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Ortskernentlastung Lemwerder Kritik an geplanter Trasse

Lemwerders Ortskern soll vom Durchgangsverkehr befreit werden. Eine Machbarkeitsstudie hat eine Vorzugsvariante ergeben. Dass örtliche Unternehmen dagegen sind, wurde bislang verschwiegen.
23.09.2022, 18:15 Uhr
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Kritik an geplanter Trasse
Von Barbara Wenke

Seit dem Jahr 2011 reift in Lemwerder die Idee, eine Ortskernentlastungsstraße zu bauen. Sie soll nach Wunsch der Befürworter nicht nur die Stedinger Straße vom Durchgangsverkehr entlasten, sondern auch die Lücke zwischen der Flughafenstraße und der Ernst-Pieper-Straße schließen sowie ein mögliches neues Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Flugfeld anbinden.

"Eine Ortskernentlastungsstraße hat eine eindeutig verkehrsverlagernde Wirkung", bestätigt Verkehrszähler Lothar Zacharias die Auswirkung der angedachten Straße. Er merkte im Ausschuss für Finanzen und Gemeindeentwicklung am Donnerstagabend aber auch an: "Der größere Teil wird auf der Stedinger Straße bleiben." Zuvor hatte Verkehrsplaner Sven Michaelsen in Kürze "ohne Einschränkung bei der Wahl der Trassenführung" zwölf mögliche Verläufe der einstmals Osttangente genannten Umgehungsstraße skizziert. "Auch erkennbar ungeeignete" wie aus seiner Präsentation hervorging.

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Ausgerechnet die im mittleren Teil der Ortskernentlastungsstraße als Vorzugsvariante bezeichnete Trasse über das ehemalige Flughafengelände – mitten durch die Hallen der Unternehmen Fassmer und BWE – scheint in diese Kategorie zu fallen. "Der Teil ist Privatgelände", murmelte Christian Peters, Gesellschafter der A&R Real Estate Lemwerder GmbH & Co. KG, die die Hallen und Grundstücke gemeinsam mit der SGL Technologies in Meitingen an die örtlichen Unternehmen veräußert hatte.

Die Gemeinde hat keinen Zugriff auf das Gelände.
Christian Peters, A&R Real Estate Lemwerder

Da sowohl Fassmer als auch BWE Großbauteile herstellen, sei es für beide Unternehmen wichtig, dass das Gelände zwischen ihren Hallen privat bleibe, erklärte Peters auf Nachfrage. "Wenn es eine öffentliche Straße würde, müssten sie jedes Mal eine Genehmigung einholen, wenn sie dort rangieren müssen." Peters betont: "Die Gemeinde hat keinen Zugriff auf das Gelände."

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Das bestätigt Fassmer-Standortleiter Sven Sperling, der die derzeitige Diskussion als unseriös empfindet. Gemeinsam mit Peters hatte Sperling dem Vorgänger des heutigen Gemeinderates bei einer Begehung des Flugfeldes gesagt, dass sein Unternehmen eine Durchschneidung des Firmengeländes ablehne. "Dann hätte der Kauf der Liegenschaft keinen Sinn gemacht."

An einer Osttangente, die die Lücke im Trassenverlauf zwischen Flughafenstraße und Ernst-Pieper-Straße schließt, ist Christian Peters dennoch interessiert. Die Eigentümer des Flugfeldes planen, das Areal zu beleben. Der Flächennutzungsplan der Gemeinde weist "im Bereich Tecklenburg bis an den Uferrand der Weser" gewerbliche Bauflächen aus, die "auf die Ansiedlung innovativer, hafenorientierter Großbetriebe und Industrien" zielen. Im Juni präsentierte Peters der Verwaltung und dem Rat einen Investor, der das rund 100 Hektar große Gelände erschließen will. "Wir reden über das Volumen von einer halben Milliarde Euro", sagt Peters.

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Dem Investor sei daran gelegen, im Einvernehmen mit der Gemeinde zu handeln. "Solange die Gemeinde so zerstritten ist, will der Investor nicht genannt werden." FDP, Grüne und UWL torpedierten das Vorhaben. Es würden Zahlen kolportiert, die nicht aus dem Gutachten belegt sind, sagt Peters. Er spricht von einem Verstoß gegen die Verschwiegenheitsverpflichtung. Froh ist der Gesellschafter der A&R Real Estate Lemwerder indes, dass sich die Ausschussmitglieder geeinigt haben, weitere Planungen erst anzuschieben, wenn ein von ihm in Auftrag gegebenes weiteres Verkehrsgutachten vorliegt, das ein Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Flugfeld abbildet. Peters macht aber auch deutlich: "Einen Anschluss über das Flughafengelände, ohne dass wir dort etwas bauen dürfen, wird es nicht geben."

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