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Kreistag Wesermarsch Schulfusion: Entscheidung vertagt

Der Kreistag Wesermarsch hat noch keine Entscheidung zur Schulfusion der Oberschulen in Berne und Lemwerder gefällt. Lemwerder soll die Möglichkeit bekommen, sich zu äußern. Welche Tendenz es dennoch gibt...
10.03.2022, 14:47 Uhr
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Von Georg Jauken

Berne/Lemwerder. Die für diese Woche geplante Vorentscheidung über die Zusammenlegung der bisher selbstständigen Oberschulen Berne und Lemwerder ist verschoben. Die Politiker im Schulausschuss des Kreistages wollen der Gemeinde Lemwerder vorher noch eine Chance geben, sich offiziell zu den Fusionsplänen zu äußern. Obwohl das Thema seit Oktober in den zuständigen Gremien und in öffentlichen Veranstaltungen diskutiert werde, habe sich die Gemeinde bisher nicht offiziell geäußert, wie es hieß. Die endgültige Entscheidung über die Fusion soll dennoch wie geplant der Kreistag in seiner Sitzung am 28. März fällen.

Besonders genervt von der monatelangen Diskussion zeigten sich Jürgen Janssen von den Grünen und Thorsten Böner von der Unabhängigen Wählergemeinschaft. Als langjähriger Elternvertreter vom Gymnasium Brake und Kreiselternratsvorsitzender habe er die Erfahrung gemacht, dass sich Schüler recht schnell von etwas Neuem überzeugen lassen. „Das Problem sind die Eltern.“ Der Gemeinde Lemwerder warf er vor, auf Zeit zu spielen, um die Entscheidung für dieses Jahr zu verhindern.

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Der Grünen-Politiker Janssen, ehemaliger Schulleiter der Oberschule Rodenkirchen, versicherte, dass sich der Kreistag zwischen den beiden von Anfang an diskutierten Varianten entscheiden werde. Gemeint sind die Zusammenlegung der Schule am Standort Berne mit einer Außenstelle  in der Eschhofschule für die Schüler der fünften und sechsten Klasse aus Lemwerder oder aber eine Oberschule für alle Klassen am Standort Berne. Denn für Janssen ist klar: „Es kann nicht bleiben wie es ist.“ Aus seiner Sicht war es schon ein Fehler, dass der damalige Landrat Thomas Brückmann den 2019 gestarteten ersten Versuch einer Zusammenlegung der Schulen nach den heftigen Protesten in Lemwerder – am Kreistag vorbei – per Verfügung abgesagt habe.

An einer Schule differenzierteres Angebot möglich

Seitdem sind die Schülerzahlen in Lemwerder weiter zurückgegangen, wie Schulleiter Sönke Ehmen im Verlauf der Sitzung dargelegte. Von 57 Viertklässlern in Lemwerder waren demnach im Sommer 2021 nur noch 20 in die Oberschule gewechselt, die übrigen gingen nach ihrem letzten Grundschuljahr ans Gymnasium Lemwerder. Um die vorgesehenen Profile Französisch, Wirtschaft, Technik sowie Gesundheit und Soziales anbieten zu können, seien mindestens 29 Schüler pro Jahrgang erforderlich. Weil die Zahl der zugewiesenen Lehrkräfte von der Schülerzahl abhängt, sei es überdies bei so kleinen Klassen nicht mehr möglich, die Schüler in einzelnen Fächern aufzuteilen, um sie je nach Leistungsfähigkeit in Erweiterungs- und Grundkursen gezielt zu fördern. Zudem verwies Ehmen auf die kräftezehrende Arbeit der Lehrkräfte, wenn sie Schüler mit schneller und langsamer Auffassungsgabe, Schüler aus Zuwandererfamilien mit Sprachschwierigkeiten und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf Dauer zusammen unterrichten müssten. Würden beide Schulen zusammengelegt, reichen die Schülerzahlen Ehmen zufolge aus, um den Schülern das vorgesehene deutlich differenziertere Angebot zu machen.

Warum andere denkbare Alternativen für den Süden der Wesermarsch nicht in Frage kommen, erläuterte zuvor Regierungsschuldirektor Carsten Kliegelhoefer. Um etwa eine Oberschule mit gymnasialem Zweig, eine Gesamtschule oder ähnliches zu realisieren, würden die Schüler des Gymnasiums Lemwerder gebraucht. Ein funktionierendes Gymnasium aufzulösen, ist nach dem niedersächsischen Schulgesetz aber nicht vorgesehen.

Winkelmann argumentiert mit Zuzug Geflüchteter

Bleibt noch das Modell C, für das sich Lemwerders Bürgermeisterin Christine Winkelmann zuletzt stark gemacht hatte. Im Grunde findet sie die Zusammenlegung beider Schulen falsch. Denn sie erwartet, dass die Schülerzahlen in Lemwerder mittelfristig wieder steigen. Erst dieser Tage sei eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine mit sieben schulpflichtigen Kindern eingetroffen, erklärte Winkelmann. „Und es werden mehr werden.“ Außerdem erwartet sie den Zuzug junger Familien. Laut Ehmen müssten allerdings 15 Schüler pro Jahrgang hinzukommen, damit die Oberschule in Lemwerder auf längere Sicht eigenständig bleiben kann.

Das Modell C geht auf den „Runden Tisch Schulentwicklung“ vom 24. Januar zurück. Dort hatten Elternvertreter vorgeschlagen, alle fünften und sechsten Klassen, auch die Berner Schüler, in der Eschhofschule in Lemwerder zu unterrichten. Die Kinder könnten dann bereits ab der fünften Klasse einen festen Klassenverbund bilden. Eine Durchmischung und die damit einhergehende erforderliche Neuorientierung der Schüler zwei Jahre später entfalle. Noch besser wäre es, argumentierte Winkelmanns in der Sitzung in Brake, wenn die Klassenstufen 5, 6 und 7 in Lemwerder und die Klassen 8, 9 und 10 in Berne unterrichtet würden. Fach- und Differenzierungsräume wären vorhanden und würden besser genutzt, außerdem gebe es Vorteile bei den Ganztagsangeboten.

Kreis-SPD bleibt skeptisch

Die Reaktion auf diesen Vorschlag blieb verhalten. Janssen sprach von Hinweisen, dass der Vorstoß nicht mit der Politik in Lemwerder abgesprochen sei. Die Lehrkräfte der Oberschule Lemwerder hätten sich zudem unisono für die Zusammenlegung ausgesprochen, hieß es von Seiten des Personalrats. Das von Winkelmann vorstellte Modell C habe ihn persönlich nicht überzeugt, ergänzte Hans Francksen von der SPD. Die Stellungnahme der Gemeinde Lemwerder werde seine Fraktion gerne noch abwarten, aber „wir wollen als Kreistag in diesem Monat entscheiden.“ Lob von Francken gab es für die Transparenz, mit der die Zusammenlegung der beiden Oberschulen diskutiert wurde und wird.

Info

Ausschuss tagt am 17. März

In Lemwerder steht die Zusammenlegung der Oberschulen Berne und Lemwerder am Donnerstag, 17. März, das nächste Mal zur Diskussion. Dann tagt der Ausschuss für Finanzen und Gemeindeentwicklung ab 18 Uhr in der Begegnungsstätte (Begu). Offiziell heißt der (einzige) Tagesordnungspunkt „Sachstand Eschhofschule und weitere Vorgehensweise“. Ob dabei eine gemeinsame Haltung der örtlichen Politik zu dem Thema herauskommt, ist fraglich. Dem Vernehmen nach gibt es selbst innerhalb einzelner Fraktion unterschiedliche Auffassungen.

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