Auf Verduns Schlachtfeldern wird der Toten gedacht. Kanzlerin Merkel und Präsident Hollande setzten in der Tradition ihrer Vorgänger Kohl und Mitterrand mit der Erinnerung auf die gemeinsame Zukunft.
Vor 50 Jahren durften die Deutschen nicht dabei sein. Beim Gedenken an die "Hölle von Verdun" genannte Schlacht des Ersten Weltkrieges wollte Frankreichs Präsident Charles de Gaulle am 29. Mai 1966 keinen Vertreter des ehemaligen Kriegsgegners an seiner Seite haben. Auf den Tag genau ein halben Jahrhundert später festigen Kanzlerin Angela Merkel und Präsident François Hollande am Sonntag mit dem gemeinsamen Gedenken an mehr als 300.000 Tote die Basis deutsch-französischer Freundschaft.
Für den Auftakt haben Hollande und Merkel den deutschen Soldatenfriedhof von Consenvoye nördlich von Verdun gewählt. Gemeinsam mit vier Kindern aus beiden Ländern legen sie dort einen Kranz vor den schwarzen Metallkreuzen nieder. Deutsche Soldatenfriedhöfe sind in Frankreich leicht an der schwarzen Farbe der Kreuze zu erkennen.
Regen brachte Protokoll durcheinander
Der strömende Regen im Nordosten Frankreichs brachte das Protokoll gleich zu Beginn des Tages durcheinander. Hubschrauber von Hollande und Merkel konnten nicht wie geplant in der Nähe des kleinen Ortes landen. Die Wagenkolonnen mussten Kanzlerin und Präsident an einem anderen Ort abholen.
Hollande, wegen seiner schon mehrfach von strömendem Regen begleiteten Gedenkauftritte auch Rain Man genannt, ließ die Kanzlerin nicht im Regen stehen. Die französische Seite ließ vor dem Termin auf dem Soldatenfriedhof rasch noch einen Baldachin gegen den Regen aufstellen. Auf dem Weg vom und zum Soldatenfriedhof war es Hollande, der den Regenschirm für die beiden ganz allein gehenden Politiker trug.
In Consenvoye waren Hollande und Merkel bereits auf den Spuren ihrer Vorgänger Helmut Kohl und François Mitterrand, die schon dort im September 1984 erklärten: "Wir haben uns versöhnt, wir haben uns verständigt, wir sind Freunde geworden." Kurz darauf kam es vor dem Beinhaus von Douaumont zu jenem inzwischen als historisch geltenden Händehalten von Kohl und Mitterrand über den Gräbern von Verdun.
300.000 Soldaten während der Schlacht gefallen
Regen am Sonntag auch in Douaumont, wo mit einer neuen Inschrift erstmals daran erinnert wird, dass die hier gelagerten Überreste von rund 130.000 toten französischen UND deutschen Soldaten stammen. Dagegen hatten sich vor allem französische Verbände 100 Jahre lang verbissen gewehrt.
Die Zeremonie auf dem Gräberfeld vor dem berühmten Beinhaus lag in der Hand des deutschen Regisseurs Volker Schlöndorff. Er hatte sich sogar schlechtes Wetter gewünscht: "Wenn es dazu bei Regen ist - noch besser." Schlöndorff wollte die "Zeremonie Politikern und Militärs wegnehmen und den Jugendlichen geben". Mit fast 4000 Jugendlichen hatte er dafür tanzähnliche Bewegungen einstudiert. Dazu "ein donnerndes Kriegsgeräusch" von Stahltrommlern. Für Schlöndorff "ein anarchistisches Element, ein chaotisches Element, eben nichts Militärisches."
Während der Schlacht wurden 1916 im Ersten Weltkrieg mehr als 300 000 Soldaten aus beiden Ländern getötet. Im Nordosten Frankreichs lieferten sich deutsche und französische Truppen zehn Monate lang eine mörderische Auseinandersetzung, ohne dabei strategische Vorteile erringen zu können.