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Corona-Maßnahmen Achim wird Modell-Stadt

Für sein Modellprojekt hat das Land Niedersachsen 14 Kommunen ausgewählt. Dort soll es Lockerungen nach dem Vorbild Tübingens geben. Auch eine Stadt aus dem Bremer Umland ist dabei.
04.04.2021, 05:00 Uhr
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Von Thorsten Waterkamp und Kai Purschke

Trotz hoher Corona-Infektionszahlen soll es nach Ostern mit der vorsichtigen Öffnung in Niedersachsens Innenstädten losgehen. Die Landesregierung hat 14 Kommunen in Niedersachsen für Modellprojekte zur Öffnung von Läden, Kultur und Außengastronomie ausgewählt. Als einzige Kommune aus der Region mit dabei ist die Stadt Achim, wie das Gesundheitsministerium am Sonnabendmittag mitteilte. Insgesamt hatten sich 65 Städte beworben. Dem Modellprojekt zufolge dürfen in den ausgewählten Städten in sogenannten sicheren Zonen Einzelhandelsgeschäfte, Außenbereiche von Restaurants und Cafés, Fitnessstudios, Kinos, Theater oder Galerien mit klaren Regeln öffnen.

Achims Bürgermeister Rainer Ditzfeld freute sich am Sonnabend, dass der Vorstoß seiner Gemeinde Erfolg hatte. „Das ist vor allem für unsere Einzelhändler eine gute Sache“, frohlockte Ditzfeld. Einzelhandel und Gastronomie waren unter der Woche von der Teilnahme an der Ausschreibung des Landes und über die Voraussetzungen informiert worden, die im Zuge des Projekts erfüllt ­werden müssen. Der Zutritt zu den Ge­schäften und Lokalen ist für Kunden ­möglich, wenn ein negativer Corona-Test vorliegt – Selbsttests werden nicht akzeptiert – und die von der Kommune vorgegebene App zur Kontaktnachverfolgung genutzt wird. Die Zonen sind nicht nur für Einheimische offen.

Michael Richter hat die Entscheidung der Landesregierung für Achim mit Erleichterung aufgenommen. „Endlich wieder arbeiten. Richtig arbeiten“, freut sich der Wirt des Achimer Café-Restaurants Atrium, auch wenn es nur um die Außengastronomie geht, und auch wenn es Beschränkungen geben wird, von deren Umfang er selbst noch nichts weiß. Details erfährt er in der kommenden Woche. Egal, sagt Richter: „Alles ist besser als der jetzige Zustand.“ Aktuell halten er und sein Mitbetreiber Frank Adler das Lokal am Marktplatz mit Außer-Haus-Küche und Kaffee zum Mitnehmen am Laufen. „Aber das ist ja nicht annähernd das, was wir brauchen.“

Doch auch im Zuge des Modellprojekts gibt es Gewinner und Verlierer. Denn der Bereich, in dem das Modell umgesetzt werden soll, ist deutlich eingegrenzt. Lediglich das Stadtzentrum sowie Teile der Ortsteile Bierden und Uesen werden berücksichtigt – wer außerhalb dieser Zone liegt, hat Pech gehabt.

Nach den Worten von Bürgermeister Ditzfeld beginnt nach der erfolgreichen Bewerbung nun am Dienstag die eigentliche Arbeit in Kooperation mit dem Gesundheitsamt des Kreises Verden und der Polizei. Um die Kontaktdaten der Kunden, die die Angebote von Außengastronomie, Geschäften und Fitnessstudios nutzen, elektronisch erfassen zu können, „müssen wir nun für die Luca-App freigeschaltet werden“, sagte Ditzfeld.

Kontaktverfolgung mit „Luca“

Das Land Niedersachsen hatte einen Vertrag zur Nutzung des digitalen Kontaktnachverfolgungssystems „Luca“ für zwölf Monate abgeschlossen. Das Gesundheitsamt des Landkreises Verden gehört nun zu den ersten, die damit versorgt werden.

Im baden-württembergischen Tübingen war die Inzidenz im Rahmen eines ähnlichen Modellprojekts deutlich gestiegen. Kritik an Lockerungen aber weist Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zurück. „Niedersachsen geht sehr umsichtig vor in der aktuell schwierigen Situation. Wir bleiben vorsichtig. Aber wir wollen einem neuen System mit Testen, Besucherlenkung und AHA-Regeln eine Chance geben“, sagte Weil. „Wir brauchen Perspektiven.“

Die meisten Städte wollen am 12. April starten

Der Start der Modellprojekte nach Ostern ist unterschiedlich; die meisten Städte peilen den 12. April an. „Wir wagen mit diesem Modellversuch ein Stück Normalität und hoffen, dass die Ergebnisse sehr bald für alle Kommunen übertragbar sein werden“, sagte auch der Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebunds, Marco Trips. Beabsichtigt ist in Niedersachsen, insgesamt 25 Projekte zuzulassen. Elf Kommunen sollen in einer zweiten Runde berücksichtigt werden.

Die Auswahl wurde unter Beachtung aller Vorgaben getroffen, wobei eine landesweit gleichmäßige Verteilung der Modellkommunen angestrebt wurde, wie es in der Mitteilung des Landes heißt. Wenn mehrere Kommunen ähnlicher Größe alle Anforderungen erfüllt hätten, sei der niedrigste Wert bei der Sieben-Tages-Inzidenz ausschlaggebend gewesen.

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