Die Depenflether Straße schlängelt sich durch sattes Grün. Links und rechts liegen Wiesen und Weiden. In einer scharfen Kurve weist ein Schild Passanten auf Janine Reichwalds Bio-Garage hin. Wer hier einkauft, hat sich den Besuch des kleinen Hofladens gezielt vorgenommen. Bis auf einige Radwanderer kommt niemand zufällig vorbei. Dafür liegt der Laden mit biologisch erzeugten Lebensmitteln und regional erstellter Hobbykunst zu weit abseits.
Häufig kommen Familien mit Kindern hierher, denn für sie gleicht der Hof einem kleinen Tierpark. Bereits bei der Anfahrt ziehen die Fohlen des Pferdezuchthofs Sosath die Blicke auf sich. Und auf dem Hof Reichwald logiert hinter einer Scheune Rassegeflügel – Hühner in unterschiedlichen Farben, Wachteln, Gänse und Enten. Wer fragt, darf sie besuchen.
„Demnächst bekomme ich noch zwei Schweine“, blickt Janine Reichwald voraus. Die habe sie sich schon länger gewünscht. Eine ganz besondere Rasse soll es sein. Englische Berkshire-Edelschweine werden auf dem Hof im Lemwerderaner Ortsteil Depenfleth einziehen. Durch die rosarote Brille betrachtet die Landfrau ihre Tierhaltung aber nicht. Letztlich werden die Schweine geschlachtet und das Fleisch in ihrem Bioladen verkauft. „Viele Leute haben bei mir nach Fleisch gefragt“, berichtet die Ladenbetreiberin. Noch kann sie nicht mit der gewünschten Ware dienen. Reichwalds Bio-Garage ist erst seit sechs Wochen am Start. Derzeit gibt es in erster Linie Gemüse, Milch und Eier. Was sie nicht selbst anbaut, bezieht sie über einen Bio-Großhandel in der Region.
Die Milch und die Eier stammen vom eigenen Hof. Die Milch füllt sie täglich frisch vom eigenen Tank in Flaschen ab. Es handelt sich um unbehandelte Rohmilch. Die muss vor dem Verzehr durch die Kunden noch erhitzt werden, weil sie weder industriell pasteurisiert noch homogenisiert ist. Vielleicht wird die naturbelassene Ware deshalb nicht so stark nachgefragt, wie Janine Reichwald zunächst angenommen hatte. Pro Woche verkaufe sie gerade mal fünf bis sechs Liter, sagt die 42-Jährige.

Janine Reichwald packt eine Gemüsekiste vor der Tür.
Alles fing mit den Eiern an
„Anziehungspunkt sind eindeutig die Eier“, so Janine Reichwald. Deshalb sucht sie nach dem Milchtank jeden Morgen den Hühnerstall auf und sammelt ein, was ihr Federvieh über Nacht gelegt hat. Mit einem Selbstbedienungsstand mit Eiern an der Straße hat der Verkauf der hofeigenen Produkte vor rund drei Jahren auch begonnen. „Das lief sehr gut. Da habe ich gedacht, ich könnte auch mehr anbieten.“ Mittlerweile sind selbst gekochte Marmeladen, Frucht-Sirups, eingemachtes Gemüse und Chutneys hinzugekommen.
Janine Reichwald ist es wichtig zu betonen, dass auf ihrem Hof kein frisch geschlüpftes Küken – wie in der industriellen Geflügelzucht üblich – geschreddert wird. In Depenfleth dürfen auch die Hähne groß werden. Sogar artgerecht. Sie bewegen sich im Freien und scharren und picken im Boden. Wenn die Hähne ausgewachsen sind, werden sie geschlachtet. „Ihr tut es jedes Mal weh, wenn sie ein Huhn schlachten muss“, sagt Janine Reichwalds Schwester Kirsten, die ab und an in der Bio-Garage aushilft.
Das Geflügel verarbeitet die Landfrau zu Suppe. In Gläser eingemacht, können ihre Kunden die Suppe als fertige Mahlzeit mit nach Hause nehmen. Neuerdings bietet Janine Reichwald eine Gemüsekiste an. „Eine Nachbarin hatte mich nach einem Abo gefragt“, berichtet sie von der Entstehung des Services. Die Landfrau stellt verschiedene Gemüsesorten zusammen und bringt sie auf Wunsch auch einmal wöchentlich nach Hause. Wer die „Bio-Garage“ aufsucht, kann zudem kleine Mitbringsel erwerben. Hobbykünstler aus der näheren Umgebung bieten Postkarten und Tonfiguren an. Janine Reichwald komplettiert das Sortiment mit Haarbändern und Babyschühchen.