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Faustball "Männer brauchen eigene Trainingszeit"

Lemwerders Faustball-Abteilungsleiter Uwe Kienast ist ganz zufrieden mit dem Saisonverlauf
15.08.2022, 14:33 Uhr
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Von Olaf Schnell

Worin liegt Ihrer Meinung nach die Faszination am Faustballspiel?

Uwe Kienast: Faustball ist ein dynamisch, aber auch technisch anspruchsvolles Spiel. Es geht um Schnelligkeit, Ausdauer und Action, bei einem ganz geringen Verletzungsrisiko. Im Sommer geht es an die frische Luft auf den Rasen und im Winter in die Halle. Ganz wichtig für mich ist, dass man bei der Freizeitaktivität Sport respektvoll miteinander umgeht, auch wenn manchmal Emotionen hochkochen. Im Faustball ist das definitiv gegeben, von körperlichen Angriffen auf Spieler oder gar Schiedsrichter ist mir nichts bekannt.

Die Faustball-Feldsaison ist inzwischen auch schon wieder Geschichte. Wie fällt Ihre Bilanz bei den LTV-Frauen und -Männern aus?

Nach der doch nervenden Corona-Abstinenz waren wir froh, endlich wieder regelmäßig uneingeschränkt Sport treiben zu dürfen. Im Großen und Ganzen bin ich mit den Resultaten unserer Teams zufrieden. Platz sieben in der 2. Frauen-Bundesliga und Rang vier in der Männer-Regionalliga sind ganz okay.

Im weiblichen Bereich ging es bei den Feldspielen im personellen Bereich, bis auf das Saisonfinale, doch recht entspannt zu.

Aus meiner Sicht war das Damenteam in der 2. Liga sogar etwas mehr gebeutelt als das Herrenteam. So mussten die Damen häufig auf die bisherigen Leistungsträgerinnen: Saskia Gelhaus, „Anni“ Langpaap und „Steffi“ Suhren verzichten. Des Weiteren standen die beiden Hochzeiten von „Steffi“ Suhren und Anita Lugavic auf dem Plan, sodass auch an diesen beiden Terminen einige Spielerinnen passen mussten. Gut, dass der zwölfköpfige Spielerkader mit vielen jungen Spielerinnen das kompensieren konnte. Insofern stand die Saison von Anfang an unter der Maßgabe des Klassenerhalts.

Und wie war es bei den Herren?  

Mit dem vierten Platz und einem ausgeglichenen Punktekonto bin ich bei den Regionalliga-Herren vollends zufrieden. Der Saisonbeginn verlief hier aber etwas holprig. Patrick Bartelt konnte verletzungsbedingt nicht eingesetzt werden und fünf unserer Spieler: Sebastian Drees, Patrick Bartelt, Lasse Kienast, Florian Martin und Matti Kienast waren alle noch im Fußballmodus in Warfleth und Berne tätig. Dementsprechend litt die Trainingsbeteiligung. Nach Abschluss ihrer Fußballsaison steigerte sich ihre faustballerische Trainingsintensität, entsprechend folgten dann auch die Punktspiel-Erfolge im Faustball.   

Vielleicht hat ja bald auch mal ein externer Übungsleiter Lust, das Lemwerder Herrenteam zu trainieren?

Für die Männer wäre ein von außen kommender erfahrener Coach sicherlich sehr wertvoll. Neue Trainer fördern die mannschaftliche Motivation und setzen immer wieder neue Impulse und Akzente.

Oder Sie beenden Ihre Trainingspause, denn Sie haben jetzt als Rentner bestimmt mehr Zeit?

Noch habe ich mit meinem Beruf nicht ganz abgeschlossen. Mein Arbeitgeber bot mir nach 44-jähriger Tätigkeit zwecks Wissenstransfers und für interne Schulungen einen Zeitvertrag an, dem ich zugestimmt habe. Außerdem reicht mir beim LTV das Trainingspensum und die Betreuung im Nachwuchsbereich zusammen mit „Steffi“ Suhren und Daniel Bartelt.

Aber im Herrenteam spielen ja auch Ihre beiden Söhne mit, das spricht sicherlich dagegen.

Grundsätzlich denke ich, dass wir, wenn alle – auch mit zielgerichteter Unterstützung von außen, zum Beispiel durch unseren LTV-Fitnesstrainer Stefan Dodenhof – mitwirken würden, etwas bewegen könnten. Die Kombination, Vater und Trainer zu sein, ist nicht ganz einfach. Da geraten schon mal unterschiedliche Charaktere aneinander. Man bewertet die eigenen Kinder – selbst, wenn sie erwachsen sind – doch mit leicht veränderten, zumeist höheren Ansprüchen. Deshalb halte mich bei dem Thema doch lieber bedeckt. Wir werden das Thema aber noch intern mit dem Team angehen und besprechen.

Bekanntlich muss sich Lemwerders Faustball-Abteilung auf der Sportanlage in Lemwerder mit den dortigen Fußballern arrangieren. Ist es deshalb geplant, so wie im Löh beim Blumenthaler TV auch, in absehbarer Zeit einen eigenen Platz zur Verfügung zu haben?

Die Absprache mit den SVL-Fußballern in Lemwerder klappt meiner Meinung nach wirklich sehr gut. Wir tauschen uns rechtzeitig aus, sodass es zu keinen Überschneidungen kommt. Hin und wieder nutzen die jungen Fußballer beim Training unsere gekreideten Faustballfelder, was ja auch völlig okay ist. Eine eigene Arena nur für den Faustball, so wie in Ahlhorn, Brettorf oder Blumenthal wäre sicherlich reizvoll, ist hier in Lemwerder aber nicht realisierbar.

Wie kann man mehr Zuschauer zu den Faustball-Spielen locken?

Das Interesse an einer Sportart wird meiner Ansicht nach durch die Eltern, aber auch medial beeinflusst. Sind die Eltern sportlich in einem Bereich aktiv, folgen ihnen die Kinder meistens. Ich freue mich allerdings über jeden, der überhaupt irgendeinen Sport betreibt. Meiner Ansicht nach ist das mediale Interesse zu sehr auf den Fußball fokussiert. Täglich wird mindestens irgendein Spiel übertragen, das lockt natürlich auch Zuschauer. Das mediale Interesse im deutschen Fernsehen Faustball zu übertragen ist dagegen sehr gering, und das, obwohl in 35 Ländern auf fünf Kontinenten Faustball gespielt wird. Da sind uns die Österreicher und Schweizer wesentlich weiter voraus, als unsere öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Bei den diesjährigen Worldgames in den USA wurde Faustball erstmals auf Sport 1 im Fernsehen übertragen. Die Endspiele der Männer und Frauen sahen sich kurz vor Mitternacht dennoch fast 300.000 Zuschauer an. Es geht also. Ein weiterer Ansatz ist die Verbreitung unseres Sports über das Internet. Da rund 91 Prozent aller Personen über zehn Jahren das Internet nutzen, müssen wir uns in dem Bereich der sozialen Medien als Verein noch breiter und aktiver aufstellen. Die DFBL geht seit einiger Zeit diesen Weg, da werden mittlerweile viele Spiele gerade von deutschen Meisterschaften oder internationalen Begegnungen per Livestream im Internet übertragen.

Wie sieht es beim LTV momentan im Nachwuchsbereich aus? 

Derzeit nehmen wir mit zwei weiblichen Jugendteams in der U 14 und der U 16 am Punktspielbetrieb teil. Wir sind jedoch gerade dabei, eine männliche U 14-Mannschaft aus der Schul-Faustball AG aufzubauen. Optimistisch stimmt mich dabei die Beteiligung von 20 Lemwerderaner Schülern an den Schul-Bezirksmeisterschaften. Sie erreichten bei 39 teilnehmenden Teams zweimal Platz zwei und zweimal Rang eins.

Wie könnte man weitere Kinder für den Sport begeistern?

Wir könnten bestimmt weitere Jugendliche für unseren Sport gewinnen, wenn es allen Lemwerderaner Kindern ermöglicht werden könnte – bei Zahlung nur eines Vereinsbeitrages – in beiden Sportvereinen gleichzeitig aktiv zu sein. Es haben schon einige Talente bei uns mittrainiert, die durften aber wegen der finanziellen Doppelbelastung nicht weitermachen, weil sie auch beim Fußball aktiv waren. Ich hoffe, dass sich in diesem Bereich mal eine Kompromisslösung ergibt. Ich bin natürlich auch selbstkritisch genug und weiß, dass wir im Nachwuchsbereich in unserem Verein noch steigerungsfähig sind. Bei den Europameisterschaften der U 18-Faustballer/-innen konnte ich beispielsweise miterleben, wie der Sportverein Vaihingen/Enz ein internationales Jugendfaustball-Zeltlager mit rund 400 jugendlichen Faustballern im Alter von sechs bis 16 Jahren organisierte. Solche Events bleiben den Jugendlichen in Erinnerung und verbreiten sich natürlich untereinander.

Betreiben Sie eigentlich auch noch andere Sportarten?

Ich fahre sehr gerne Fahrrad, gehe hin und wieder in den Kraftraum und walke, wenn mir danach ist.

Haben Sie andere Hobbys?

Ich erkunde gerade die Geschmacksnerven meiner Familie und probiere mich als Hobbykoch bei diversen Gerichten aus. Da ist allerdings noch viel Luft nach oben. Des Weiteren habe ich Spaß im Garten, höre gerne Hörspiele und verreise liebend gern. Meine Frau und ich sind begeisterte Kreuzfahrer.

Kann es sein, dass irgendwann die Damen in der 1. Bundesliga und die Herren in der 2. Bundesliga Faustball spielen?

Über hellseherische Fähigkeiten verfüge ich leider nicht. Aber wenn ich Wünsche äußern dürfte, dann würde ich mich über das Erreichen beider Ziele ganz bestimmt freuen. Vielleicht kommt meine Tochter Mieke – die mit der deutschen U 18-Nationalmannschaft in Stuttgart erneut Europameisterin geworden ist – ja noch mal nach Lemwerder zurück. Dann wäre ein Aufstieg bei den Damen sicherlich leichter realisierbar. Aber ich will hier keine Hoffnungen schüren – Mieke fühlt sich aktuell in Ahlhorn sehr wohl.

Wie sehen die LTV-Ziele in der anstehenden Hallensaison aus?

Wir Trainer werden uns in nächster Zeit zusammensetzen und ausloten, wie wir das Training individueller intensivieren können. Eine Differenzierung und Umgestaltung des Trainingsbetriebs sind hier vonnöten. Beispielsweise brauchen die Männer eine eigene, feste Trainingszeit.  

Zurzeit ist ja bei den LTV-Faustballern/innen Sommerpause. Wann geht es wieder in die Halle?

In die Hallensaison steigen wir voraussichtlich Mitte September wieder ein. Als Abschluss der Feldsaison planen wir am 8. September  im LTV-Stadion, noch ein Mixed-Kleinfeldturnier auf sechs Feldern durchzuführen. Da werden dann Teams bestehend aus zwei Kids und zwei Erwachsenen gegeneinander spielen. Im Anschluss daran soll ein gemeinsames Grillen stattfinden.

Das Gespräch führte Olaf Schnell.

Zur Person

Uwe Kienast (64)

ist Faustball-Abteilungsleiter beim Lemwerder TV. Der ehemalige Kriminalhauptkommissar ist verheiratet mit Petra Kienast, mit der er drei Kinder, Lasse, Matti, Mieke, hat. Zu seinen sportlichen Erfolgen zählten: ehemaliger Bundesliga-Spieler beim Blexer TB, Teilnehmer an Deutschen Meisterschaften, Spieler bei diversen norddeutschen und deutschen Polizeimeisterschaften, dritter Platz beim Deutschen Turnfest in Leipzig mit dem Lemwerder-TV-Mixedteam.

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