Jubel bei der FDP. Als kurz nach Schließung der Wahllokale die erste Prognose auf den großen Bildschirmen ausgestrahlt wird, sind die Bremer Mitglieder der Partei bei der Wahlparty im „Mucho Mas“ am Wall begeistert. 10,5 Prozent hat ein Institut in der ersten Vorhersage errechnet, Gewinne von deutlich über fünf Prozentpunkten – ein Ergebnis, das die FDP-Mitglieder zwar erhofft, aber nicht erwartet hatten. Um kurz nach 18 Uhr kommt dann eine erste Bestätigung: Auch die Hochrechnung sieht die Partei bei mehr als zehn Prozent. Die Menschen sind begeistert; sie klatschen, vereinzelt rufen Menschen vor Freude. Einige fallen sich in die Arme, die Erleichterung ist deutlich spürbar.
Rund 80 Gäste sind zu der FDP-Party gekommen, gerechnet hat man bei der Partei mit weniger. „Ich freue mich vor allem, dass es nicht nur Parteimitglieder sind“, sagt Pressesprecher Tim Abitzsch. Das Publikum ist gemischt: ältere Menschen, aber auch Familien und viele junge Leute. Es scheint fast, dass mehr junge Leute hinzukommen, je länger der Abend dauert. Die FDP-Anhänger sind auf eine lange Party-Nacht eingestellt. Ein junges Mitglied hat sich sogar extra an diesem Montag freigenommen.
Noch vor der Verkündung erster Resultate – der Raum in der Tapas-Bar füllt sich langsam – sind sich die meisten Besucher der Wahlparty einig. „Ein zweistelliges Ergebnis für die FDP wäre schön, aber wir sind auch mit 9,8 Prozent zufrieden“, sagt Rainer Buchholz, Mitglied des erweiterten Landesvorstandes. Als Christian Lindner auf dem Fernseher gezeigt wird, bezeichnet Buchholz ihn als einen Glücksfall. „Vier Jahre hat er sich voll reingehängt und tolle Arbeit gemacht.“ Dementsprechend groß ist der Jubel der Bremer FDP, als Lindners Rede nach der ersten Hochrechnung gezeigt wird.
Auch über das Abschneiden der AfD sprechen viele der Liberalen. Die Hoffnung auf ein einstelliges Ergebnis sollte sich jedoch nicht bewahrheiten. Die AfD bezwingt die FDP im Rennen um Platz drei. Spitzenkandidatin Lencke Steiner findet deutliche Worte: „Die AfD nervt.“ Sie glaube nicht, dass die Partei in der kommenden Legislaturperiode Inhalte liefern könne.
Nach dem ersten Jubel steigen Lencke Steiner und der Landesvorsitzende Hauke Hilz auf ein aus Europaletten gezimmertes Podium. Sie bedanken sich und werden von ihren Bremer Parteikollegen gefeiert. „Die harten Wochen des Wahlkampfes haben sich gelohnt“, sagt Hilz, „Das Ergebnis ist eine Sensation für uns.“ Er fügt auch noch eine Entschuldigung an die Partner hinzu, die ihn und andere Wahlkampfhelfer in letzter Zeit wenig gesehen hätten. Auch Steiner freut sich sichtlich. Sie grinst gut gelaunt und sagt mehrfach, dass sie „mega glücklich“ sei. Sie hoffe auf eine riesige Party, als kleines Dankeschön verteilen sie und Hilz dann Schnäpse an die Besucher der Feier.
Auch das Ergebnis der FDP in der Stadt Bremen freut die Liberalen. „Fast zehn Prozent sind ein sehr gutes Ergebnis“, sagt Steiner. Eine Steigerung um rund sechs Prozent. Ob es für ihren Einzug in den Bundestag reicht, war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht klar. Steiner selbst sagt, sie erwarte nichts und wolle sich überraschen lassen. Trotzdem kündigt sie schon das nächste große Ziel der FDP an: „Wir wollen bei der Bürgerschaftswahl 2019 ein zweistelliges Ergebnis erreichen.“