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Fakten-Check Bildung Abschaffung des Turbo-Abis nur halbherzig?

Bremen. Schüler, die sich an den 70 Integrierten Gesamtschulen (IGS) in Niedersachsen auf das Abitur zubewegen, müssen sich um das sogenannte Turbo-Abi (G8) keine Sorgen mehr machen. Für sie ist es mit dem gerade beginnenden Schuljahr abgeschafft.
09.08.2013, 05:00 Uhr
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Bremen. Schüler, die sich an den 70 Integrierten Gesamtschulen (IGS) in Niedersachsen auf das Abitur zubewegen, müssen sich um das sogenannte Turbo-Abi (G8) keine Sorgen mehr machen. Für sie ist es mit dem gerade beginnenden Schuljahr abgeschafft. Damit hat die Landesregierung in Hannover ein Versprechen eingelöst, das SPD und Grüne schon vor der Wahl abgegeben hatten.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob ihnen dieses Versprechen am Ende die entscheidenden Stimmen für ihre dünne Mehrheit im neu gewählten Parlament eingebracht hat. Unbestreitbar ist, dass die Koalitionäre damit voll im Trend lagen, der sich in den West-Bundesländern inzwischen nachhaltig etabliert hatte. Die Ab-

moderation dieser bei Schülern und Eltern vielfach ungeliebten Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur um ein Jahr hatte längst begonnen.

In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen können Gymnasiasten im Rahmen von Modellprojekten das Abitur nach 13 Schuljahren (G9) ablegen. In Schleswig-Holstein ist dies ebenfalls an einzelnen Gymnasien möglich. Der hessische Landtag beschloss Wahlfreiheit für Schulen und Eltern. Bayern hält am G8 fest, will aber ein sogenanntes Flexibilisierungsjahr einführen. An Gesamtschulen in Bremen, Hamburg und Berlin wird die Reifeprüfung unverändert nach 13 Schuljahren abgelegt, ebenso wie – ab sofort – an den Integrierten Gesamtschulen in Niedersachsen.

Auch wenn die Kritiker des Turbo-

Abiturs, die bei Schülern, Eltern und Lehrern gleichermaßen zahlreich zu finden sind, dies als Befreiungsschlag sehen, bleibt es doch nur ein halber. Denn an Gymnasien und schulzweiggegliederten Kooperativen Gesamtschulen (KGS) sieht es anders aus: Hier bleibt es – bis zu einer endgültigen Entscheidung – zunächst noch beim Turbo-Abi.

Ob es auch für sie eine Rückkehr zum G9-Modell gibt, steht dahin. Zu dieser Frage veranstaltet Kultusministerin Frauke Heiligenstadt Diskussionsforen. Die Liste der Teilnehmer ist lang. Sie reicht von Lehrer- und Schulleiterverbänden über Schüler- und Elternvertreter bis hin zu Kirchen und Unternehmensvertretern. Wie lange dieser Diskussionsprozess dauern wird und wann daraus eine Entscheidung erwächst, ist laut Ministeriumssprecherin Susanne Schrammar völlig offen. Die Meinungen zum Thema G8 oder G9 seien unterschiedlich, sagte Schrammar nach der Auftaktveranstaltung in Loccum Anfang Juni. Weitgehend einig seien sich die Interessenvertreter allerdings darüber, dass es einen hohen Reformbedarf bei der Hinführung zum Abi-tur gebe. Schrammar weiter: Irgendwann werden wir die Frage entscheiden, aber es sollen möglichst viele gehört werden. (ml)

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