Osnabrück/Bremen. Der Krankenstand bei der Nordwestbahn ist so hoch, dass das Unternehmen aus Osnabrück mit Ansage Züge ausfallen lässt. Am Sonntag fielen 16 Verbindungen aus, Montag sechs – und das ist noch nicht das Ende. Inzwischen häufen sich die Beschwerden von Fahrgästen. Besonders betroffen sind Berufspendler, die mit den Regio-S-Bahnen zwischen Bremen und dem niedersächsischen Umland unterwegs sind. Die Nordwestbahn bittet um Verständnis und informiert auf allen Kanälen über die Zugausfälle.
Simon Keller nutzt die Nordwestbahn täglich zwischen Bremen-Vegesack und Bremen Hauptbahnhof. Er zählte die Zugausfälle. Vier, sechs, 16 – dann war das Maß für den Pendler voll, und er schrieb eine E-Mail an die Redaktion des WESER-KURIER: „In den letzten Wochen häufen sich die Zugausfälle… Eine Begründung hierfür wird nicht genannt.“ Nordwestbahn-Sprecherin Stephanie Nölke erklärt die Probleme mit dem hohen Krankenstand bei den Triebwagenfahrern. „Natürlich haben wir einen Puffer. Momentan aber reicht die Reserve nicht. Der Krankenstand ist so hoch, dass wir Züge ausfallen lassen müssen.“ Dass der hohe Krankenstand auf eine hohe Belastung am Arbeitsplatz zurückzuführen sein könnte, kommentierte die Sprecherin nicht.
In den sozialen Netzwerken regen sich Nutzer über die Zugausfälle auf – vor allem auf der Facebook-Seite der Nordwestbahn. „Das soll wohl ein Witz sein“, schreibt Bettina Brumund und fragt: „Was glaubt ihr eigentlich, was unsere Arbeitgeber sagen, wenn wir denen erzählen, dass wir später oder gar nicht kommen, weil euer Personal krank ist?“ Aleksa Mels hingegen zeigt Verständnis: „Die Deutsche Bahn würde ihre Fahrgäste am Gleis vor vollendeten Tatsachen stehen lassen. Die Nordwestbahn informiert wenigstens im Vorfeld, sodass man noch umdisponieren kann.“ Das tut das Unternehmen, nicht nur auf seiner Homepage und bei Facebook, sondern auch beim Kurznachrichtendienst Twitter.
„Wir verstehen den Ärger der Fahrgäste“, erklärt Stephanie Nölke und räumt ein: „Natürlich ist das nicht unser Anspruch.“ Jeder Triebwagenführer, der einsatzbereit ist, sei auch auf den Schienen, aber das reicht momentan nicht. „Dort, wo es eine Alternative gibt, oder die Taktung bis zur nächsten Verbindung kurz ist, müssen wir Verbindungen aus dem Fahrplan streichen“, erklärt Nölke. Im Zweifel muss ein Nordwestbahnkunde dann auf der Strecke von Bremen nach Oldenburg in den Intercity der Deutschen Bahn umsteigen – und draufzahlen. Das sei besser als gar keine Alternative, so die Sprecherin. Auch dort, wo die Züge morgens und abends im Viertelstundentakt fahren sollten, werden Verbindungen gestrichen. Der nächste Zug fahre dann immerhin in einer halben Stunde, betont die Sprecherin. „Wir disponieren so, dass möglichst wenige Fahrgäste betroffen sind.“
Anne Richardt aus Varrel (Kreis Diepholz) wollte von Delmenhorst aus einen Ausflug nach Oldenburg unternehmen, als die Nordwestbahn in Hude stehen blieb. „Wir mussten alle raus und sollten mit Bussen weiter“, erzählt sie. Der Bahnsteig sei überfüllt gewesen. Tatsächlich sei zunächst nur ein Bus gekommen. Dieser Zugausfall vom 6. August hatte jedoch einen anderen Grund. Wegen einer defekten Oberleitung war die Huntebrücke für den Bahnverkehr gesperrt worden. In der Folge kam es sowohl bei der Nordwestbahn als auch bei der Deutschen Bahn zu Ausfällen und Verspätungen.