Vor knapp einem Jahr machte der Maschsee-Mord in Hannover Schlagzeilen: Zerstückelt trieb die Leiche einer zuvor erstochenen Prostituierten in dem See der Landeshauptstadt. In dieser Woche wird das Urteil gegen den mutmaßlichen Täter, einen von Gewaltfantasien getriebenen Drogenkranken, erwartet.
Obwohl es keine Zeugen und auch kein Geständnis des 25-Jährigen gibt, hat das Gericht bislang keine Zweifel an seiner Schuld geäußert. Seine Freundin und Häftlinge, die den Mann im Gefängnis kennenlernten, schilderten vor Gericht, wie der Angeklagte über die Tat sprach. Neben lebenslanger Haft wegen Mordes ist im Falle der Schuldunfähigkeit die Einweisung in die Psychiatrie möglich.
Zur Frage der Schuldfähigkeit wird heute, am Montag, vor Gericht zunächst das Gutachten eines Psychiaters erwartet. Nach den Plädoyers steht morgen nach bisheriger Planung das Urteil an. Laut Anklage hatte der Mann das 44 Jahre alte spätere Opfer in Hannovers Rotlichtviertel kennengelernt und später in seiner Wohnung erstochen. Anschließend soll er Teile der Leiche im See versenkt haben.
Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft tötete der junge Mann aus Mordlust, niedrigen Beweggründen und zur Befriedigung des Sexualtriebs. Auf den Tatvorwurf reagierte der Angeklagte im Prozess mit der Beschuldigung seiner 37-jährigen Freundin.
Unter Tränen hatte die Freundin vor Gericht gesagt, der Angeklagte habe sie gezwungen, bei der Beseitigung der zerstückelten Toten zu helfen. Dadurch schwer traumatisiert hatte sie sich nach der Tat einer ihr fremden jungen Frau an einer Straßenbahnhaltestelle anvertraut. Der Hinweis dieser Zeugin wies der Polizei letztlich die Spur zum mutmaßlichen Täter.
Auslöser für die Bluttat war nach Schilderung der Freundin, dass die Zufallsbekanntschaft sich über die rechtsradikalen Ansichten des 25-Jährigen lustig gemacht hatte. Da seien bei dem Angeklagten alle Sicherungen durchgebrannt. (wk)