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Der Fall Ghareh-Hassanloo Welle der Solidarität nach Todesurteil

Menschenrechtsorganisationen und Ärzteverbände setzen sich für zum Tode verurteilte Iraner ein. Hamburger Landesvorsitzender des Marburger Bundes übernimmt Patenschaft für Hamid Ghareh-Hassanloo.
21.12.2022, 20:00 Uhr
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Welle der Solidarität nach Todesurteil
Von Monika Felsing

Ein Arzt versorgt auf einer Demo zwei Verletzte. Kurz darauf stürmen Geheimpolizisten sein Haus, schlagen ihn und seine Frau zusammen und verhaften die beiden. Ein Schnellgericht verhängt ein Todesurteil über den Radiologen. Seine Frau soll für 25 Jahre ins Gefängnis. Hamid und Farzaneh Ghareh-Hassanloo sind zwei von ungezählten Menschen im Iran, an denen das Regime ein Exempel statuieren will.

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Der Vorsitzende des Hamburger Landesverbandes des Marburger Bundes, Pedram Emami, hat eine Patenschaft für seinen Berufskollegen übernommen. Der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte versucht, mit einem offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf den Verurteilten, aber auch generell auf Menschenrechtsverletzungen im Iran und die Situation des medizinischen Personals aufmerksam zu machen. Auf Deutsch, Englisch und Farsi.

In der Haft gefoltert

Auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat den Fall dokumentiert und vermittelt Patenschaften. Nach ihrer Darstellung hatten der 53-jährige Radiologe und seine Frau, eine Laborwissenschaftlerin, auf einer Demo zum Gedenken an die getötete Regimegegnerin Hadith Najafi teilgenommen. „Auf dem Rückweg kamen sie an einem Ort vorbei, an dem uniformierte Kräfte protestierende Menschen angriffen, wobei viele Demonstranten verletzt und zwei getötet wurden“, schreibt die IGFM. Bei der Massenpanik sei auch ein Geistlicher verletzt worden. Augenzeugen zufolge hat Hamid Ghareh-Hassanloo dem Mullah Erste Hilfe geleistet und auch einem tödlich verletzten Revolutionsgardisten, einem Angehörigen der Basiji-Miliz, ärztlich beizustehen versucht.

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Das Ehepaar war bisher nicht für politisches, sondern für großes soziales Engagement bekannt. „Gerade angesehene Persönlichkeiten, die sich der Protestbewegung anschließen, sind gewichtige Stimmen, die durch Anschuldigungen diskreditiert werden sollen“, schreibt die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte. Ein Foto aus der Klinik zeigt den verhafteten Familienvater mit Folterspuren.

Offener Brief und Petition

Zehn weiteren Männern und Frauen wird vorgeworfen, am Tod des Milizionärs schuld zu sein. Auch Farzaneh Ghareh-Hassanloo. Es heißt, sie sei gefoltert worden und habe ein Geständnis unterschrieben, um ihre beiden Kinder zu schützen.

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„Alle iranischen Kontakte, die ich habe, sagen: Macht es öffentlich“, betont Nadja Rakowitz, die Sprecherin der Demokratischen Ärztinnen und Ärzte. „Das ist im Moment die einzige Form von Druck, die wir auf dieses Regime ausüben können. Und wir hoffen, dass das was bringt, einen Schutz darstellt.“ Ihr offener Brief, den unter anderem auch die Bundesärztekammer unterzeichnet hat, prangert an, dass medizinisches Personal im Iran „daran gehindert wird, verletzte Protestierende medizinisch zu versorgen“. So sei die Ärztin Aida Rostami nach einem solchen Einsatz entführt und ermordet worden. „Wir solidarisieren uns mit unseren ärztlichen Kolleginnen und Kollegen im Iran und fordern, dass sie ihre Arbeit entsprechend dem Genfer Gelöbnis  ausüben können!“, bekunden die Ärztinnen und Ärzte. Eine Petition auf change.org für den zum Tode verurteilten Mediziner ist bisher mehr als 147.000 Mal unterzeichnet worden. 

Info

Näheres auf https://www.igfm.de/dr-hamid-gharehhassanloo und auf Englisch auf https://women.ncr-iran.org/2022/12/07/hamid-and-farzaneh-ghareh-hassanlou.

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