Barsinghausen/Hannover. Matthias Kreuzberger besitzt vier Wohnungen im Umland von Hannover. Die hat der 70-Jährige aus Barsinghausen nach eigenen Worten schon häufiger an Menschen vermietet, die Probleme haben, eine Bleibe zu finden. „Ich hatte zuletzt eine junge Familie mit einer süßen Tochter als Mieter. Als sie ihr zweites Kind bekamen, das immer schrie, hat der Vater verstärkt zu Drogen gegriffen. Dafür hat er das Geld genommen, das er vom Amt für die Miete überwiesen bekam und ich habe keinen Cent mehr gesehen“, erzählt Kreuzberger und fügt hinzu: „Da war für mich klar: Ich schaue künftig genauer hin, an wen ich vermiete.“
Solche und ähnliche Geschichten hat Dunja Lüke schon häufig gehört. Sie kennt die Angst von Vermietern vor Mietausfällen oder davor, auf Schäden sitzenzubleiben, wenn sie an ärmere, kranke oder wohnungslose Menschen vermieten. Genau um die kümmert sich Lüke: Sie arbeitet beim Team Wohnen der Region Hannover, zu der neben der Landeshauptstadt die umliegenden Gemeinden gehören. Rund 40 Prozent der hier lebenden Einwohner haben laut Lüke einen Anspruch auf eine Sozialwohnung, von denen es viel zu wenige gibt – bis 2025 wird in der Region Hannover von 13 000 fehlenden Sozialwohnungen ausgegangen. Lüke ist deswegen auf der Suche nach privaten Vermietern, die an sie das Belegungsrecht an ihren Mietwohnungen abtreten und die dafür finanziell unterstützt werden. Mit der Verwaltung dieser Rechte wird die Stadt oder Gemeinde beauftragt, in der sich die Wohnung befindet. Sie schlägt dem Vermieter Kandidaten mit einem Wohnberechtigungsschein vor. Seit 2017 gibt es in der Region Hannover so ein Programm zur Schaffung von sozialem Wohnraum. „Das kam nicht gut an, deswegen haben wir seit September die Förderung verstärkt“, sagt Lüke.
Region übernimmt Mietausfallgarantie
Wer das Belegungsrecht für seine Mietwohnung für mindestens fünf Jahre auf die Region Hannover überträgt, bekommt pro Quadratmeter jetzt einen monatlichen Zuschuss von zwei Euro, ab zehn Jahren erhöht sich der Betrag auf 2,50 Euro. Für Sanierungen und Instandsetzungsmaßnahmen vor dem Einzug können Vermieter bis zu 10 000 Euro beantragen. Ebenso hoch ist die Summe, die gezahlt wird, wenn Schäden durch Mieter mit Wohnberechtigungsschein entstehen.
Über einen Zeitraum von fünf Jahren übernimmt die Region Hannover eine Mietausfallgarantie. Sollte bei einem Mieterwechsel die Wohnung zwischendurch leer stehen, wird für bis zu drei Monate die Miete überwiesen. Neu ist auch die soziale Betreuung durch einen Ansprechpartner bei der Region Hannover, wenn es zu Problemen zwischen Vermieter und Mieter kommen sollte. Mit diesen verbesserten Leistungen – jährlich stehen nun 3,1 Millionen Euro zur Verfügung, eine Verdreifachung der bisherigen Summe – sollen im Jahr 80 Wohnungen neu hinzukommen. „Bis zur Neuregelung im September hatten wir für 28 Wohnungen die Belegrechte, diese Zahl hat sich seitdem mehr als verdoppelt“, freut sich Lüke.
Der Wohnungseigentümer muss bei diesem Verfahren nicht jeden Mieter akzeptieren – er kann unter drei ihm vorgeschlagenen Mietparteien eine auswählen. Bei der Miethöhe muss er sich an der ortsüblichen Miete orientieren, die sich aus dem Mietspiegel ergibt. Vor allem Privatvermieter melden sich bei Lüke. „Es gibt auch einige interessierte Wohnungsgesellschaften. Bei ihnen achten wir darauf, dass es eine soziale Durchmischung bei den Mietern gibt“, betont Lüke.
Bewerbungen gibt es genug
Matthias Kreuzberger hat sein Belegungsrecht bislang noch nicht abgetreten. „Als eine Wohnung neulich frei wurde, hatte die Gemeinde gerade niemanden, den sie mir vermitteln konnte. Deswegen habe ich mir selber neue Mieter gesucht“, sagt der ehemalige Ingenieur. Auch wenn es insgesamt genügend Bewerber gebe, will er beim nächsten Wechsel wieder Kontakt mit Frau Lüke aufnehmen, um seine Wohnung Menschen mit geringen Chancen auf dem Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen: „Mit der Förderung wird ein Teil meines Risikos abgedeckt. Ich spare mir die eigene Suche und brauche mich um nichts zu kümmern.“