Es hat schon etwas Absurdes, wenn Innenminister Horst Seehofer plötzlich der Bundeskanzlerin Fristen setzt, die wie ein Gnadenakt wirken. Zwei Wochen also. Das ist, natürlich, völlig vermessen, wenn man bedenkt, wie es um die Chancen dieser sogenannten europäischen Lösung bestellt ist. Merkels Mission ist einigermaßen aussichtslos. Ihren Verhandlungspartnern wird klar sein, dass es ihr diesmal nicht um Europa geht, nicht um das Schicksal der Flüchtlinge, sondern allein darum, ihre Kanzlerschaft zu retten. Ein paar hektische Gespräche werden da nicht genügen. Und dann?
Wenn Seehofer die Koalition mit so wenig guten Gründen hochjagt, macht er sich endgültig lächerlich. Wenn er nach diesem Theater – mal wieder – zurückzieht, allerdings auch. Und selbst wenn CDU und CSU den Koalitionsbruch doch noch einmal abwenden, ist damit nichts gewonnen. Das gegenseitige Misstrauen sitzt tief in der Union. Der Schaden ist gewaltig. Schon jetzt. Und er wächst mit jedem weiteren Tag, an dem das CSU-Personal zur besten Sendezeit Unwörter wie „Asyltourismus“ in die Kameras blökt, als wäre es das Normalste der Welt, und damit allein den Fremdenfeinden in die Karten spielt.