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Bürgermeister Sieling will Konzepte für 2035 Bremer Zukunftskommission nimmt Arbeit auf

Fachleute aus Bremens Politik, Wirtschaft und Kultur sowie externe Wissenschaftler sollen auf Initiative von Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) für das Bundesland Perspektiven bis 2035 entwickeln.
18.09.2017, 05:00 Uhr
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Von Elke Gundel

Die Bremer Zukunftskommission, ins Leben gerufen von Bürgermeister Carsten Sieling (SPD), startet an diesem Montag mit einer Auftaktveranstaltung. Akteure aus der Bremer Politik, Wirtschaft und Kultur sowie externe Wissenschaftler sollen Perspektiven bis 2035 für das Bundesland entwickeln. Während Sieling im Interview mit dem WESER-KURIER für die Initiative wirbt, sorgt diese bei Fachleuten aus der Stadt für ein geteiltes Echo.

Für Sieling geht es darum, „in einem breiten Beteiligungsprozess Zukunftsperspektiven für unser Bundesland zu entwerfen“. Dabei soll die Kommission mit externen Experten und Bremer Fachleuten helfen. Es müsse „um Argumente und Konzepte gerungen“ werden, sagt Sieling.

IG-Metall-Geschäftsführer lobt industrielle Vielfalt Bremens

„Die Zukunft Bremens ist Beschäftigung“, sagt Volker Stahmann, Geschäftsführer der IG Metall Bremen. Dazu gehöre „die Stärkung und der Ausbau des industriellen Sektors“. Bremen als Industriestandort, „sei besser als sein Ruf“. So sei die Luft- und Raumfahrt stark vertreten, genauso wie der Automobilbau, die Stahlproduktion und der Schiffsbau. „Was die industrielle Vielfalt angeht, sind wir so breit aufgestellt wie kaum ein anderes Bundesland – und wie schon gar keine andere Stadt.“

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Um zu verdeutlichen, wie Industriepolitik funktionieren könnte, verweist Stahmann auf das Mercedes-Werk. Der mit 12.500 Beschäftigten größte private Arbeitgeber der Stadt baue ab 2019 das erste Elektrofahrzeug der neuen Produktlinie EQ. Das sollte die Politik aufgreifen, um E-Mobilität zu flankieren und zu fördern. Dagegen seien ihm die Aufgaben und Befugnisse der Zukunftskommission nicht klar: „Soll sie Ergebnisse liefern, die dann in den Ressorts umgesetzt werden, oder ist das ein Beratungsgremium?“

Arbeitsmarkt-Expertin: Bildung und Digitalisierung am wichtigsten

Cornelia Hopp, geschäftsführende Gesellschafterin der Personalberatung Peter Braun, ist Spezialistin für den Bremer Arbeitsmarkt. Sie sucht ständig in ganz Deutschland Führungspersonal und Fachkräfte für neue Aufgaben in der Hansestadt. Geht es um die Zukunft des kleinsten Bundeslandes, stehen aus ihrer Sicht Bildung und der Ausbau der digitalen Infrastruktur ganz oben auf der Prioritätenliste. Dass die Politik erhebliche Mittel in den Ausbau von Fahrrad-Hauptrouten oder den Umbau des Sterns in Schwachhausen stecke statt in die Ausstattung der Schulen, sieht sie kritisch. Voraussetzung für den Erfolg einer Zukunftskommission sei es, „sehr klar zu definieren, was die Zielsetzung ist“. Dabei sei eine Verzahnung von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft wichtig – und eine konsequente Ausrichtung auf die konkrete Bremer Situation.

Carsten Schlepper, Leiter des Landesverbandes der evangelischen Kindertagesstätten in Bremen und Vorsitzender des Kinderschutzbundes Bremen, sagt: „Bremen hat kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“ Wichtiger als eine erneute Zukunftsdebatte sei es daher, „dass unter Federführung des Bürgermeisters ein koordiniertes Bearbeiten“ der bekannten Probleme initiiert werde. So müssten für die Kinderbetreuung zügig die fehlenden Plätze gebaut und das Vergabesystem vereinfacht werden.

Neustadt und Viertel: Spannend, aber schwer zu entdecken

Die jetzige Regelung mache zum Beispiel eine Aufnahme von Kindern zu anderen Terminen als nach den Sommerferien schwierig. Modelle, die sich in Hamburg und Leipzig bewährt haben, könnte Bremen übernehmen, statt neue Konzepte zu beraten. „Voll erwischt“ habe die Einrichtungen der lange diskutierte Fachkräftemangel. „Da brauchen wir dringend mehr Beweglichkeit in der Ausbildung, um zum Beispiel Quereinsteiger“ systematisch zu unterstützen.

Ursula Carl, Direktorin des Atlantic Grand Hotel am Bredenplatz und Vorsitzende des Verkehrsvereins, ist Fachfrau für den Blick von außen auf das Bundesland. Bremen habe zwar einiges zu bieten, müsse seine Stärken aber besser vermarkten. So sei zum Beispiel das Viertel „hip“, und in der Neustadt entwickle sich eine spannende Kulturszene. Für Touristen seien beide Quartiere aber nur schwer zu entdecken, da es keine gezielten Informationen gebe. Dabei seien Angebote gerade für die jüngere Generation wichtig, um auch in „zehn oder 20 Jahren“ noch als Tourismusstandort zu bestehen. Deshalb sollten die Einnahmen aus der Citytax, der sogenannten Bettensteuer, zweckgerichtet ins Städtemarketing fließen – nicht in den allgemeinen Haushalt. Dass in der Zukunftskommission Wirtschaft und Politik an einem Tisch sitzen, hält Ursula Carl für gut. „Denn Sachkompetenz gibt es überall in der Stadt, nicht nur in der Politik“.

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