Es sind nicht alleine die Grünen, die in Hessen von den Verlusten der Volksparteien profitiert haben: Es gibt drei weitere, wenn auch deutlich kleinere Sieger. Der größte von ihnen ist auf den ersten Blick die AfD. Die Truppe rechts von der CDU hat in Hessen den Sack zugemacht: Nun ist sie in allen deutschen Landesparlamenten vertreten. Das ist der vorläufige Höhepunkt eines Durchmarschs, der vor gut vier Jahren in Sachsen begann.
Das war es dann aber auch. Erstens, weil die Partei weitgehend isoliert ist. Nicht einmal in der Opposition wollen die übrigen Parteien mit den rechten Populisten zusammenarbeiten. Gemeinsam mit ihnen regieren will man schon gar nicht. Mathematisch wäre zwar eine sogenannte Bahamas-Koalition aus CDU, AfD und FDP in Hessen möglich, aber ideologisch ist das genauso unmöglich wie Schwarz-Rot-Rot.
Zudem scheint das Ergebnis in Hessen etwa den Wert anzuzeigen, bei dem sich die AfD im Schnitt einpegeln wird. Sensationelle Triumphe wie 2016 in Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern werden Ausnahmen bleiben, ihnen stehen fünf bis sieben Prozent in anderen Ländern gegenüber. Um die 13 Prozent sind achtbar, aber doch weniger als erhofft. Das hatte man auch bei der Bundestagswahl. Zum Überleben recht es dicke, zu mehr aber auch nicht.
Ähnlich, aber auf halber Höhe, ergeht es der Linken in Hessen. Sie kann sich über ein bescheidenes Plus freuen und ist damit als kleinste Kraft im Landtag stabilisiert. Selbst wenn es eine Mehrheit links der Mitte in Hessen gäbe, würde eine entsprechende Koalition schon an der Chef-Frage scheitern, da SPD und Grüne gleich stark sind. Von einer Regierungsbeteiligung darf die Linke weiter nur träumen.
Anders als die Liberalen. Für sie ist der Einzug in die vierte Landesregierung durchaus möglich, und darin liegt eine große Portion Ironie. Denn da eine Ampel aus demselben Grund nicht geht wie Rot-Rot-Grün, heißt ihre Machtoption abermals „Jamaika“. Wir erinnern uns: Jenes Bündnis, das Parteichef Christian Lindner auf Bundesebene nicht wollte, obwohl die Premiere in Schleswig-Holstein gut gestartet war. Lieber nicht regieren als schlecht regieren, sagte Lindner vor knapp einem Jahr. Riskant bis tollkühn war das – und mit zweistelligen Ergebnissen erst einmal Schluss.
Nun ist Lindner schon wieder obenauf: „Zittern müssen andere.“ Er wohl nicht mehr – erst recht nicht, wenn seine Partei in Wiesbaden doch noch zum Regieren gebraucht wird. Allerdings müssen die Liberalen dann trotzdem kleine Brötchen backen: Das Wirtschaftsressort wird ihnen der große grüne Sieger Tarek al-Wazir kaum abtreten.