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Neuer Markt für Investoren Flüchtlingsunterkunft als Geschäftsmodell

Mit der rasant steigenden Zahl der Flüchtlinge wächst der Markt für diejenigen, die damit Geld verdienen wollen. Vor allem Wohncontainer oder auch Notunterkünfte sowie deren Ausstattung sind begehrte Güter.
18.08.2015, 00:00 Uhr
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Flüchtlingsunterkunft als Geschäftsmodell
Von Ralf Michel

Mit der rasant steigenden Zahl der Flüchtlinge wächst der Markt für diejenigen, die damit Geld verdienen wollen. Vor allem Wohncontainer oder auch Notunterkünfte wie zum Beispiel Zelte sowie deren Ausstattung sind begehrte Güter.

In Bremen stehen laut Sozialbehörde momentan 956 Plätze in Notunterkünften zur Verfügung, bis Ende September soll diese Zahl auf 1728 steigen.Engpässe bei der Ausstattung oder deutliche Kostenanstiege habe es dabei nicht gegeben, sagt Behördensprecher David Lukaßen. „Aber von Preissteigerungen ist auszugehen. Es wird immer teurer.“

Bundesweit explodieren die Kosten für die Versorgung von Flüchtlingen.Die 16 Bundesländer rechnen damit, dafür in diesem Jahr rund fünf Milliarden Euro auszugeben. In Bremen geht man von rund 12 000 Euro im Jahr pro Kopf bei Erwachsenen und Familien aus, bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen liegt die Summe fast viermal so hoch. Bis Ende Juli hat das Land Bremen 2922 Flüchtlinge aufgenommen, die Stadt Bremen außerdem noch 701 unbegleitete Jugendliche.

In der Stadt Bremen verfügen die Zentrale Aufnahmestelle und die Übergangswohnheime über 2384 Plätze für Erwachsene und Familien. Hinzu kommen die 1728 Plätze in Notunterkünften, davon laut Sozialbehörde rund 1000 in Zelten. Vergleichsweise hoch ist in Bremen die Zahl der Flüchtlinge, die in Wohnungen untergebracht wurden. 2014 waren dies 966, in diesem Jahr bis Ende Juni weitere 866.

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Genau hier tun sich lukrative Geschäftsmöglichkeiten für Investoren, Vermieter und Makler auf. Die Unterbringung von Flüchtlingen hat sich zum Geschäftsmodell entwickelt. Besonders gewinnbringend bei der Vermietung sind Pauschalen pro Flüchtling und Tag. Doch in Bremen gebe es das Modell „Kosten pro Matratze“ nicht, betont Behördensprecher Lukaßen. Bei Wohnungen würden fixe Quadratmeterpreise für die Miete zugrunde gelegt. Die orientieren sich an den sogenannten KdU-Richtlinien (Kosten der Unterkunft).

Die liegen beispielsweise für eine 85 Quadratmeter große Wohnung, die von vier Personen bewohnt wird, derzeit bei 620 Euro Kaltmiete. „Was deutlich darüber liegt, kommt für uns nicht in Betracht.“ Allerdings, räumt Lukaßen ein, werde dieser Index ständig an das allgemeine Mietniveau angepasst. „Wenn die Kurve insgesamt beim Wohnungsmarkt in Bremen steigt, steigen natürlich auch für uns die Kosten.“

Einfache Lösungen gebe es in Bremen nicht mehr

Ähnlich verhalte es sich bei Unterkünften wie Hotels, Pensionen oder Jugendherbergen. Auch hier liege der Fokus auf marktüblichen Preisen. „Wucherpreise zahlen wir nicht.“ In der Regel würden monatliche Zahlungen vereinbart, gelegentlich auch Tagessätze.

Feststellbar sei darüber hinaus das Wachsen eines neuen Marktes für Investoren, die sich engagieren, sowohl mit Umbauten bestehender Gebäude als auch mit Neubauten. Beispiele sind die Nutzung des geplanten „Porthotels“, des ehemaligen Hauptzollamts und des Hostels „Zollhaus“ in Walle oder auch die „Höfe“ im Viertel. „Seriösen Angeboten gehen wir nach, und wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, können wir auch ins Geschäft kommen.“

Makler werden bei der Suche nach Unterkünften in Bremen nicht beauftragt. „Im Einzelfall treten Makler an uns heran und übermitteln Angebote“, sagt Lukaßen. „Dann verhandeln wir auch mit ihnen.“ Immobilien Bremen habe in der Vergangenheit außerdem sogenannte Marktabfragen durchgeführt, die sich dann auch an Makler gerichtet hätten. Dass die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen weiter steigen werden, liegt für den Behördensprecher aber auf der Hand. Einfache Lösungen gebe es in Bremen nicht mehr, alles Weitere bestimme der Markt über Angebot und Nachfrage.

Ein Beispiel dafür sind die auch in Bremen zum Einsatz gekommenen Wohncontainer. Nach denen ist die Nachfrage inzwischen so groß, dass die Vorlaufzeit zwischen Auftrag und Aufstellung der Mobilbauten von zwei auf acht bis neun Monate gestiegen ist, berichtet Tobias Kister vom Bremer Architekturbüro Feldschnieders und Kister. Um dem Bedarf nachkommen zu können, werde in den Herstellerfirmen inzwischen im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr gearbeitet. Dies allein sorge für entsprechende Preiserhöhungen. In den vergangenen eineinhalb Jahren hätten die sich allerdings im Rahmen der normalen Teuerungsraten im Bereich von fünf Prozent bewegt.

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