Gitta und Burkhard Nisius sitzen mit einer Tasse Kaffe vor ihrem Wohnmobil. Es ist neun Uhr morgens. Das Paar aus Eckernförde ist die einzige Wohnmobilbesatzung, die ihr Zuhause auf Rädern bereits gegen den Platz unterm Sonnendeck eingetauscht hat. Aus den übrigen Fahrzeugen sind Geräusche zu hören. Die Türen sind aber noch geschlossen, die Fenster mit Sonnen- und Sichtschutzfolie abgedeckt. In der Ferne startet ein weiterer Wohnmobilist eine Gassirunde mit seinem Hund.
"Wir sind wegen Bremen hier", erzählt Burkhard Nisius. Die Hansestadt mit ihren Sehenswürdigkeiten lockt zu Erkundungen. Übernachten wollten die Reisemobilisten auf den Stellplätzen der Großstadt aber nicht. "Wir stellen uns nicht so gerne ins Getümmel", sind sich Gitta und Burkhard Nisius einig.
Über einen Stellplatzführer ist das Paar auf den Reisemobilhafen in Lemwerders Ortszentrum aufmerksam geworden. "Das hörte sich sehr gut an, weil explizit aufgeführt wurde, dass es hier sehr ruhig ist." Eine Bewertung, der Burkhard Nisius voll zustimmt. Ehefrau Gitta gefällt das Ambiente. "Das ist nett gemacht. Schön mit Hecken. Man kann sein Fahrzeug auch in den Schatten stellen, wenn man will." Zudem sei der Platz unschlagbar preiswert. "Sechs Euro mit Ver- und Entsorgung. Das ist sehr günstig." Im Durchschnitt koste die Nacht anderswo 15 Euro.
Standortwechsel innerhalb Lemwerders
Neben Nisius' Wohnmobil stehen zwei E-Bikes. Am Tag zuvor haben die Eckernförder Bremen erkundet. Nach dem Frühstück soll es auf der Kleeblattroute nach Ganderkesee in den Landkreis Oldenburg gehen.
Drei Nächte haben Gitta und Burkhard Nisius für Lemwerder und umzu eingeplant, dann soll es weitergehen nach Münster. Die dritte Nacht werden die erfahrenen Reisemobilisten wohl nicht mehr im Reisemobilhafen am Peter-Baxmann-Platz verbringen, sondern direkt an der Weser. "Da gibt es noch einen zweiten Stellplatz", hat Burkhard Nisius entdeckt. "Da gibt es nichts. Keinen Strom. Aber der Blick auf die Lürssen-Werft hat einen gewissen Charme", sagt der Marine-Soldat.
Mittlerweile haben auch Annegret und Arno Baumann die Tür ihres mobilen Zuhauses geöffnet. Während ihr Ehemann telefoniert, kocht Ehefrau Annegret Wasser für den Tee, der auch auf Tour das liebste Getränk der Ostfriesen aus Aurich ist.
Nach dreimonatiger, sonnengetränkter Rundtour durch Portugal, Spanien und Frankreich waren die Baumanns gerade erst wieder zu Hause angekommen. "Jetzt soll ein Zwischenhoch kommen, da sind wir einfach losgefahren", erzählt Annegret Baumann. Eineinhalb Stunden hinter dem Lenkrad, dann waren sie am Ziel. Baumanns sind Wiederholungstäter. "Wir waren letztes Jahr bei ganz tollem Wetter schon einmal für fünf Tage hier", erzählt die Ostfriesin. "Es gibt so Plätze, da fühlt man sich einfach wohl", stellt Ehemann Arno Baumann fest.
Am Wohnmobilhafen in Lemwerder gefällt den erfahrenen Reisemobilisten die ansprechende Lage zwischen Großstädten und Naturschutzgebieten. "Gestern sind wir mit den Rädern zum Melkhus nach Ohrt gefahren. Heute wollen wir an der Wümme lang", berichten sie. Ehefrau Annegret mit dem E-Bike. Ehemann Arno mit purer Muskelkraft.
Zwei Jahre, acht Monate und 24 Tage sind die Auricher in den zurückliegenden zwölf Jahren mit ihrem Wohnmobil auf Reisen gewesen. "Meine Frau führt Tagebuch", erläutert Arno Baumann, warum er die Reisedauer bis auf den Tag genau kennt. Auch wenn das Rentner-Ehepaar viele lange Reisen in die Ferne unternimmt, berichtet es von einer Besonderheit, die es nur vor der Haustür im Norden gibt. Arno Baumann: "Hier wird man mit ,Moin' begrüßt." Drei Nächte wollen sie bleiben, ehe es wieder nach Hause geht.
Während Annegret Baumann den Teebeutel aus der Kanne nimmt, starten Barbara und Klaus Bürger aus der Nähe von Kassel bereits ihr Fahrzeug. Nach einer "sehr ruhigen Nacht" brechen sie nach Bremerhaven auf. Weiter gehts über Schleswig-Holstein, die Ostseeküste entlang bis nach Wismar. Rund 100 Kilometer lange Tagesetappen haben sich die Rentner vorgenommen. Länger wollen sie nicht im Fahrzeug sitzen. Fünf Wochen lang werden sie im Norden unterwegs sein.
Für sie war Lemwerder nur eine nächtliche Station. Aber eine entspannte. "Man kann hier schön spazieren gehen", stellt Klaus Bürger fest. Der Platz sei nicht zu groß und liege günstig zu den Läden. Apropos günstig. Auch Barbara Bürger lobt das Preis-Leistungs-Verhältnis, das ihrer Meinung nach super ist.