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Langlütjen: Investor Bausch plant Tourismusresort auf künstlicher Insel Friedliche Festung in der Weser

Blexen. Einst sollten sie Eindringlinge fernhalten - die vier Forts mitten in der Wesermündung, vor Bremerhaven und Blexen gelegen. Heute gibt es nur noch zwei von ihnen: Langlütjen I und II. Letztere soll jetzt das Gegenteil bewirken und Tourismus anziehen.
01.06.2010, 06:00 Uhr
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Von Frank Miener

Blexen. Einst sollten sie Eindringlinge fernhalten - die vier Forts mitten in der Wesermündung, vor Bremerhaven und Blexen gelegen. Heute gibt es nur noch zwei von ihnen: Langlütjen I und II. Letztere soll jetzt das Gegenteil bewirken, geht es nach Jens-Torsten Bausch. Ihm gehört das Eiland, und er will darauf sanften Tourismus etablieren. Sofern die Ämter zustimmen. Denn das künftige Resort in alter Festung liegt mitten im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

'Man kann Bereiche aus dem Park ausnehmen', sagt Bausch, der die Insel vor einigen Jahren vom Bund gekauft hat. Das sei zum Beispiel in Fedderwardersiel (Kreis Wesermarsch) passiert, um den Hafen betreiben zu können. Bei Langlütjen II ist das seinerzeit nämlich einfach vergessen worden. Nun muss er mit seinem Projekt warten, bis diese Befreiung genehmigt wird. Dann aber will er loslegen.

Ein Hotel mitten im Nationalpark

Mit einem Hotel sollen Touristen auf der einen Seite den Blick über das Watt genießen können - und auf der anderen das wuselige Treiben auf dem Containerterminal in Bremerhaven bestaunen. 'Wo sonst haben Sie diese Kombination?', fragt der Kaufmann. Für dieses Hotel hat er von Studenten diverse Entwürfe erstellen lassen. Diese reichen von einer sanft anschmiegenden Erweiterung des denkmalgeschützten Festungsbaus bis zu einem darüber schwebenden, einem Containerschiff und -brücken nachempfundenen spektakulären Bau. Die Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen. Alle Entwürfe beinhalten ein Museum, das über die Geschichte Langlütjens informieren soll.

Die ist wechselhaft und beginnt mit der Entstehung der Inseln. Diese sind nicht natürlich, sondern wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in die Weser gebaut. Von 1872 bis 1876 wurde auf einer Sandbank eine Insel erschaffen und befestigt. Die Bauwerke sind heute noch vorhanden. 'Wir haben schon einiges wieder instand gesetzt', sagt Bausch, der die Insel 2005 gekauft hatte. Er selbst nennt die Bauweise weltweit einmalig. 'Ich weiß nicht, wo es etwas Vergleichbares gibt.' Ausgestattet war die Festung während ihres Betriebs mit speziellen 28-Zentimeter-Geschützen, die bis zu 30 Kilometer Reichweite hatten.

Gemeinsam mit den drei anderen Forts - Langlütjen I, Brinkamahof I und II - einem auf 30 Meter Breite begrenztem Fahrwasser, Minen und Unterwassersperren sicherten sie die Wesermündung gegen einfallende Feinde. 'Es wäre ein Kreuzfeuer geworden. Aber es ist nie ein Verteidigungsschuss gefallen', erzählt Bausch. Bis in den Ersten Weltkrieg sei die Festung in Betrieb gewesen. Das alles weiß der Investor, da er sich auch mit der Geschichte der Insel beschäftigt. Im künftigen Tourismusbereich ist ein Museum vorgesehen. Ein Thema wird auch das Schutzhaftlager sein, das zu Beginn der NS-Zeit vom Bremer Senat eingerichtet worden war. Fünf Monate lang waren hier von der SA politische Gegner untergebracht worden. Nach Hitlers Krieg verfiel die Insel zusehends, bis sie vom Bund als Eigentümer verkauft wurde.

Seit zwei Jahren arbeitet Bausch nun mit Partnern an Entwürfen und einem Konzept für Langlütjen II, das politisch direkt der Landesregierung untersteht und kein Stadtgebiet des benachbarten Nordenhams ist. 'Wir müssen mit fünf Ämtern sprechen', sagt er. Neben dem Wasser- und Schifffahrtsamt sind das das Amt für Wasser- und Küstenschutz, das Bauamt, die Denkmalschutzbehörde Niedersachsens und die Nationalparkverwaltung. 'Dort wird über die Befreiung entschieden, die für das Projekt nötig ist', sagt Bausch. Er kann sich auch vorstellen, dass von hier Ausflüge und Schulungen über das Wattenmeer ausgehen könnten - eine Form des sanften Tourismus, der dem Bund in der Verkaufsausschreibung vorgeschwebt sein dürfte. Noch 2010 will er die Anträge einreichen.

Vor dem Startschuss für einen Bau werden aber noch einige Meinungen eingeholt werden. Dafür plant Bausch Ausstellungen unter anderem in Bremerhaven. 'Wir bekommen wertvolle Impulse von solchen Veranstaltungen', erzählt der Investor. Zum Beispiel über die Anbindung. Bei der schwebt dem künftigen Hotelier eine Seilbahn vor: 'Das könnte wie in Barcelona aussehen, wo eine Bahn über den Hafen führt.' Ob nun von Nordenham aus, wie im Moment vorgesehen, oder aber in 80 Metern Höhe und mit 15 Minuten Fahrt von den Havenwelten in der Seestadt, ist noch offen. Dann könnten Touristen die Insel von der Luft entern. Das wäre auch die erste wirkliche 'Invasion' auf der alten Festungsinsel. Als Tourismusresort mitten im Nationalpark Wattenmeer.

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