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Laves-Chef Eberhard Haunhorst über Lebensmittel-Skandale und Krisenmanagement „Ein Problem kann schnell sehr groß werden“

Tierseuchen oder Lebensmittel-Skandale erschüttern immer wieder Niedersachsen. Im Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gibt es eine Task Force, die bei Tierseuchen aktiv wird.
27.08.2017, 00:00 Uhr
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Von Christina Sticht

Herr Haunhorst, Ende Juli wurde bekannt, dass Millionen mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier nach Niedersachsen gelangt sind. Wie viele Eier sind seitdem von Ihrer Behörde untersucht worden?

Eberhard Haunhorst : Es sind bisher etwa 500 Proben, das heißt rund 5000 Eier, in unseren Instituten auf Fipronil hin untersucht worden. Die meisten stammten aus Legehennenbetrieben, ein Teil auch aus dem Handel.

Wie ist der Fipronil-Skandal einzuordnen etwa im Vergleich mit dem Skandal um Dioxin-Eier vor einigen Jahren?

Wir befinden uns ja noch im Geschehen, deshalb kann man eine Einordnung nur ansatzweise treffen. Beim Dioxin-Geschehen in den Jahren 2010/2011 waren in Niedersachsen mehrere Tausend Höfe gesperrt, jetzt sind nur wenige Höfe bei uns im Land betroffen.

Sie sind seit 2002 Laves-Präsident. Wie sicher sind die Lebensmittel heute?

Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, vor allem wenn kriminelle Energie mit im Spiel ist. Bestimmte Bereiche wie die Futtermittelüberwachung sind deutlich verstärkt worden. Hier gibt es mehr Proben und Kontrollen, was eine positive Wirkung hat. Da ist es in letzter Zeit relativ ruhig geworden. Aber das heißt nicht, dass es nicht wieder neue Krisen geben kann. Wir haben in der Analytik Fortschritte gemacht, sodass man heute Rückstände in sehr geringen Mengen nachweisen kann, was vor einigen Jahren noch nicht möglich war.

Worauf kommt es für Ihre Spezialisten an, wenn eine Belastung mit Schadstoffen in Lebensmitteln bekannt wird?

Wir haben ein Krisenmanagement, in dem genau festgelegt ist, was wann zu machen ist. Schnelles Reagieren ist in der Krise am wichtigsten. Am Anfang stand beim Fipronil die Frage, wie man schnell eine validierte Methode für den Nachweis entwickelt, die später unter Umständen von Gerichten hinterfragt wird. Da gibt es sehr strenge Vorgaben von der EU. Man muss möglichst schnell Auskunft über die Lage im Land geben können. Wir haben eine durchgehende Rufbereitschaft für den Krisenfall eingerichtet, so ist jederzeit gewährleistet, dass die zuständigen Fachleute sofort einsatzbereit sind. Dann wird durchgearbeitet, auch am Wochenende.

Haben die Skandale mit der Massentierhaltung beziehungsweise Massenproduktion in der Landwirtschaft zu tun?

Ich glaube, dass es solche Skandale immer gegeben hat, sie wurden früher nur nicht in dem Maße bekannt. Die Krankheiten haben heute aber ganz andere Auswirkungen. Bei den Tierseuchen sind sehr viel mehr Tiere betroffen. Und bei den Lebensmitteln werden belastete Chargen durch den globalisierten Handel weit verbreitet. Ein Problem kann schnell sehr groß werden.

Die Fragen stellte Christina Sticht.

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