anna Zoske, und die Kunstlehrerin der 10a, Anne-Jarste Jordan, sich der Thematik angenommen hätten.
Auch die stellvertretende Schulleiterin, Almut Siebeneicker, zeigte sich guter Dinge über das Engagement der Klassen. „Einfach toll“, ist ihr Kompliment. „Das hat bei den Schülern was in Gang gebracht“, war ihre Beobachtung. Sie habe die Schüler im Kunstunterricht besucht. „Ich war erstaunt, wie vertieft sie waren.“
Sogar Ex-Werder-Manager Willi Lemke sei von den Bildern und Texten angetan gewesen, weiß Begu-Leiter von den Berg. Der sei kürzlich zu Gast und als Gesprächspartner im Haus wegen der Diskussion um die WM in Katar gewesen. „Er fand die Arbeiten ausgesprochen positiv, hat er verlauten lassen“, so von den Berg.