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Elementarschaden-Versicherung Was Hauseigentümer wissen sollten

Der Klimawandel könnte in Zukunft immer häufiger für Überschwemmungen sorgen. Die Politik will zwar handeln, doch Immobilienbesitzer sollten besser nicht darauf warten.
09.09.2024, 05:00 Uhr
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Von Hannes Koch

Naturkatastrophen schlagen mittlerweile auch an Orten zu, wo man sie nicht erwartet. Die kürzlich vom Hochwasser in Süddeutschland geschädigten Bürgerinnen und Bürger können das bestätigen. So kommen mittlerweile selbst Hausbesitzer in scheinbar sicheren Gegenden auf den Gedanken, Versickerungsgruben in ihren Gärten auszuheben, damit etwaiger Starkregen nicht die Keller überflutet.

Wie kann man sich gegen solche Ereignisse versichern?

Die Elementarschaden-Versicherung deckt Kosten ab, die durch Wetterextreme an Gebäuden entstehen. Gemeint sind damit: Hochwasser, Starkregen, Überschwemmung, Rückstau der Kanalisation, zu große Schneelast auf Dächern, Lawinen, Erdrutsche, -senkungen und -beben sowie Vulkanausbrüche. In der normalen Gebäudeversicherung, über die fast alle Immobilienbesitzer verfügen, sind die Folgen solcher Extremwetter überwiegend nicht enthalten.
Bei Wohngebäude-Policen geht es in der Regel nur um Schäden durch kaputte Wasserleitungen, Sturm und Hagel. Alles andere muss man zusätzlich versichern und das entsprechende Modul im Vertrag dazubuchen. Wobei der Verband der Versicherungsunternehmen (GDV) erklärt, dass selbst damit Kosten durch aufsteigendes Grundwasser nicht abgedeckt seien. Drücke Wasser von unten in den Keller, gelte dies als Baumangel, für den die jeweiligen Immobilienbesitzer selbst verantwortlich seien.

Kommt bald die Pflichtversicherung?

Weil die Schäden durch Wetterextreme zunehmen, die Kosten auch für den Staat steigen, bisher aber erst gut die Hälfte der Hausbesitzer eine Elementarschaden-Police abgeschlossen hat, läuft die politische Debatte über die sogenannte Pflichtversicherung. Gäbe es sie, müssten alle Hauseigentümer einen solchen Vertrag abschließen. Unter anderem die Regierungen der Bundesländer sind dafür, auf Betreiben der FDP befürwortet die Bundesregierung jedoch bis jetzt nur die Verpflichtung, dass die Versicherer den Hausbesitzenden solche Policen anbieten sollen. Ob diese Diskussion bald zu einem Ergebnis führt, scheint unklar. Deshalb spricht einiges dafür, sich individuell um eine Lösung zu kümmern. Die Zeitschrift Finanztest der gemeinnützigen Stiftung Warentest beispielsweise schreibt: „Wir empfehlen die Versicherung gegen Naturgefahren.“

Für wen macht ein Vertrag Sinn?

„Starkregen kann jede Region in Deutschland betreffen“, sagt eine Sprecherin des GDV. Der Verband der Versicherungen stellt auf seiner Internetseite den sogenannten Hochwassercheck bereit, wo man für jede deutsche Postleitzahl die Gefahrenlage abfragen kann. Häufig lautet der Befund „mittleres Risiko“. Wer will, kann dies als Taktik von Versicherungsfirmen bewerten, vielen Kunden neue Verträge zu verkaufen. Doch die Botschaft der Verbandssprecherin trifft durchaus zu: Durch Starkregen können mittlerweile auch an scheinbar risikolosen Orten schnell gewaltige Wassermengen zusammenkommen, die die Haustechnik im Keller bedrohen – selbst in weit von Flüssen entfernten Stadtvierteln und friedlichen Dörfern an sanften Hängen im Hügelland.

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Wo und wie bekommt man die Policen?

Ratsam ist etwa eine Suche auf den bekannten Verbraucherinformations- und Preisvergleichsportalen. Diese bieten einfache Eingabefunktionen, die nach wenigen Minuten und Eingabe einiger Daten über die jeweilige Immobilie eine Auswahl von Vertragsangeboten präsentieren. Ein zweiter Weg führt zu Versicherungsagenturen, die ebenfalls einen Vergleich diverser Verträge bereitstellen können. Immobilienbesitzer können auch die nahe liegende Lösung wählen und das Elementarschaden-Modul bei dem Unternehmen hinzubuchen, bei dem sie bereits die Wohngebäudeversicherung abgeschlossen haben. Davon abgesehen mag sich ein Blick in die Zeitschrift „Finanztest“ lohnen, die im April 2023 einen umfangreichen Vergleich einschlägiger Verträge veröffentlicht hat.

Wie hoch fallen die Kosten aus?

Für einen Altbau mit elf Eigentumswohnungen im Stadtzentrum – nicht in der Nähe eines Flusses und mit mittlerer Starkregen-Gefahr– kann eine gute und günstige Wohngebäudeversicherung etwa 3300 Euro pro Jahr kosten (300 Euro pro Wohnung). Plus Elementarschaden-Modul liegt der Preis bei gut 4000 Euro (rund 360 Euro Wohnung). Der Mehrpreis für die Absicherung gegen Elementarschäden beträgt 60 Euro pro Jahr und Wohnung, was auf fünf Euro monatlich hinausläuft. Für ein Einfamilienhaus (200 Quadratmeter Wohnfläche, Seenähe, hohes Starkregen-Risiko) kann ein günstiger Preis zwischen 1054 Euro (Basis) und 1400 Euro (mit Elementarschaden) jährlich liegen. Diese Werte sind Anhaltspunkte – je nach Risiko, Haus, Ausstattung und Geografie können sie deutlich höher ausfallen. Außerdem steigen die Preise spürbar. Darin spiegeln sich die zunehmenden Schäden und die erhöhten Baukosten wider.

Worin liegt der Nutzen?

Gute Verträge enthalten die Formulierung, dass die jeweilige Immobilie zum „gleitenden Neuwert“ versichert ist. Damit übernimmt die Versicherung die Wiederherstellung des Hauses zu aktuellen Preisen und Standards. Das heißt: Auch alte Gebäude werden bei der Sanierung auf den neuen Stand gebracht.

Und die Hausratversicherung?

Diese kann man ebenfalls aufrüsten. Denn Wohngebäude- und Elementarschadenverträge decken nur das Haus ab, nicht aber das bewegliche Inventar. Für dieses lässt sich eine Hausratversicherung mit zusätzlichem Extremwetter-Modul abschließen. Lebt man im zehnten Stockwerk in der Innenstadt, ist das vielleicht weniger wichtig, wobei auch dort die alten Möbel im Keller einem Hochwasser zum Opfer fallen können.

Ist weitere Vorsorge nötig?

Immobilienbesitzer sollten sich rechtzeitig Gedanken über den baulichen Schutz ihrer Häuser machen. Das betrifft zum Beispiel die Gestaltung des Gartens. Das Gefälle der Außenanlagen sollte nicht zum Gebäude, sondern von ihm weg führen. So läuft Niederschlagswasser nicht zum Haus, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Versickerungsmulden oder -gruben auf dem Gelände können dafür sorgen, dass plötzlich auftretende Wassermassen aufgefangen werden. Außerdem ist es ratsam, nicht benötigte Öffnungen in Erdnähe zu verschließen sowie im Parterre und Kellergeschoss wasser- und druckdichte Fenster und Türen zu installieren.

Weitere Informationen unter www.dieversicherer.de/versicherer/wohnen/hochwassercheck

www.gdv.de/gdv/themen/klima/naturgefahren

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