Deutschland hat bei unseren Nachbarn für Verwunderung, aber auch für Freude gesorgt. Also Schadenfreude. Nämlich über das Impfchaos und Missmanagement unserer Politik und Behörden bei der Bekämpfung der Seuche. Immerhin: Nach dem Osterruhe-Debakel wollten Bund und Länder alles besser machen, und das Durcheinander beenden, was man wo gerade bei welcher Zahl von Infizierten machen darf oder nicht.
Die neue Einigkeit etwa darüber, das Nachtleben auf der Reeperbahn dem auf Baltrum anzupassen, hat glatt fünf Tage gehalten, ein neuer Rekord. Bloß dann haben die Kanzlerin und die Länderchefs gemerkt, dass Deutschland nicht mehr nur in Gute und Böse, Achtsame und Leerdenker zerfällt, sondern auch in Geimpfte und Nichtgeimpfte.
Schon ging der Streit los, ob und ab wann Geimpfte Freiheitsrechte zurückbekommen sollen. Nun gilt in Rheinland-Pfalz und im Bayern des Markus Söder, der auf Lockerer gewechselt hat, wieder etwas anderes als in Stuttgart. Oder in Nordrhein-Westfalen, wo der von Angela Merkel gerüffelte Lockerungsfreund Armin Laschet dafür ist, das Land solle erst mal im Wartesaal Platz nehmen. Also noch keine konkreten Beschlüsse fassen.
Abwarten ist ohnehin das Motto der Corona-Politik geworden. Abwarten, ob man Masken braucht. Abwarten, ob wirklich eine zweite Welle kommt. Abwarten beim Aufheben der Impfreihenfolge. Es gilt wieder die Methode Flickenteppich, auch der Ausstieg aus der Pandemie droht verstolpert zu werden.
Weil der Reise-Impfpass der EU und die deutsche Impf-App noch auf sich warten lassen, mit denen Geimpfte wieder reisen oder Restaurants besuchen dürfen, hat der Kampf um die richtige App für die nötige Registrierung begonnen. Da gibt es die vom Rapper Smudo beworbene Luca-App, eine namens Iris und auch Frida, die „Besucher-Lenkungs-App“ der Ostfriesischen Inseln. Alle konkurrieren mit der Corona-Warn-App des Bundes, die QR-Codes erfassen kann. Hoffentlich aber ergeht es Menschen ohne Smartphone nicht wie dem Engländer David Walters. Dem 78-jährigen wurde in einem Pub beschieden: ohne App kein Bier.