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Am Ochtum-Hafen Flugfeld Lemwerder: Großes Gewerbe- und Industriegebiet geplant

Das Projekt ist groß und komplex: Ein Investor hat Ideen für das ehemalige Flugfeld in Lemwerder vorgelegt. Neben großen Gewerbe- und Büroflächen spielt auch grüne Energie eine große Rolle bei dem Vorhaben.
20.06.2022, 18:00 Uhr
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Flugfeld Lemwerder: Großes Gewerbe- und Industriegebiet geplant
Von Björn Josten
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Für das ehemalige Flugfeld in Lemwerder gibt es große Pläne und auch einen Investor, der die 126 Hektar entwickeln möchte. Entstehen soll zwischen den ehemaligen Flughafengebäuden und dem Ochtum-Hafen ein modernes, nachhaltiges Industrie- und Gewerbegebiet für Logistik, E-Commerce, Leichtindustrie sowie für mittelständische und große Unternehmen. Was geplant ist.

Die Projekt-Idee

Das Flugfeld soll links und rechts der ehemaligen Landebahn mit Hallen und Bürogebäuden entwickelt werden. In vier Bauphasen könnten maximal 455.000 Quadratmeter Hallenfläche und 28.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen. Darin könnten bis zu 2000 Arbeitsplätze entstehen. Ein Bestandteil des geplanten Gewerbegebietes ist ein Logistikzentrum. "Die künftige Nähe zur A281, gerade nach einem Lückenschluss, und zum GVZ in Bremen ist für Unternehmen attraktiv", sagt Christian Peters, Geschäftsführer der Real Estate Lemwerder, der die Fläche anteilig gehört. Denkbar sind zusätzlich Nutzungen, die ohne nennenswerten Verkehr auskommen, beispielsweise Serverfarmen. Im Raum steht zudem, den Ochtum-Hafen zu reaktivieren. Ebenso wie für die Nutzung einiger Hallen gibt es auch dafür laut Peters einen Interessenten für die Betreibung. Amazon gehöre ausdrücklich nicht zu den Interessenten.

Das Energie- und Nachhaltigkeitskonzept

Der energetische Aspekt spielt bei der Entwicklung eine große Rolle. Beispielsweise ist vorgesehen, die Hallen mit Fotovoltaik-Anlagen zu bestücken. Für die letzte Ausbaustufe ist eine Gesamtleistung von 46 Megawatt vorgesehen. "Damit können wir die Werften, alle neu anzusiedelnden Unternehmen und Lemwerder mit Energie versorgen", sagt Christian Peters. Zudem ist der Bau und Betrieb eines Elektrolyseurs für die Produktion von grünem Wasserstoff vorgesehen. "Für uns ist grüne Energie ein wesentlicher Produktionsfaktor, weil potenzielle Kunden darauf Wert legen", sagt Matthias Hellmann. Grüner Wasserstoff könnte auch ans Stahlwerk von Arcelor Mittal in Bremen oder die Weserfähren geliefert werden. Beim Bau der Hallen solle zudem viel mit Holz gearbeitet werden, um auch in diesem Segment nachhaltig zu agieren.

Ein Viertel des Gesamtareals soll als ökologische Ausgleichsfläche unangetastet bleiben. Dabei handelt es sich um den Bereich beim Wäldchen am Ochtum-Hafen. Auf dem Rest der Fläche verspricht der Investor ein umfangreiches Begrünungskonzept, unter anderem auch mit Dachbegrünungen.

Der Investor

Der Investor möchte noch nicht in der Öffentlichkeit auftreten, hat seine Ideen hinter verschlossenen Türen allerdings bereits präsentiert. "Es handelt sich um einen Investor, der kommen möchte, um zu bleiben", wirbt Christian Peters. "Geld ist zudem direkt verfügbar." Der Investor sei dafür bekannt, Projekte gemeinsam und im Konsens mit den örtlichen Akteuren zu entwickeln. So sei es auch in Lemwerder vorgesehen.

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Der Hintergrund

Eigentümer des ehemaligen Flughafengeländes ist die SGL/A&R Real Estate Lemwerder GmbH & Co. KG. An ihr sind zu 51 Prozent SGL Technologies, Meiningen und zu 49 Prozent Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft SE, Lemwerder, beteiligt. SGL möchte sich aus strategischen Gründen von der Fläche trennen. A&R plant nun, das Gelände der alten Landebahn  mit dem Investor weiterzuentwickeln. Im Flächennutzungsplan ist das Areal als gewerbliche Bau- und Industriefläche ausgewiesen.

Die Reaktionen

"Das Vorhaben ist eine große Chance für unseren Ort", sagt Bürgermeisterin Christina Winkelmann. Es gelte nun die Risiken zu prüfen und dann die richtigen Schritte einzuschlagen. Die Lokalpolitik zeigt sich mehrheitlich skeptisch. Matthias Hellmann, Vorstand von Abeking & Rasmussen, wirbt dafür, bei der Bewertung des Projektes, die Wirtschaft 2040 in den Blick zu nehmen: "Wir werden dann eine andere Mobilität und eine andere Energiewirtschaft haben."

Der Zeitplan

Sollte es grundsätzlich grünes Licht von der Gemeinde geben, soll im Herbst 2022 ein Verkehrsgutachten auf Kosten des Investors erstellt werden. Mit den Erkenntnissen und denen aus einem Emissionsschutzgutachten soll dann der weitere Zeitplan für infrastrukturelle Maßnahmen in Abstimmung mit der Gemeinde Lemwerder erarbeitet werden. Ein erster Bauabschnitt ist für 2023 vorgesehen. Die Umsetzung der folgenden drei Abschnitte würde mindestens bis Ende des Jahrzehnts dauern. Ein vertiefendes Gespräch zwischen Investor, A&R und der Lokalpolitik soll Mitte Juli anberaumt werden. "Wir sind noch ganz am Anfang und lange nicht an einem Entscheidungspunkt", sagt Hellmann.

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