Überschwemmungen in Deutschland, gigantische Waldbrände in Kalifornien, unfassbare Hitze in Sibirien: Es gibt kaum noch Naturkatastrophen, bei denen nicht der Verdacht naheliegt, dass sie eine Folge des Klimawandels sind.
Eigentlich sollte der G20-Gipfel am Sonnabend und Sonntag in Rom den Weg bereiten, dass sich die wirtschaftlich stärksten Nationen vor dem Klimagipfel in Glasgow auf eine gemeinsame Strategie gegen die Erderwärmung festlegen. Immerhin sind die 20 Staaten für rund 75 Prozent der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. Doch Rom war ein Festival der nationalen Egoismen. Das hat viel mit der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Verwerfungen zu tun.
So verfolgt China, verantwortlich für 28 Prozent der internationalen Treibhausgas-Emissionen, einen recht holprigen Kurs. Das Land strebt zwar eine Klimaneutralität bis 2060 an, will allerdings erst 2030 den CO2-Ausstoß verringern. Hintergrund dafür sind die dramatischen Stromausfälle im Reich der Mitte. Indien, mit rund sieben Prozent ebenfalls ein Hauptemittent, hat kurz vor der Konferenz die skeptische Haltung zur Klimaneutralität betont. Und die EU bemüht sich zwar, offiziell mit einer Stimme zu sprechen, doch die Dissonanzen über ihre künftige Energiepolitik sind unüberhörbar. Vor allem Polen stemmt sich gegen einen zügigen Kohleausstieg.
Die USA und die EU werden bemüht sein, dass Glasgow nicht in einem Fiasko endet. Doch es sind heikle Fragen, die die Staaten beim Pariser Gipfel 2015 offengelassen haben: Wie sollen Transparenzregeln aussehen, um die Fortschritte einzelner Staaten im Kampf gegen den Klimawandel zu vergleichen? Wie lässt sich verhindern, dass die geplante internationale Kooperation nicht zu einer Art "Ablasshandel" zulasten ärmerer Staaten wird? Und wie sollen die jährlichen 100 Milliarden US-Dollar zur Unterstützung von Entwicklungs- und Schwellenländern zusammenkommen? Am Ende wird der Gipfel zeigen, dass die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit größer geworden ist.