Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will offenbar aus der ökumenischen „Woche für das Leben“ aussteigen. Nach Informationen dieser Zeitung fiel ein entsprechender Beschluss auf der Sitzung des Rates der EKD in der vergangenen Woche in Berlin. Bereits am Mittwoch, als die EKD zu ihrem jährlichen Johannis-Empfang auf den Berliner Gendarmenmarkt einlud, waren die Pläne Gesprächsthema.
Die bundesweite Aktionswoche gibt es seit 1991. Sie wurde ursprünglich vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gegründet, 1994 kam die EKD dazu. Inhaltlich beschäftigt sich die Themenwoche mit dem Schutz des menschlichen Lebens in seiner Gesamtheit: So gehörten etwa der assistierte Suizid, Spätabtreibungen oder das Leben mit Behinderungen in der Vergangenheit zu den Themen der „Woche für das Leben“. In diesem Jahr stand die Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Generation Z: Pandemie, Klima, Krieg – wie leben in Erwartung weiterer Krisen?“ Der Pressesprecher der EKD, Carsten Splitt, wollte einen Ausstieg der EKD aus der Veranstaltungsreihe am Wochenende nicht bestätigen. „Wir sind in Gesprächen über die weitere Gestaltung der Themenwoche und reden dazu auch mit unseren katholischen Partnern“, sagte Splitt.
Katholiken bedauern Schritt
Eine Nachfrage bei der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ergab am Sonntag jedoch ein völlig anderes Bild. „Die Deutsche Bischofskonferenz bedauert, dass der Rat der EKD den Ausstieg aus der ökumenischen ,Woche für das Leben‘ beschlossen hat“, sagte deren Pressesprecher Matthias Kopp. Darüber sei man bereits am Freitag schriftlich von der EKD informiert worden.
„Wir sind traurig, dass eine der ältesten ökumenischen Initiativen in Deutschland, die sich seit fast 30 Jahren als wichtiger Beitrag zur Bewusstseinsbildung für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens einsetzt, für die EKD keine Relevanz mehr hat“, sagte Kopp. „Wir können nicht nachvollziehen, dass die EKD dieses gemeinsame Projekt, bei dem wir als Kirchen mit einer Stimme in der Öffentlichkeit aufgetreten sind, verlässt.“ Die Deutsche Bischofskonferenz werde bei ihrer nächsten Vollversammlung über den Fortbestand der „Woche für das Leben“ beraten, die dann möglicherweise nicht mehr ökumenisch stattfinden werde.